Rettet der ehemalige CEIBS-Dean die EBS?

Von am 2. März 2011

Rolf D. Cremer, langjähriger Dekan der China Europe International Business School
(CEIBS) in Shanghai und Beijing, soll ab September 2011 als Mitglied der Geschäfts-
führung die neue EBS Universität für Wirtschaft und Recht i.Gr Hochschule gemein-
sam mit EBS-Präsident Christopher Jahns in einer Doppelspitze führen. Insider ver-
muten, dass Cremer damit bereits als Nachfolger von Jahns installiert wird. Gegen
ihn laufen inzwischen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Verdachts der
Untreue.

Seit Wochen steht die EBS in den Schlagzeilen, weil EBS-Präsident Jahns unter dem
Verdacht steht, über Jahre seine Tätigkeit als Hochschulpräsident mit privaten Ge-
schäftsinteressen vermischt zu haben – zum Beispiel durch Auftragsvergabe an eines
der 17 Beratungsunternehmen, an denen er selbst beteiligt ist. Inzwischen soll die
Staatsanwaltschaft Wiesbaden das Hauptverfahren eingeleitet haben. Die Ermittlun-
gen sollen an das Landeskriminalamt delegiert worden sein.

Professor Rolf Cremer hat als Dekan und Vize-Präsident der CEIBS maßgeblich zum
Aufstieg der Schule in die Topliga beigetragen. Anfang Dezember war Cremer plötz-
lich – und offenbar nicht ganz freiwillig – abgetreten. Cremer hat eine tadellose
Reputation und kennt das internationale Geschäft. Ab September soll er nun Rektor
und erster Vizepräsident der EBS werden. Insider vermuten, dass Cremer damit be-
reits als Nachfolger von Jahns installiert wird, da dieser auf Grund der Vorwürfe
nicht mehr haltbar ist.

Nachdem zahlreiche Medien vom Spiegel über die FTD bis zur Bild-Zeitung über die
Affäre berichteten, soll Jahns seine Mitarbeiter an der EBS massiv unter Druck ge-
setzt haben, um den „Maulwurf“ zu finden, der die Informationen an die Medien gege-
ben hat. Er selbst bestreitet alle Vorwürfe und vermutet dahinter eine Intrige aus
den eigenen Reihen.

Zwar wird Cremer durchaus zugetraut, die EBS aus dem Sumpf ziehen zu können. Aller-
dings besteht auch die Gefahr, dass seine Reputation unter dem Engagement an der
EBS leidet. So strotzt die Pressemeldung zu seinem Einstieg bei der EBS bereits er-
neut vor Superlativen. „Die EBS hat, unter der Führung von Professor Jahns eine er-
staunliche Entwicklung gemacht, die eine in Deutschland einmalige Chance und Platt-
form bietet, das endlich eine deutsche Business School an die internationale Spitze
aufschließt. Es ist einfach nicht akzeptabel, dass sich unter den Top-100 Business
Schools (Financial Times Ranking) der Welt keine einzige deutsche befindet. Wir wer-
en das ändern“, wird Cremer dort zitiert.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Bisher ist die EBS bereits zweimal bei
ihrem Versuch, die internationale Akkreditierung Equis zu bekommen, gescheitert.
Nun droht auch der dritte Versuch zumindest vorläufig zu scheitern. Der anstehende
Termin zur Peer-Review – ein wichtiger Schritt im Akkreditierungsprozess – soll
erst einmal um mindestens sechs Monate verschoben worden sein.

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Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.