KPMG: Aus für Incore

Von am 8. Oktober 2015
KPMG KPMG

Mit dem Institute of Corporate Education (Incore) in Berlin wollte die Wirtschaftsprüfung KPMG eine Plattform zur Weiterbildung der Zukunft aufbauen. Nun wurde das Ende 2012 gegründete Institut, deren Geschäftsführerin zuvor für die EBS Business School tätig war, schon wieder geschlossen.

Die Ziele waren groß: Incore werde praxisorientierte wissenschaftliche Forschung und die Entwicklung innovativer Methoden und Konzepte im Bereich der Weiterbildung fördern, erklärte Robert Gutsche, Consulting-Vorstand KPMG in Deutschland Anfang 2013. Ziel sei es, inhaltliche und didaktische Grundlagen zu erarbeiten, die eine unabdingbare Voraussetzung für langfristig nachhaltige Weiterbildungsansätze sind. Dabei arbeite Incore eng mit der Education Unit von KPMG zusammen.

„Die Forschungsergebnisse von Incore fließen auch in die Arbeit der Education Unit ein und bilden das methodische Fundament für die konkreten Weiterbildungsprogramme, die von KPMG in Unternehmen und Organisationen durchgeführt werden“, so Gutsche. Damit wollte die Wirtschaftsprüfung verstärkt in den Weiterbildungs-Bereich einsteigen, wo man ein erhebliches Wachstumspotential sah. Geschäftsführerin von Incore war Nicole Gaiziunas-Jahns, Partnerin bei KPMG. Sie sei dafür verantwortlich, die notwendigen Strukturen zu schaffen und den organisatorischen und inhaltlichen Aufbau des Instituts voranzutreiben, so KPMG-Vorstand Gutsche.

Ein Rückblick: Im Juni 2102 hatte KPMG BrainNet übernommen. Die auf strategisches Supply Chain Management spezialisierte Unternehmensberatung spielte eine Schlüsselrolle beim Skandal um den Ex-Präsidenten der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns. Der im April 2012 geschasste Ex-Präsident der Business School, gegen den es noch immer eine Anklage wegen gewerbsmäßiger Untreue gibt, war damals selbst an BrainNet beteiligt. Zu BrainNet gehörte auch die SMI Campus GmbH, die als externer Weiterbildungs-Dienstleister der EBS Business School tätig war. Geschäftsführerin war Nicole Gaiziunas, die spätere Ehefrau von Jahns.

Dabei profitierte SMI Campus damals natürlich davon, dass man unter dem Namen der Hochschule auftrat, zumal die Position von Frau Gaiziunas nicht immer klar war. Das vermittelte den Eindruck von Seriosität und Wissenschaftlichkeit, mit dem man sich auf dem Weiterbildungsmarkt profilieren kann. Doch das fehlte KPMG. Daher wollte man vier Stiftungslehrstühle an Hochschulen finanzieren. Ziel sei es, durch deren Forschung originäres Wissen zu bekommen, es zu verarbeiten und sich damit als HR-Spezialist beim Thema Weiterbildung zu positionieren, hieß es. Angeblich war man bereits Anfang 2013 in „intensiven Gesprächen mit Hochschulen“.

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Doch die Kooperationen kamen offenbar nicht zustande und auch von Incore hörte man nicht viel. Nun wurde das Institut abgewickelt. Geschäftsführerin und KPMG-Partnerin Nicole Gaiziunas-Jahns hat KPMG verlassen – wie man munkelt nicht ganz freiwillig.

„Weiterbildung ist auch künftig ein Fokusthema innerhalb von Consulting, das jetzt noch stärker ausgebaut werden soll“, schreibt KPMG. „Die Aufgabenbereiche von Incore werden in das Unternehmen integriert mit dem Ziel, Synergien zwischen den unterschiedlichen Unternehmensbereichen der KPMG in der Zusammenarbeit mit den Universitäten stärker zu nutzen.“ Wer derzeit auf die Incore-Website klickt, landet bei KPMG beim Stichwort Customized Education Program und bei allgemeinen Werbetexten zum Thema Weiterbildung.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.