Süddeutsche Zeitung empfiehlt fragwürdiges MBA-Programm

Von am 26. September 2012

„Seien Sie anspruchsvoll“ und „Profitieren Sie von der Vertrauenswürdigkeit der Marke Süddeutsche Zeitung“ wirbt die renommierte Tageszeitung. Das gilt wohl weniger für das neue MBA-Portal. Denn dort werden auch MBA-Programme von fragwürdigen und nicht anerkannten Schulen empfohlen. Wer etwa an Swiss Business School einen MBA-Titel erwirbt, darf ihn in Deutschland nicht führen. Sonst macht er sich strafbar.

Schon vor einigen Monaten war das MBA-Portal wegen seiner peinlichen Texte aufgefallen. Nun zeigt sich, dass man auch bei der Auswahl der empfohlenen MBA-Programme nicht sehr wählerisch ist. Schließlich zahlen die Business Schools in der Regel für die Präsentation auf dem MBA-Portal.

Unter der Überschrift „MBA mit internationaler Ausrichtung“ befindet sich neben der TU München und der Hochschule Furtwangen auch die Swiss Business School (SBS) in Zürich.

„Das Executive MBA-Programm der SBS richtet sich an Führungskräfte mit langjähriger Berufserfahrung. Sie suchen in der Regel Anschluss an ein internationales Umfeld und den Standort Zürich“, schreibt die SZ. Stolze 29.500 Euro kostet das Studium an der Schule mit dem kleinen Schönheitsfehler. Denn Swiss Business School (SBS) ist keine in der Schweiz anerkannte Hochschule.  Damit darf ihr MBA-Titel auch in Deutschland nicht geführt werden.

Die Schule wirbt zwar mit einer beeindruckenden Liste von Akkreditierungen und Zertifikaten, doch die dient wohl eher der Verwirrung als der Aufklärung. Denn ob die Schule „Approved by the Department of Veteran Affairs (VA)”, also vom amerikanischen Veteranenverband überprüft wurde, ist für einen deutschen Interessenten ziemlich unbedeutend. Zudem ist fraglich, ob das stimmt.

Das Verwirrspiel mit den Gütesiegeln betreibt die Schule schon länger. So warb sie 2007 mit dem Logo der Akkreditierungsorganisation FIBAA. Doch auf der FIBAA-Website ließ sich die SBS damals nicht finden. Daraufhin teilte die SBS im April 2007 mit, sie sei lediglich ein Mitglied der FIBAA, aber dies sei auf der FIBAA-Website nicht aufgeführt. Zudem befinde sie sich zur Zeit im Akkreditierungsprozess bei der FIBAA und bis sie akkreditiert sei, habe sie das Logo daher erst einmal entfernt. Mit der Akkreditierung scheint es dann doch nicht geklappt zu haben. Denn auf der FIBAA-Website findet man die SBS auch heute noch nicht unter den akkreditierten Schulen.

Weiter wirbt die Schule mit dem Logo der CHEA (Council for Higher Education Accreditation) und schreibt: „Accredited by a CHEA-Recognized Accrediting Organization“ und „Recognized by the U.S Department of Education“. Das betrifft offenbar die auf der Website erwähnte International Assembly for Collegiate Business Education (IACBE). Laut Liste der CHEA ist die jedoch mindestens seit Mai 2012 nicht mehr vom US Department of Education anerkannt – ganz abgesehen davon, dass die Akkreditierungsorganisation aus Kansas auch etwas seltsam anmutet. Das alles spricht nicht unbedingt für die Qualität der Business School.

Hübsch sind auch hier wieder die Texte der „speziell geschulten Autoren“ der SZ. „Das Selbstverständnis der SBS als „unternehmerische“ Hochschule kommt den Studierenden zugute“, heißt es und: „Wer sich zudem in akademischer Hinsicht fortbilden möchte, für den könnte die SBS zu praxisorientiert sein.“ Dass der MBA ein akademischer Abschluss ist, scheint bei der SZ noch nicht bekannt zu sein.

Auf einem ähnlichen Niveau ist leider auch wieder die letzte MBA-Beilage vom 13.September. Da wirft die „MBA-Expertin“ Christine Demmer der SZ in ihrem Artikel die Rankings völlig unterschiedlicher Programmtypen sowie MBA-Programme, Executive-Education-Kurse und Online-Bachelor-Studiengänge so munter durcheinander, dass einem schwindlig wird, und den Präsidenten der Mannheim Business School macht sie kurzerhand zum Professor der Handelshochschule Leipzig (die fast identischen Artikel mit denselben Fehlern wurden am 28.September auch in der MBA-Beilage der VDI nachrichten veröffentlicht).

Wer sich auf die Vertrauenswürdigkeit der Marke Süddeutsche Zeitung verlässt, kann eben Pech haben und der Begriff anspruchsvoll ist halt dehnbar.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.