IUBH: Online-Klausuren erleichtern Schummeln

Von am 26. Januar 2017
IUBH

Vor kurzem verkündete die Internationale Hochschule Bad Honnef Bonn, dass sie Online-Klausuren nach dem On-Demand-Prinzip eingeführt hat. Spiegel online hat das Verfahren getestet und kam zu dem Ergebnis: So einfach war Schummeln noch nie.

Studierende können ihre Klausuren künftig jederzeit und ohne vorherige Anmeldung zuhause am Laptop oder PC ablegen statt in einem der Prüfungszentren, verkündete die Internationale Hochschule Bad Honnef Bonn (IUBH) vor kurzem. Auch MBA Journal berichtete darüber.

Dabei beaufsichtigt – neben technischen Sicherheitsmaßnahmen, wie beispielsweise der Aufzeichnung per Webcam – eine reale Person die Prüfung per Video. Dieser sogenannte Proctor kontrolliere per Videokamera den Lichtbildausweis und stelle dadurch sicher, dass die richtige Person die Prüfung schreibt, verspricht die IUBH. Über eine permanente Video- und Audioverbindung kontrolliere die Aufsichtsperson den Prüfling, um beispielsweise sicherzustellen, dass er seine Hände auf der Tastatur oder Maus behält und die Lösungen nicht nebenbei in einem Buch nachschlägt. Der Proctor habe auch Zugriff auf den PC des Prüflings, so dass unerlaubte Hilfsmittel wie digitale Skripte, Suchmaschinen oder Chats nicht genutzt werden können.

Dass die Überwachung durch den Proctor alles andere als perfekt funktioniert, hat nun Spiegel-online-Redakteurin Verena Töpper in einem Selbsttest herausgefunden.

„Per Kamera soll ich ihm den Raum zeigen. Hinter dem Vorhang habe ich einen Ausdruck versteckt, unter dem Tisch ein Buch. In meinem Ärmel steckt ein Spickzettel“, schreibt Töpper. „Wird er meine Betrugsversuche bemerken? Den Artikel hinter dem Vorhang kann ich vom Schreibtischstuhl aus problemlos lesen. So, wie ich den Raum für ihn filme, sieht man ihn nicht.“

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Auch als sie eindringlich auf den Artikel links hinter dem Vorhang blickt, passiert nichts. Dabei heißt es in den Prüfungsregeln der IUBH: „Du darfst deinen Blick nicht vom Bildschirm abwenden, außer du blickst auf ein erlaubtes Hilfsmittel. Schaue nicht im Raum umher.“ Auch auf das demonstrative Blättern im Schreibblock mit eng beschriebenen Seiten reagiert der virtuelle Aufpasser nicht – obwohl der Block direkt vor der Handykamera liegt. Und als sie verbotenerweise im Raum umherläuft, passiert nichts.

So etwas dürfe selbst nicht bei einer Probeklausur nicht passieren, erklärte IUBH-Projektleiterin Carmen Thomas gegenüber Spiegel online. Man schaue sich auch sehr viele Videoaufzeichnungen der Prüfungen an. „Und hätten wir Ihre gesehen, wären Sie nachträglich disqualifiziert worden.“

Bei der Prüfungsüberwachung arbeitet die IUBH mit BVirtual zusammen, einem Dienstleister im US-Bundesstaat Georgia. Auf dessen Kundenliste finden sich mehr als 500 Hochschulen und Colleges darunter die Arizona State University und University of Iowa, die Purdue University und die Florida International University.

 

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.

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