MBA-Guide: Von wegen aktuell

Von am 6. Februar 2015

Er gilt als das Standardwerk für eine Übersicht der MBA-Programme im deutschsprachigen Raum: Der jährlich von der Fachzeitschrift „Personalwirtschaft“ neu herausgegebene MBA-Guide. Doch die Aktualität lässt zu wünschen übrig. So manches MBA-Programm gibt es schon seit Jahren nicht. Dafür fehlen neue Angebote.

Der MBA- und Master-Guide präsentiere „die aktuellen Angebote aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in einer einheitlichen, übersichtlichen Struktur“, heißt es in der Werbung für die neue Auflage des „MBA-Guide 2015“ (Preis 29 Euro). Kernstück des 476-seitigen Buches ist der Überblick über MBA-Programme im deutschsprachigen Raum.

Autor ist Detlev Kran, lange Zeit Mitarbeiter bei der Akkreditierungsorganisation FIBAA und heute Inhaber der Beratungsfirma Education Consult, die Hochschulen bei Akkreditierungsverfahren und beim Qualitätsmanagement berät. Doch der Blick in das Buch zeigt, dass etliche der Angaben stark veraltet und/oder falsch sind. Einige Studiengänge gibt es schon lange nicht mehr.

Beispiel Gisma Business School: Im Frühjahr 2013 war die Schule in Hannover pleite, die Kooperation mit der Purdue-Uni wurde beendet. Im Buch und auch auf der Website stehen die Programme immer noch. Nachdem die Gisma von einem Bildungsunternehmen übernommen wurde, bietet sie seit Mai 2014 einen neuen MBA zusammen mit der Maastricht School of Management an. Doch davon erfährt man nichts.

Beispiel Hochschule Pforzheim: Dort begann der letzte Studiengang zum MBA in Human Resource Management im Wintersemester 2011. Dann wurde er eingestellt. Im MBA-Guide steht er immer noch.

Beispiel Allfinanz-Akademie: Nachdem die University of Wales Ende 2011 verkündete, künftig keine Programme von anderen Anbietern mehr zu validieren, lief der MBA an der Allfinanz-Akademie aus. Das letzte Mal konnte man sich Ende 2012 für den Studiengang einschreiben. Laut MBA-Guide gibt es den MBA immer noch.

Beispiel HHL Leipzig School of Management: Die startete im Oktober 2012 mit der spanischen Escuela de Alta Dirección y Administración (EADA) in Barcelona einen gemeinsamen International Executive MBA für Führungskräfte. Im MBA-Guide steht davon nichts.

Beispiel Frankfurt School: Die verkündete im Februar 2014 einen neuen Vollzeit-MBA mit Start im Oktober. Doch im MBA-Guide gibt es den Studiengang nicht.

Beispiel Henley Business School: Dort ist der Henley Flexible Executive MBA zweimal eingetragen – einmal unter Teilzeit und einmal als Executive – alle weiteren Angaben sind identisch. Doch in Deutschland gibt es laut Website nur den Henley Flexible Executive MBA und in Großbritannien nur den deutlich teureren Executive MBA.

Die Angaben im Buch sind im Übrigen identisch mit denen der dazu gehörenden Website www.mba-guide.de.

Umso erstaunlicher erscheint die Aussage von Herrn Kran: „Vom Autor wurden zwischen Mai und August 2014 das Internet, Zeitungen und Fachbücher sowie Homepages der Akkreditierungsagenturen ausgewertet und auf neue MBA-Angebote im deutschsprachigen Raum überprüft.“

Auch bei der Akkreditierung wurde geschlampt. So steht bei etlichen Programmen EFMD/EQUIS/EPAS. Hinter EQUIS (Akkreditierung der Schule) und EPAS (Programm-Akkreditierung) stehen jedoch unterschiedliche Gütesiegel, die beide von der EFMD vergeben werden.

Und warum bei der Modul University in Wien EFMD/EQUIS/EPAS steht, ist ein Rätsel. Die Schule hat weder eine EQUIS- noch eine EPAS-Akkreditierung. Selbst wenn die falschen Angaben von der Schule stammen sollten, ein Blick in die EQUIS- oder EPAS-Liste wäre nun wirklich kein großer Aufwand gewesen.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.