Manager Magazin: Jahns ein Opfer der Staatsanwaltschaft

Von am 30. Januar 2014

Acht Seiten widmet die Februar-Ausgabe des Manager Magazins Topmanagern, die als „Zielscheibe von Politik und Justiz“ mit „Brachialmethoden gejagt“ werden. Dazu gehört auch Christopher Jahns. Dabei behauptet das Wirtschaftsmagazin, dass von den Anschuldigungen gegen den Ex-EBS-Präsidenten wohl nicht allzu viel übrig bleiben werde. Nur dumm, dass der Prozessverlauf bisher genau das Gegenteil zeigt.

Der seit April 2013 wegen Untreue-Verdachts vor Gericht stehende ehemaliger Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, hat einen neuen Fürsprecher gefunden: das Manager Magazin.

„Einer, den die Macht des Staatsapparats mit ganzer Wucht getroffen hat, ist Christopher Jahns (44)“ schreibt das Blatt. Dabei habe Jahns es doch nur „mit der Transparenz seiner Geschäfte wohl nicht immer sehr genau genommen“. Der Vorwurf der Veruntreuung von 180.000 Euro, die mutmaßliche Rückführung von Geldern aus der Hochschule an seine Privatfirmen  – für das Manager Magazin ist das alles offenbar nur ein Kavalierdelikt.

In mehreren Absätzen ergeht sich das Wirtschaftsmagazin im Mitleid für Jahns: „Sein Gesicht ist fahl, er geht leicht nach vorn gebeugt“. Sogar seinen Wohnsitz musste Jahns nach Berlin verlegen, „weil Menschen im Rhein-Main-Gebiet nach der reißerischen Berichterstattung über seinen Fall mit dem Finger auf ihn zeigten“. Dass seine Ehefrau Nicole Gaiziunas dort einen Job bei KPMG in Berlin angenommen hat, wird natürlich verschwiegen.

Und weiter: „Aus einem erfolgreichen Geschäftsmann, der einst vom Weltwirtschaftsforum Davon in die Runde der Young Global Leader berufen wurde, ist ein Getriebener geworden.“ Wie erfolgreich der Geschäftsmann Jahns war, zeigt sich zum Beispiel in einer Email vom Oktober 2010.  Darin war geplant, von 2011 bis 2015 rund 500.000 Euro aus der EBS an die Beraterfirma Brainnet bzw seine damalige Firma SMG zu zahlen. „Ich weiß nicht, wo ich das Geld hernehmen soll, um diese Kosten zu decken, wenn nicht aus dem SMI“, schrieb Jahns damals. SMI steht dabei für Supply Management Institut, das von ihm geleitet Hochschulinstitut der EBS. „Leider ist dieses Chaos in den vielen Gesellschaften so gewesen. Es ist sehr, sehr bitter”, heißt es weiter.

Doch laut Manager Magazin sind die Anschuldigungen wohl nur auf übereifrige Staatsanwälte zurückzuführen und daher kommt das Wirtschaftsmagazin zu der erstaunlichen Schlussfolgerung, dass es so aussehe, als ob „von den Anschuldigungen nicht allzu viel übrig bleiben“ werde. Auch wenn natürlich immer die Unschuldsvermutung gilt und Jahns weiter alle Vorwürfe bestreitet, so sieht es derzeit nun wirklich nicht aus.

Erst im Oktober hatte die Staatsanwaltschaft den Untreue-Vorwurf noch deutlich erweitert. Ging es bisher um vier Rechnungen im Gesamtwert von 180.000 Euro und darum, ob die Beraterfirma Brainnet für das von der EBS bezahlte Geld auch nachweisbare Leistungen erbracht hat, so legen die vom Richter nun vorgelesenen Emails und Rechnungen nahe, dass die vier Rechnungen nur Teil eines Systems sind, bei dem Jahns Gelder aus der EBS über Brainnet an seine Privatfirmen weiter geleitet hat. Im Dezember legte das Gericht dann Kontoauszüge vor, auf denen Geldeingänge von Brainnet auf die Konten von Jahns Firmen in der Schweiz dokumentiert sind.

Seriöse Recherche sieht daher anders aus. Aber dann hätte der Fall Jahns wohl nicht so gut in den Artikel des Wirtschaftsmagazins gepasst.

Derweil läuft der Prozess weiter. Das Angebot der Staastsanwaltschaft, das Verfahren durch ein Geständnis abzukürzen und so möglicherweise noch mit einer Bewährungsstrafe davon zu kommen,  schlug Jahns aus. Stattdessen präsentiert sein Verteidiger Alfred Dierlamm dem Gericht ständig neue Beweisanträge, wohl in der Hoffnung durch eine falsche Reaktion des Gerichts einen Revisionsgrund zu finden. Die Atmosphäre im Gerichtssaal gilt längst als vergiftet.

Gestern wurde neben dem Kanzler der EBS auch Jahns ehemaliger Fahrer als Zeuge verhört. Die Staatsanwaltschaft wirft Jahns 52 Fälle vor, in denen er seinen – von der EBS bezahlten – Fahrer für private Zwecke benutzt haben soll. So musste der Fahrer – laut Staatsanwaltschaft – öfter das Privatauto seiner Ex-Frau und seiner damaligen Lebensgefährtin (und heutigen Ehefrau) Gaiziunas waschen und tanken, er brachte mehrmals Schmutzwäsche zur Reinigung, beaufsichtigte Putzfrau und Möbelaufsteller in Jahns Privatwohnung und holte einen Koffer von Gaiziunas ab und fuhr ihn in ein Hotel nach Ascona. Damit habe er die EBS um 7.352 Euro geschädigt.

Jahns beruft sich darauf, die EBS habe ihm die private Nutzung des Dienstwagens erlaubt. Einen entsprechenden Vertrag gibt es aber offenbar nicht und Jahns hat den „geldwerten Vorteil“ wohl auch nicht ordnungsgemäß versteuert. Auch beim nächsten Verhandlungstag am 12.Februar wird es daher weiter um Schmutzwäsche und Ähnliches gehen. Ein Ende des Verfahrens ist nicht abzusehen.

Für Jahns ist der schlecht recherchierte Manager-Magazin-Artikel natürlich ein Erfolg. Denn endlich gehört er wieder zu den richtig Großen wie die verurteilten oder angeklagten Topmanager Heinz-Joachim Neubürger (Ex-Siemens-Vorstand), Gerhard Gribowsky (Ex-BayernLB-Vorstand) oder den mutmaßlichen Steuerhinterzieher Uli Hoeneß.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.