Universität Köln: Streit um neue Business School

Von am 27. März 2015
Kölner Dom und Hohenzollern Brücke im Sonnenuntergang Fotolia ©william87

Die Universität zu Köln will zusammen mit der Rotterdam School of Management einen Executive MBA anbieten. Dazu soll eine Business School als GmbH gegründet werden, an der beide Schulen zur Hälfte beteiligt sind. Am Mittwoch sollte sich der Senat mit dem Thema beschäftigen. Doch nun sollen die Pläne erst noch einmal überarbeitet werden.

Der Protest der Studenten war massiv: „Privatisierung der Universität durch die Hintertür beschlossen – Studierende verurteilen geplante Business School an der Universität“ titelte der Allgemeine Studentenausschuss der Universität zu Köln in seiner Pressemeldung. Auf Antrag der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WiSo) der Universität zu Köln solle über die Gründung einer Business School entschieden werden. Dabei solle ein 18monatiger Executive MBA für 46.500 Euro angeboten werden. „Es handelt sich hier um nichts anderes als einen gekauften Hochschulabschluss“, polterte Politikreferent Michael Schema.

Das ist natürlich kompletter Unsinn und zeigt wieder einmal, wie viel Unwissen in Deutschland noch immer über MBA-Programme herrscht. Natürlich kann eine öffentliche Universität kostenpflichtige MBA-Studiengänge anbieten und ein MBA-Abschluss ist nicht gekauft, nur weil es hohe Studiengebühren gibt.

Dass das auch hervorragend funktionieren kann, zeigt zum Beispiel die Universität Mannheim. Die Mannheim Business School gehört zu 25 Prozent der Uni und zu 75 Prozent einer Stiftung an der BWL-Fakultät. Die Business School zahlt Personal- und Raumkosten sowie Honorare für die Uni-Professoren, wenn sie im MBA-Programm unterrichten. Dabei macht sie rund eine Million Euro Gewinn im Jahr, die jedoch für Rücklagen genutzt werden.

Das große Geld lässt sich daher mit einer Business School nicht verdienen. Und wenn die geplante Kölner Business School auch noch zur Hälfte der Rotterdam School of Management gehört, dann würde auch die Hälfte der Gewinne – sollte es sie denn überhaupt mal geben – in die Niederlande fließen.

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400.000 Euro will die Kölner Uni in die neue Business School stecken. Geplant war, dass die Dozenten zu einem Drittel von der Uni Köln, der RSM und vom freien Markt kommen. Die treibende Kraft ist dabei offenbar Professor Ulrich Thonemann, Direktor der Abteilung Supply Chain Management & Management Science sowie Vice Dean External Relations der Universität.

Die Partnerschaft mit der RSM sei vor allem interessant, weil die Schule bereits viel Erfahrung mit internationalen MBA-Programmen gesammelt hat, so Pressesprecher Patrick Honecker. So ließe sich vielleicht ein neues Marktfeld erschließen. Dabei sollen zu dem Executive MBA später auch noch weitere kostenpflichtige Weiterbildungsangebote kommen.

Doch ob das Angebot eines weiteren Executive MBA Programms in Deutschland überhaupt erfolgversprechend ist, erscheint fraglich. Schließlich gibt es mit dem Kellogg-WHU Executive MBA in Düsseldorf und Vallendar, dem Mannheim & Essec Executive MBA und dem Executive MBA der ESCP Europe in Berlin bereits einige hochkarätige Programme. Dazu kommt, dass deutsche Unternehmen offenbar immer seltener bereit sind, ihre Mitarbeiter beim Studium zu unterstützen.

Das seien Fragen, auf die man eine Antwort von der Fakultät erwarte, sagt Uni-Pressesprecher Honecker. Da müsse die Fakultät noch nacharbeiten und Kennzahlen liefern. Ursprünglich sollte sich der Senat am vergangenen Mittwoch mit der geplanten Business School beschäftigen. Doch nun sollen die Pläne erst noch einmal überarbeitet werden. Zudem wolle man keine Entscheidung gegen die Studenten treffen und die Kommunikation „neu aufsetzen“, so Pressesprecher Honecker.

Die Behauptung, dass die RSM die Uni Köln unter Druck gesetzt und auf einen Vertragsabschluss im April gedrängt habe, andernfalls wolle sie eben allein mit einem Executive MBA-Programm in Köln starten, will er nicht kommentieren. Die Uni Köln sei schließlich nicht „zwingend genötigt“ das mit der RSM zu machen.

Dabei sind auch schon andere Business Schools am schwierigen deutschen MBA-Markt gescheitert. So hatte die niederländische TiasNimbas Business School ihr Glück in Bonn versucht und ihr berufsbegleitendes MBA-Programm nach etlichen Managementfehlern schließlich mangels Teilnehmern wieder eingestellt.

Zudem würde sich die RSM mit einem neuen Executive MBA in Köln wohl auch selbst kannibalisieren. Die Schule hat bereits einen Executive MBA (Studiengebühren 47.000 Euro), bei dem der Unterricht jedes zweite Wochenende in Rotterdam stattfindet. Wer den MBA an der RSM machen will, kann die 200 Kilometer von Köln auch bequem fahren. Zudem gibt es noch einen Global Executive OneMBA, den die Schule mit vier anderen Schulen durchführt.

Die Pressestelle der RSM antwortet auf eine entsprechende Anfrage nicht, was nicht weiter verwundert. So erklärte Hetty Brand-Boswijk, Project Manager und Direktorin Business Development im MBA-Bereich, erst vor kurzem, dass man Journalisten bewusst nicht informiere und ihre Anfragen nicht beantworte.

Vor einigen Jahren war die RSM in Deutschland – nicht zuletzt durch eine Kooperation mit dem Handelsblatt – relativ bekannt. Seitdem hört und liest man so gut wie nichts mehr.

In den letzten Jahren ist die Schule im FT-Ranking kontinuierlich abgestiegen von Platz 30 auf 45. Dabei wirbt sie auf ihrer Website sogar mit so höchst fragwürdigen Rankings wie dem von Eduniversal.

Auch die Uni Köln hat eine eher unglückliche Geschichte in Sachen MBA hinter sich. 2006 meldete das Handelsblatt, dass die Universität zu Köln das größte MBA-Programm in Deutschland plant. Das hatte die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät offiziell gegenüber dem Handelsblatt bestätigt. Geplant sei ein sehr umfangreiches Programmangebot mit einem halben Dutzend Vertiefungsrichtungen („majors“), z.B. in Accounting, Finance, Marketing, Supply Chain Management oder Business Policy, schrieb das Handelsblatt damals. Mit dem Programmstart sei frühestens zum Wintersemester 2007/08 zu rechnen. Mit einer Zahl von rund 250 Studierenden wäre dies zugleich das größte MBA-Programm in Deutschland. Doch die Meldung entpuppte sich als Ente.

Im gleichen Jahr gab es allerdings bereits einen Global eManagement an der International School of Management (ISEM), die der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät angegliedert war. Doch der verschwand relativ schnell wieder von der Bildfläche.

Auch bei der Akkreditierung durch EQUIS brauchte Köln zwei Anläufe, bekam aber dann 2012 das Gütesiegel. Ein MBA-Programm hat die Universität jedoch bisher nicht, sondern nur einen Master of Science in Business Administration.

Man darf also gespannt sein, wie es diesmal weiter geht.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.