LinkedIn veröffentlicht fragwürdiges MBA Ranking

Von am 10. September 2024
LinkedIn pixabay Geralt

MBA Rankings gibt es wie Sand am Meer. Nun hat auch LinkedIn eines veröffentlicht mit fragwürdigen Ergebnissen.

Rankings sind vor allem ein Marketinginstrument des jeweiligen Herausgebers. Nun hat LinkedIn ein internationales Ranking herausgegeben und wirbt eifrig damit.

Bereits 2023 gab es bei LinkedIn ein erstes MBA Ranking, allerdings ausschließlich mit amerikanischen Business Schools. Dieses Jahr bezog man auch internationale Schulen mit ein und verdoppelte die Anzahl der Schulen auf hundert.

Das Ergebnis: Stanford auf Platz 1, gefolgt von INSEAD und Harvard. Es folgen die Wharton School und die MIT Sloan School auf Platz 4 und 5. Kellogg, Dartmouth Tuck, Columbia Business School und Chicago Booth belegen die Plätze 7 bis 10.

Auf Platz 6 liegt die Indian School of Business. Überhaupt schnitten die indischen Programme sehr gut ab. Das IIM Ahmedabad belegt Platz 19. IIM Calcutta, IIM Bangalore und IIM Lucknow schafften es in die Top 30 auf Platz 24, 27 bzw. 29. Das IIM Indore kommt auf Platz 46. Das Indian Institute of Foreign Trade auf Platz 51.

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Dass die Inder so gut abschneiden, liegt daran, dass Inder häufiger auf LinkedIn zu finden sind. Sie stellen laut Statista das zweitgrößte Land der LinkedIn-Nutzer nach den USA. 130 Millionen Inder nutzten LinkedIn im April 2024. In den USA waren es 230 Millionen, in Deutschland nur 18 Millionen.

Die WHU – Otto Beisheim School of Management kommt dennoch auf Platz 14 – noch vor der IESE Business School und der HEC Paris. Das ist allerdings seltsam. Denn laut LinkedIn müssen die Programme insgesamt mindestens 1.500 Alumni aufweisen, von denen mindestens 400 ihren Abschluss zwischen 2019 und 2023 gemacht haben – was beim Vollzeit-MBA-Programm der WHU nicht der Fall sein dürfte, zumal nicht jeder MBA-Absolvent auch auf LinkedIn ist.

Dementsprechend sind andere deutsche Schulen nicht dabei, wohl weil die Anzahl der MBA-Alumni zu gering ist. Denn im Gegensatz zu amerikanischen und indischen Schulen haben Klassen im Vollzeit-MBA in Deutschland nur sehr selten mehr als hundert Teilnehmende.

Ähnliches gilt für das IMD in Lausanne, das jahrelang mit 90 Studierenden ein relativ kleines MBA-Programm hatte. 97 Studierende waren es im Jahr 2021, 104 im Jahr 2022 und 105 dieses Jahr. Laut Ranking würde das aber bedeuten, dass in fünf Jahren 400 Alumni auf LinkedIn aktiv gewesen sind.

Die Platzierung hat nichts mit der Qualität der Programme zu tun. Sie gibt allerdings Hinweise, wie ernst ein Ranking zu nehmen ist, das seine eigenen Kriterien offenkundig nicht einhält.

Bei den chinesischen Schulen sind die CEIBS und die Hong Kong University of Science and Technology, die in anderen Rankings recht weit vorn liegen, in die Top 50 gerutscht (auf den Plätzen 41 und 49). Mehrere MBA-Programm wie Shanghai University of Finance and Economics, die Fudan University, die Peking University und die Hong Kong University tauchen in der LinkedIn-Rangliste überhaupt nicht auf. Den Grund teilt LinkedIn nicht mit. Seit 2023 ist LinkedIn.com für Einzelmitglieder mit Sitz auf dem chinesischen Festland nicht mehr zugänglich.

Kriterien

Das Ranking basiert auf LinkedIn-Daten zu fünf Kriterien: Einstellungsrate und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt, berufliche Weiterentwicklung, Stärke des Netzwerks, Führungspotenzial und Geschlechtervielfalt.

Personalgewinnung und -nachfrage verfolgt die Einstellungsrate und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt mit Fokus auf Absolventen zwischen 2019 und 2023. Diese Untersuchung basiert auf LinkedIn-Daten zur Personalsuche sowie auf InMail-Daten zur Kontaktaufnahme von Personalverantwortlichen. Bei Entwicklungsmöglichkeiten geht es um Beförderungen von aktuellen Absolventen. Zudem wird bewertet, wie schnell Alumni – auf der Grundlage standardisierter Jobbezeichnungen – Führungspositionen auf Direktor- oder Vice President Ebene erreicht haben. Die Stärke des Netzwerks misst, wie stark Alumni desselben Studiengangs miteinander verbunden sind. Darüber hinaus bewertet sie die Qualität des Netzwerks von Absolventen (2019–2023) auf Grundlage der durchschnittlichen Anzahl ihrer Kontakte in Management- oder Führungspositionen. Zudem zählt die Wachstumsrate des Netzwerks von Absolventen vor und nach ihrem Abschluss zur Bewertung. Diese Einschätzung basiert auf den LinkedIn-Kontakten der Mitglieder. Führungspotenzial gibt den Prozentsatz der Alumni an, die nach einem MBA unternehmerisch tätig sind oder Erfahrungen in der Geschäftsführung sammeln. Geschlechtervielfalt misst die Geschlechterparität unter aktuellen Absolventinnen und Absolventen.

LinkedIn gibt keinen Hinweis darauf, wie jede der fünf Säulen gewichtet ist. Es gibt keine Transparenz darüber, wie die einzelnen Schulen bei den einzelnen Säulen (außer die ersten fünf Programme) abschneiden. Bei der Jobvermittlung steht die Lubin School of Business der Pace University in New York an erster Stelle. Die Schule veröffentlich laut Poets&Quants nicht mal einen Employment Report ihrer MBA-Studierenden, wie er bei amerikanischen Schulen üblich ist und hat zudem vor allem Teilzeit-MBAs.

Um teilnehmen zu können, müssen MBA-Programme in Vollzeit absolviert werden und eine Akkreditierung von AACSB oder EQUIS haben. Die Programme müssen insgesamt mindestens 1.500 Alumni aufweisen, von denen mindestens 400 ihren Abschluss zwischen 2019 und 2023 gemacht haben. Executive MBA-, Teilzeit-MBA- und zertifikatsbasierte MBA-Programme wurden ausgeschlossen. Die Analyse basiert auf LinkedIn-Daten, die aus anonymisierten und aggregierten Profilangaben von LinkedIn-Mitgliedern weltweit abgeleitet wurden.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.