Ranking in Österreich: Die bekanntesten MBAs sind die besten

Von am 22. Juli 2020
Österreich WU Executive Academy

Das österreichische Industriemagazin hat vor kurzem sein jährliches Executive-MBA-Ranking veröffentlicht. Herausgekommen ist eine Liste zum Fremdschämen, in der statt „echten MBAs“ die sogenannten Lehrgänge zur Weiterbildung dominieren.

Während sich andere Ranking-Anbieter mit Kriterien wie Qualität der Studenten, Forschung oder Karrierefortschritt herumschlagen, macht es sich das österreichischen Industriemagazin erneut einfach. Man befragt einfach ein paar Personalverantwortliche, welches Programm sie kennen und ob sie es empfehlen würden und fertig ist das Ranking zu den besten Executive-MBA-Anbietern.

Auf Platz 1 landet zum siebten Mal die Donauuniversität Krems mit einem Bekanntheitsgrad von 90,7 Prozent, was wenig verwundert, da die Weiterbildungsuni zahlreiche Studiengänge in verschiedenen Fächern anbietet. 32,0 Prozent der Befragten würden ihren Mitarbeitern ein MBA-Studium dort empfehlen. Das ist allerdings ein sogenannter Lehrgang zur Weiterbildung. Diese Master-Grade in der Weiterbildung sind nicht identisch mit den Master-Graden aufgrund des Abschlusses ordentlicher Studien (Master-Studien), auch wenn sie zum Teil denselben Wortlaut haben.

Auf Platz 2 folgt das MCI Management Center Innsbruck mit 69,5 und 24,0 Prozent, das neben der WU Executive Academy mit einer Triple Crown (Dreifach-Akkreditierung durch die führenden internationalen Organisationen AMBA, AACSB und EQUIS) als einzige Business School in Österreich über eine internationale Akkreditierung durch die AACSB verfügt.

Österreichs international renommiertester Anbieter, die WU Executive Academy an der Wirtschaftsuniversität Wien, liegt auf Platz 3 mit 80,8 Prozent und einer Empfehlungsrate von 21,6 Prozent. Platz 4 belegt die LIMAK Austrian Business School, die Business School der Johannes Kepler Universität in Linz mit 48,3 Prozent Bekanntheit und 20,0 Prozent Empfehlung.

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Der Blick auf die Liste zeigt, dass die Lehrgänge zur Weiterbildung gemäß § 9 des Fachhochschul-Studiengesetzes dominieren, auch wenn das nicht immer so einfach zu erkennen ist. Zwar sollten diese Lehrgänge bei „Umfang und Anforderungen mit Zugangsbedingungen“ denen ausländischer Master-Studien vergleichbar sein und die Qualität der Lehre sollten „durch ein wissenschaftlich und didaktisch entsprechend qualifiziertes Lehrpersonal“ sichergestellt werden. Doch das ist wohl eher Theorie. Denn die Lehrgänge unterliegen in Österreich nicht der Akkreditierung. Stattdessen sollen sich die Hochschulen selbst kontrollieren.

Wie gut das funktioniert, zeigt sich vor allem an den – für ein Postgraduate-Studium wie dem MBA – auffallend niedrigen Zulassungsvoraussetzungen. Abitur, Erststudium, Berufsausbildung – das braucht man alles nicht unbedingt. Zum Beispiel beim AIM Austrian Institute of Management an der Fachhochschule Burgenland, das in diesem Jahr auf Platz 13 im Ranking der besten MBA-Programme landete.

Zur Zulassung genügen ein Mindestalter von 21 Jahren, fünf Jahre Berufserfahrung und die „Absolvierung einer standardisierten schriftlichen Aufnahmeprüfung“. Und die geht so: „Die Prüfung besteht aus einer Deutschprüfung (lesen, verstehen und zusammenfassen eines Fachartikels) sowie einer wirtschaftswissenschaftlichen Fachprüfung. Hierzu werden die Grundlagen aus ABWL sowie einem Fachgebiet des Lehrgangs geprüft.“ Grundlage ist Teil 1 aus „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre“ von Jean-Paul Thommen und Ann-Kristin Achleitner sowie das „zugehörige Arbeitsbuch mit Repetitionsfragen, Aufgaben und Lösungen. Die Klausurfragen orientieren sich an diesen Aufgaben.“

Noch merkwürdiger wird es beim MBA-Programm des „BMÖ – Bundesverband Materialwirtschaft Einkauf und Logistik in Österreich“ auf Platz 15 im Ranking. Vergeben wird der MBA von der „Middlesex University London mit organisatorischer Unterstützung der KMU Akademie“. Die KMU Akademie und Management AG in Linz ist keine anerkannte Hochschule. Ein Verband kooperiert also mit einem nicht-akademischen Weiterbildungsanbieter, über den wiederum der MBA-Titel einer britischen Universität vergeben wird, die sich mit der Titelvergabe eine lukrative Einnahmequelle erschließt.

Auch hier braucht man natürlich kein Abitur, geschweige denn einen ersten Studienabschluss. Eine abgeschlossene Berufsausbildung und sechs Jahre Berufserfahrung genügen. Praktischerweise stehen in dem Fernstudium mit britischem MBA-Abschluss auch sämtliche Studienunterlagen in deutscher Sprache zur Verfügung. Und das besondere I-Tüpfelchen: Der Studiengang ist von der deutschen Akkreditierungsagentur AQAS akkreditiert.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.