MBA-Zulassungstest: Abschied vom GMAT und GRE?

Von am 11. Februar 2021
Zulassungstest shutterstock ©FuzzBones

Weil die Testzentren wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind und es mit den Online-Versionen oftmals Probleme gibt, verzichten immer mehr US-Schulen auf einen MBA-Zulassungstest.

Bei 65 der 100 Top-MBA-Programme in den USA ist der Zulassungstest GMAT und GRE nicht mehr Pflicht. Das berichtet das MBA-Portal Poets&Quants.

Das habe jedoch nichts mit geringeren Zulassungsstandards zu tun, betonten die für die Zulassung zuständigen Mitarbeiter der US-Schulen. Man ziehe nur andere Teile der Bewerbungen heran, um sicher zu sein, dass der Kandidat mit den akademischen und quantitativen Anforderungen des Programms zurechtkommt. So setzen manche Schulen einen minimalen GPA-Wert im Bachelor, eine bestimmte Dauer der Berufserfahrung, einen anderen Abschluss oder ein berufliches Zertifikat wie den CFA (Certified Financial Analyst) voraus. Andere Schulen erlassen den Test nur, wenn der Bewerber kein Testzentrum in der Nähe hat oder an technologischen Voraussetzungen für die Online-Variante (z.B. schlechte Internetverbindung) scheitert.

Zudem sind immer mehr Mitarbeiter der Meinung, dass die Tests nicht unbedingt notwendig seien. Der Dean der Darden School of Business an der University of Virginia, Scott Beardsley, sorgt sich sogar darum, dass die Tests implizit unfair seien, weil sich Bewerber von einkommensschwachen Familien die teuren Vorbereitungskurse nicht leisten könnten. Auch Minderheiten schnitten im Schnitt deutlich schwächer ab und der Zusammenhang von standardisierten Tests und Rassismus sei inzwischen gut dokumentiert.

Und wer den Test online von zuhause macht, sei oftmals auch zusätzlichem Stress wie Unterbrechungen etwa durch Familienmitglieder ausgesetzt.

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Die Analyse von Poets&Quants zeigt, dass es bei den höher gerankten Schulen eine geringere Bereitschaft gibt, auf die Tests zu verzichten. Nur neun der Top 25 tun dies. Dazu gehören MIT Sloan, Darden, Michigan Ross, Carnegie Mellon und die Kelley School an der Indiana University. Bei den Schulen auf Rang 50 bis 100 verzichten drei Viertel auf den GMAT oder GRE. Basis sind stets die Top 100 von Poets&Quants. Eine Übersicht über die Vorgaben der US-Schulen findet man hier.

Kritik am GMAT

Abgesehen von den Hindernissen durch die Pandemie, steht der GMAT schon lange in der Kritik. Bereits 2015 zeigte eine umfangreiche Analyse von Zulassungsunterlagen und Jobs von mehr als tausend MBA-Absolventen an der Rotman School of Management an der University of Toronto, dass der Test unbrauchbar ist, um die Employability der MBA-Absolventen vorherzusagen.

Der Test messe lediglich die Fähigkeiten der Bewerber, das Studium gut zu bewältigen, sage aber nichts über ihre späteren Jobchancen aus, kritisierte damals Kevin Frey, Geschäftsführer für den Vollzeit-MBA an der Rotman School. Damit würden die Schulen das falsche Kriterium messen. Schließlich hätten sie eine moralische Verpflichtung, ihren Studenten, die viel Geld in das MBA-Studium investieren, auch Chancen für eine gute Karriereentwicklung zusichern zu können. Doch dafür sei der GMAT ungeeignet.

GMAT und GRE

Der GMAT (Graduate Management Admission Test) gilt bei rund 7000 Studiengängen und 2.300 Business Schools weltweit als Zulassungsvoraussetzung.  Lange war er der einzige akzeptierte Zulassungstest bei MBA-Programmen. Seit einigen Jahren bekommt er zunehmend Konkurrenz durch den Test GRE (Graduate Record Examinations), der bisher generell für Master-Studiengänge eingesetzt wurde und im Gegensatz zum GMAT nicht speziell für Business Schools entwickelt wurde.

Der GMAT misst verbale und mathematisch/logische Fähigkeiten und wird nur auf Englisch und computerunterstützt durchgeführt. Die Ergebnisse können zwischen 200 und 800 Punkten liegen, üblich sind Ergebnisse zwischen 400 und 600 Punkten. Eingesetzt wird er an mehr als 6.000 Schulen weltweit. Vor allem in den USA spielt der GMAT-Wert eine wichtige Rolle.

Der GRE General Test umfasst die Kategorien Verbal Reasoning, Quantitative Reasoning (bewertet mit jeweils 130 bis 170 Punkten, Durchschnitt bei 150 bis 152 Punkten) und Analytical Writing (bewertet zwischen 0 und 6 Punkten, Durchschnitt bei 3,5 Punkten).

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.