Insolvente Gisma: Käufer in Sicht?

Von am 28. Juni 2013

Im Mai musste die Gisma Business School Insolvenz anmelden. Nun gibt es angeblich Interessenten mit ernsthaftem Kaufinteresse. Bei der Suche nach Investoren war sogar die Akkreditierungsorganisation AMBA behilflich und verschickte eine Rundmail an ihre Mitgliedsschulen. Widersprüchliche Aussagen gibt es weiter zu der Kooperation mit der Purdue University.

„Important Message from Gisma Business School (Germany)“ schrieb die AMBA an ihre Mitgliedsschulen und verbreitete eine Nachricht von Ann-Kathrin Fortmann. „Chance to invest in Germany”, schrieb die akademische Direktorin. „Die Gisma Business School hat den starken Wunsch, eine internationale Schule zu finden, die mit ihr kooperieren und in sie investieren möchte.“ Interessenten bekämen ein wunderbares Gebäude (gemietet) in der Mitte von Hannover und eine bekannte Marke, sie könnten erfahrene Mitarbeiter übernehmen, profitierten von Netzwerken in der ganzen Welt und einer möglichen weiteren Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover (Chance für Dual-Degree-Programme). Zudem bekämen sie Zugang zu der Kundendatei mit Firmen, die die Gisma unterstützen und ihre Executive Education Angebote nutzen.

„Ein neuer Partner, der das Ziel hat, in Deutschland zu investieren, kann sofort mit einem fertigen Businessmodell und -konzept starten, ohne bestehende finanzielle Verpflichtungen“, verspricht Fortmann. Verschwiegen werden natürlich die Probleme der Gisma, in den letzten Jahren genug MBA-Studenten zu gewinnen. Hatte die Klasse des elfmonatigen Vollzeit-MBAs in besten Zeiten 70 Studenten, so waren es 2012 nur noch 24.

Derweil gehen die gegenseitigen Schuldzuweisungen von Gisma und der Krannert School of Management an der Purdue University weiter. Weil die Absolventen des Vollzeit-MBAs einen MBA-Abschluss von Purdue bekommen, musste die Gisma 1,9 Millionen Dollar pro Jahr an die Amerikaner zahlen. Eine abstrus hohe Summe, vor allem für zuletzt 24 Studenten. Im April erklärte Gisma-Geschäftsführer Sonning Bredemeier noch, die Schule habe ihre Rate im Januar an Purdue bezahlt und werde auch die im April fällig Rate zahlen, sobald die Rechnung vorliege.

Was er allerdings verschwieg: Bereits Mitte 2011 war eine Reduzierung der Raten für die gesamte Restlaufzeit des Vertrages vereinbart worden. Die Stundung einer Quartalszahlung wurde Mitte 2012 vereinbart. Das wurde erst durch einen Artikel in Businessweek bekannt, in dem sich Krannert-Dean Chris Earley dagegen wehrt, dass die Amerikaner mitschuld an der Pleite wären. Damit konfrontiert, antwortete die Gisma: „Das Angebot, weitere Quartalszahlungen zu stunden, war an die Bedingung geknüpft, den Vertrag mit Purdue zu verlängern. Dies entsprach nicht den Vorstellungen der Gisma Stiftung als Vertragspartner von Purdue.“ Damit wird klar, dass die Gisma offenbar kein Interesse mehr an einer weiteren Kooperation mit Krannert hat.

Krannert-Dean Early wiederum weist die Vorwürfe des Vorstands der Gisma-Stiftung, Volker Müller, zurück, die Amerikaner hätten im Alleingang den Prozess der Zulassung von Kandidaten für das im August dieses Jahres beginnende MBA Programm gestoppt und das wirke sich in besonderer Weise negativ für die Zukunft der Gisma aus.

Was Müller dabei verschwieg: Es hatten sich lediglich 16 Interessenten beworben – und damit noch einmal deutlich weniger als im Vorjahr. Krannert habe neun MBA-Studenten für dieses Jahr zugelassen. Doch weil die Gisma auf die Nachfrage nach der drohenden Insolvenz bis Anfang Mai nicht geantwortet habe, habe man die restlichen sieben Bewerbungen erst einmal auf Eis gelegt, erklärt Krannert-Dean Early nun in Businessweek. Alle 16 MBA-Interessenten hätten die Möglichkeit, ihr MBA-Studium auf dem Campus der Purdue University in West Lafayette, Indiana, zu absolvieren.

Die finanziellen Probleme wären nicht überraschend gekommen, so der Amerikaner. Dennoch hätten der geringe Erfolg der Gisma, internationale Studenten zu gewinnen, und die internen Querelen im vergangenen Jahr, die zum Weggang einiger Mitarbeiter führen, die finanzielle Situation noch weiter verschärft.

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.