US-Präsident Trump: Aufwind für international Schulen?

Von am 15. November 2016
Wikimedia Commons Gage Skidmore

Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat auch die amerikanischen Business Schools eiskalt erwischt. Schließlich waren die Studenten mehrheitlich für Hillary Clinton. Nun überlegen vor allem internationale Studenten, ob sie künftig noch in den USA studieren sollen.

“Eigentlich wollte ich noch ein paar Jahre in den USA bleiben, bevor ich in mein Heimatland zurückkehre”, schreibt ein Kolumbianer in der Studentenzeitung der Harvard Business School The Harbus. “Aber mit Trump als Präsident werde ich wohl direkt nach dem Studium zurückgehen. Ein trauriger Tag in der Geschichte der Menschheit.”

Auf der Website von The Harbus konnten Studenten ihre Gefühle anonym posten. “Ich habe große Angst um meine Rechte als Immigrant, Farbige und Frau”, schreibt eine Studentin. Und ein anderer stellt fest: “Trump repräsentiert das wahre Amerika. MBA-Studenten leben in ihrer eigenen Blase und sehen nicht die schweigende Mehrheit.” Bereits vor der Wahl hatte die Business School ihre Studenten befragt: 85 Prozent unterstützten Hillary Clinton, drei Prozent Donald Trump.

Mehr als die Hälfte der Bewerber an amerikanischen Business Schools kommt aus dem Ausland und an den Topschulen machen internationale Studenten rund ein Drittel der Klasse aus. Das könnte sich nach der Wahl ändern. So berichtete das National Public Radio (NPR) von einer Umfrage vor der Wahl bei mehr als 40.000 Studieninteressenten aus 118 Ländern. Dabei gaben 60 Prozent an, dass sie die USA als Studienland weniger in Betracht ziehen würden, wenn Trump Präsident wird. Hauptsorge war das Thema Immigration. Unter den Mexikanern, die Trump im Wahlkampf besonders scharf angegriffen hat, wollten sogar 80 Prozent unter Trump nicht in den USA studieren.

Von der Situation profitieren werden wohl vor allem die kanadischen Business Schools, aber auch die europäischen Schulen. Viele Interessenten würden ihre Optionen nun neu überdenken, schreibt Caroline Diarte Edwards, Direktor von Fortuna Admissions bei Poets&Quants. Seit dem Wahlergebnis habe sie wiederholt von Kandidaten gehört, sich nun stärker auf Nicht-US-Schulen zu konzentrieren. Auch manche Eltern seien inzwischen gegen ein Studium in den USA. So hätten die Eltern einer jungen Frau und Top-Bewerberin aus Singapur ihr nun verboten, in den USA zu studieren.

Unterstützen Sie MBA Journal mit einem Betrag Ihrer Wahl, wenn Sie weiter fundiert recherchierte News lesen wollen.
Spenden mit dem PayPal-Button

Schon vor der Wahl von Trump verzeichneten Schulen wie INSEAD eine verstärkte Nachfrage bei Amerikanern. Wie schon beim Brexit sei die Wahl von Trump ein klares Statement für wachsenden Nationalismus, erklärte Peter Zemsky, Dean of Executive Education am INSEAD. Die Business School sehe sich schon immer als Plattform für globales Verständnis und als Brückenbauer. “Unsere Mission ist – traurig genug – relevanter als je zuvor”, so Zemsky gegenüber Poets & Quants. INSEAD habe bereits eine erhebliche Zahl von US-Studenten und man erwarte, dass es künftig noch mehr werden. INSEAD-Dean Ilian Mihov glaubt, dass auch die Zahl der internationalen Studenten als Folge der US-Wahl zunehmen wird. “Isolationismus widerspricht den Grundwerten von INSEAD”, so der Dean. “Wir glauben nicht, dass die Schaffung von Barrieren zu einer besseren Welt führt.”

So könnte Trump den europäischen Schulen goldene Zeiten bescheren, wenn die klügsten und besten internationalen Studenten den USA den Rücken kehren und amerikanische Studenten ihr MBA-Studium als ideale Möglichkeit sehen, das Land zu verlassen und ihre berufliche Zukunft außerhalb den USA zu suchen. Auch die deutschen Business Schools könnten davon profitieren.

Manche US-Schulen üben sich dagegen laut Financial Times  in “vorsichtigem Optimismus”. So zitiert das Blatt Douglas Skinner, Dean der Chicago Booth School of Business. Der setzt weiter auf den amerikanischen Markt. Denn selbst wenn die Wirtschaft in den USA unter Trump leiden würde, würden wieder mehr Amerikaner ein MBA-Studium beginnen. Der MBA-Markt funktioniert bisher stets antizyklisch. Je schlechter die Jobchancen sind, desto mehr Amerikaner nutzen die Zeit für ein MBA-Studium. Dennoch sei er über mögliche Einwanderungs-Kontrollen besorgt, so Skinner. Immerhin habe die Schule über ein Drittel internationale Studenten. Restriktionen bei den Studenten-Visa würden die Schule daher durchaus treffen.

Rich Lyons, Dean der Haas School of Business an der University Berkeley, glaubt, dass Schulen mit den stärksten Marken, die für klare Werte stehen und sie auch leben, auch weiterhin internationale Studenten anziehen werden. Noch bleibt abzuwarten, ob und inwieweit Trump seine angekündigten Pläne umsetzt und ob dabei auch die Strahlkraft von Topschulen wie Harvard, Stanford oder Wharton für internationale Studenten verblasst.

 

 

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.