MBA im Fernstudium: Beratung mangelhaft

Von am 16. Februar 2014

Seit einigen Jahren werben deutsche Fernhochschulen verstärkt mit ihren MBA-Studiengängen und erwecken dabei oftmals den Eindruck, der MBA sei etwas für jeden – auch wenn er nicht einmal Abitur hat. Nun hat die Stiftung Warentest die Beratung von elf Fernhochschulen begutachtet und kam zu einem ernüchternden Ergebnis.

„Der MBA – Ihre Eintrittskarte ins Top-Management“ wirbt die Euro-FH reichlich großspurig auf ihrer Website. Schließlich gehört die Euro-FH nicht gerade zu den führenden Business Schools, sondern besticht vor allem durch ihre niedrigen Zulassungskriterien. Nicht einmal Abitur braucht man unbedingt für das Postgraduate-Studium MBA, das eigentlich einen ersten Hochschulabschluss voraussetzt.

Auch andere Anbieter haben niedrige Zulassungshürden. Die Hamburger Fern Hochschule warb sogar damit: „Das Fernstudium an der HFH ist ein günstiges MBA-Programm mit unkompliziertem Bewerbungsverfahren und sehr hoher Aufnahmewahrscheinlichkeit”.

Während die meisten MBA-Angebote mindestens zwei Jahre Berufserfahrung nach dem Erststudium voraussetzen, genügt an der Fachhochschule Ludwigshafen schon ein Jahr „berufliche Praxis in kaufmännischen Tätigkeitsbereichen“. Und das, wo ein MBA-Studium ja eigentlich gerade für Interessenten ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse konzipiert sein sollte.

Dabei sind die Preise nicht unbedingt niedrig. An der SRH Fernhochschule Riedlingen zahlt man 18.840 Euro für den MBA, an der IUBH School of Business and Management 15.679 Euro und an der Euro-FH 14.400 Euro.

Hohe Versprechen, niedrige Anforderungen – da verwundert es auch nicht, dass die Beratung von Studieninteressenten oft mangelhaft ist. Das haben zumindest die Tester der Stiftung Warentest herausgefunden. Geprüft wurde Qualität der Beratung bei elf Fernhochschulen und zwar in drei Formen: persönlich, telefonisch und per E-Mail.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Insgesamt überwiegt eine „niedrige Beratungsqualität“. Guten Rat bekamen die Tester nur in den wenigsten der rund 100 Testfälle. Nur zweimal vergaben die Tester eine „hohe Qualität“ bei der persönlichen Beratung der Hochschule Koblenz und der SRH. Letzere bekam jedoch dafür bei der E-Mail-Beratung nur eine sehr niedrige Qualität bescheinigt. Auf der ganzen Linie schlecht schnitten die Hochschule Ludwigshafen und die HTW Berlin ab. Insgesamt war die persönliche Beratung noch am besten, am schlechtesten war die Beratung per Email – und das ausgerechnet bei Anbietern von Fernlernen.

Grund für das schlechte Ergebnis waren wenig hilfreiche Ansprechpartner, die auf die Homepage verwiesen, sowie zu viel Information und zu wenig Beratung. Vor allem die individuelle Situation des Interessenten wurde zu wenig berücksichtigt. Schließlich ist weder ein MBA noch ein Fernstudium für jeden das Richtige. Zudem waren die Gespräche oft wenig strukturiert und der angegebene Zeitaufwand für das Studium unrealistisch. Das Résumé eines Testers: „Alle erwecken den Eindruck: Kein Problem, Sie schaffen das. Objektiv sind die Berater nicht, sie wollen ihr Produkt verkaufen.“

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Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.