MBA-Messen: Testanbieter GMAC wird Veranstalter

Von am 25. Januar 2019
MBA-Messen e-fellows.net

Das Graduate Management Admission Council (GMAC), das den Zulassungstest GMAT verwaltet, erwirbt The MBA Tour und wird Veranstalter von MBA-Messen.

GMAC hat den Messeveranstalter The MBA Tour gekauft und will die Zahl der MBA-Messen vergrößern. Das berichtet das MBA-Portal Poets & Quants. Bisher ist das Hauptgeschäft von GMAC die Durchführung und Verwaltung des Graduate Management Admission Tests (GMAT) sowie die Vorbereitung auf den Zulassungstest. Der GMAT misst verbale und mathematisch/logische Fähigkeiten. Er wird nur auf Englisch und computerunterstützt durchgeführt und von mehr als 6000 Business Schools weltweit genutzt.

The MBA Tour ist neben der QS World MBA Tour einer der großen Veranstalter von MBA-Messen weltweit und führt mehr als 60 Messen in mehr als 30 Ländern pro Jahr durch.

Auf den Messen präsentieren sich Business Schools an ihren Ständen und beantworten Fragen von Interessenten. Oft gibt es auch noch ein Rahmenprogramm mit Vorträgen und manchmal können auch Einzelgespräche mit Schulen vereinbart werden.

Für GMAC ist es seit 2014 bereits die dritte Akquisition. 2015 kaufte die Organisation den indischen Testanbieter NMAT, um besseren Zugang zum indischen Markt zu bekommen. In Indien ist der GMAT bisher nur schwach vertreten. Üblich ist dort der – wesentlich günstigere – Common Admission Test (CAT). Letztes Jahr folgte der Erwerb der britischen MBA-Website BusinessBecause, die schon immer eine etwas intransparente Mischung aus journalistischen und PR-Texten bot.

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Mit dem Kauf möchte GMAC seine Position stärken. Denn die Zahl der GMAT-Teilnehmer sinkt seit einigen Jahren. Zu schaffen macht dem bisherigen Quasi-Monopolisten dabei die verstärkte Konkurrenz durch den GRE-Test von Educational Testing Service. Immer mehr Business Schools akzeptieren den GRE als Alternative zum GMAT. So lag die Zahl der absolvierten GMAT-Tests 2017 ungefähr auf dem Niveau von 2008, während die Zahl der absolvierten GRE-Tests im selben Zeitraum deutlich gestiegen ist. Zudem verzichten immer mehr Schulen bei ihren spezialisierten Master-Programmen, Online-MBAs und Executive MBAs auf den GMAT.

Nun sollen die Messen von The MBA Tour für mehr Nachfrage sorgen und vor allem in bisher nur wenige bedienten Märkten ausgeweitet werden. Hilfreich dürften dabei die umfangreichen Daten von GMAT-Interessenten sein.

In Deutschland taten sich die Anbieter von MBA-Messen dabei schon immer schwerer als in anderen Ländern. Und seit einigen Jahren verzeichnen die Großveranstaltungen eher sinkende Zahlen, sowohl was die Schulen als auch die Besucher angeht. Manche halten dabei auch das Format für überholt. Zumal es längst vielfältige Online-Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und zum Informationsaustausch gibt.

So gibt es bei den Topschulen oftmals lange Schlangen von Interessenten und es bleibt daher kaum Zeit für ein intensiveres Gespräch. Zudem lässt beobachten, dass viele Schulen nicht mehr ihre MBA-Direktoren oder Admission Manager auf die Messe schicken, sondern sich nur noch von Alumni vor Ort vertreten lassen.

Platzhirsch in Deutschland ist die QS World MBA Tour, die in diesem Jahr im Frühjahr in fünf Städten (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München und erstmals in Stuttgart) stattfindet. Im Herbst ist die Messe auch wieder in Hamburg, wo sie parallel zur Master-Messe stattfindet.

Man blicke auf eine lange Zusammenarbeit mit GMAC zurück und respektiere und schätze sich gegenseitig, erklärt Nunzio Quacquarelli, CEO von QS. „Bei QS sehen wir einen gesunden Wettbewerb als einen Anreiz, unseren Service kontinuierlich zu überdenken und zu erneuern.“

The MBA Tour war im September letztmals München. Neue Daten gibt es bisher nur für die USA, Indien und Lateinamerika.

Zunehmende Konkurrenz bekommen die großen Messen durch den MBA Day von e-fellows.net. Dort arbeitet man mit einem anderen Konzept. Wer am MBA Day teilnehmen will, muss sich mit seinem Lebenslauf bewerben. Dann gibt es zwei Gruppen: die „MBA-Kandidaten“ – Personen, die Berufserfahrung haben und ein Einzelgespräch mit den Schools wollen und „MBA-Einsteiger“ – Personen mit nur wenig Berufserfahrung, aber mit einem interessanten Lebenslauf und Interesse, später ein MBA-Studium zu absolvieren.

„MBA-Kandidaten“ geben ihre favorisierten Schools an und stellen diesen ihren Lebenslauf zur Verfügung. Die Schulen wählen dann wiederum ihre favorisierten Kandidaten aus – und der Veranstalter organisiert Einzelgespräche. Die „MBA-Einsteiger“ dürfen nur zu den Vorträgen und zum MBA Forum kommen, bei dem sich bis zu 30 Schulen präsentieren. Auch die Schulen werden sorgfältig ausgewählt, während bei den großen Messen manchmal auch recht fragwürdige MBA-Anbieter auftreten.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.