Spanische Business School feuert Gaddafi-Sohn

Von am 7. März 2011

Die IE Business School in Madrid hat Khamis Gaddafi vom MBA-Studium aus-
geschlossen. Der 27jährige absolvierte seit April 2010 das 13monatige International
MBA Programm. Der Ausschluss erfolgte bereits am 24.Februar – und nicht wie die
Financial Times berichtetet erst am 4.März. Auch die London School of Economics
(LSE), an der der zweitälteste Sohn des libyschen Despoten, Saif al-Islam Gaddafi,
2008 promoviert hat, geriet in Turbulenzen. Dort gab LSE-Direktor Howard Davies
seinen Posten auf, weil die LSE eine Spende in Höhe von 1,5 Millionen Pfund
vom Gaddafi-Sohn akzeptiert hatte.

Khamis Gaddafi, der laut einem Artikel der Financial Times unter dem Familiennamen
seiner Mutter eingeschrieben war, sollte gerade ein Praktikum in den USA antreten.
Doch stattdessen soll er nun libysche Spezialeinheiten zur Niederschlagung der Re-
bellion führen. Die 32. so genannte “Khamis Brigade” soll nach Auskunft von US-Di-
plomaten die am besten ausgebildete und ausgerüstete Truppe des libyschen Militärs
sein.

Santiago Iñiguez de Onzoño, Dean der IE Business School, soll sich auf Empfehlung
seiner MBA-Direktoren zu dem Rauswurf entschlossen haben. Grund ist Khamis Gaddafis
„Verbindung zu den Angriffen auf das libysche Volk“. Spenden vom Diktatoren-Clan
soll die spanische Business School jedoch nicht bekommen haben.

Die wiederum brachten die renommierte London School of Economics (LSE) in Schwierig-
keiten. Dort trat am Donnerstag LSE-Direktor Howard Davies zurück. Die LSE hatte
eine Millionen schwere Spende von Saif al-Islam Gaddafi angenommen. Der zweitältes-
te Sohn des Diktators Muammar al-Gaddafi hatte 2008 an der LSE den Doktortitel er-
worben. Dabei soll er allerdings – wie erst jetzt bekannt wurde – große Teile aus
dem Internet und aus Fachbüchern abgeschrieben haben. Ein Jahr später akzeptierte
die LSE eine Spende von 1,5 Millionen Pfund (knapp 1,8 Millionen Euro) der Gaddafi
International Charity and Development Foundation. Davon soll die Universität bisher
300.000 Pfund erhalten haben. Nach Ausbruch der Rebellion hatte Saif al-Islam ver-
kündet, er werde bis zur letzten Kugel für das Regime seines Vaters kämpfen.

Von 1998 bis 2000 hatte der Diktatoren-Sohn an der damaligen Wiener Privatuniversi-
tät Imadec ein MBA-Studium absolviert. Laut einem FAZ-Artikel vom 30.April 2001
soll er damals mit vier Leibwächtern und zwei bengalischen Tigern in Wien angereist
sein. Das MBA-Programm kostete damals rund 35 000 Euro. „Für Saif al-Islam Gaddafi
lag der Preis etwas höher – wegen des gelegentlich erforderlichen Einzelunterrichts
und der Sicherheitsvorkehrungen. Die bengalischen Tiger konnten ihn in Wien nämlich
nicht beschützen; sie waren im Schönbrunner Zoo untergebracht“, schrieb die FAZ.
Während des MBA-Studiums soll er enge Kontakte mit dem rechtspopulistischen Politi-
ker Jörg Haider gepflegt haben.

Die Imadec gehört zu den schillerndsten MBA-Anbietern in Österreich. So hatte sie
rechtswidrig Ehrendoktortitel an „Terminator“ Arnold Schwarzenegger, Ex-Bundeskanz-
ler Franz Vranitzky und den Ex-Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Wim Duisen-
berg, verliehen. 2006 wurde der Imadec die Akkreditierung entzogen, da die dafür
erforderlichen qualitativen Voraussetzungen nicht mehr erfüllt waren. Damit verlor
die Schule den Status einer Privatuniversität. Seitdem darf sie nur noch „Lehrgänge
universitären Charakters“ anbieten.

Im Juni 2010 meldete die Imadec University Konkurs an. Im August 2010 wurde vom
Gericht ein Sanierungsplan angenommen und der Konkurs aufgehoben. Nun kann man
weiter dort einen Executive MBA absolvieren – und stolz auf ein exklusives Alumni-
Netzwerk sein.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.