IMD: Leadership braucht Selbstreflexion

Von am 5. Juni 2025
Executive MBA bs

Immer mehr Business Schools bieten Coaching für MBA-Studierende an. Beim IMD in Lausanne spielt es seit langem eine zentrale Rolle.

Developing Leaders, also Führungskräfte entwickeln – das ist das Ziel des IMD in Lausanne. „Leadership ist Kern, von allem, was wir machen“, sagt Professor Omar Toulan, Dekan für das MBA-Programm. Daher gibt es seit mehr als 40 Jahren nicht nur einem Kurs in Leadership – wie an den meisten Schulen – sondern auch Leadership-Coaches für die Studierenden. Jeder wird einem Coach zugeteilt und arbeitet mit ihm oder ihr in kleinen Gruppen während des gesamten einjährigen MBA-Studiums. Das Leadership-Coaching läuft neben dem Unterricht von Professoren. „Wir nennen das Leadership Lab“, sagt der IMD-Professor . Etwa zwölf Coaches betreuen die 80 Studierenden. Das seien alles zertifizierte Coaches, die das IMD seit langem in seinen Managementprogrammen einsetze.

Es geht darum, dass Studierende ihr Potenzial als Führungskraft erkennen und ihre Fähigkeiten ausweiten. „Ein großer Teil ist Selbstreflexion. Denn wenn du dich nicht selbst führen kannst, kannst du auch andere nicht führen“, ist der Professor überzeugt. Man müsse sich selbst und sein Verhalten verstehen und erkennen, warum das wichtig ist, um wiederum andere verstehen zu können. Auch wie man Feedback gibt und annimmt sei ein wichtiger Punkt.

Doch das ist nicht alles. Zudem gibt es noch den Wahlkurs Personal Development Elective (PDE). Der ist freiwillig und besteht aus 20 Stunden Sitzungen mit einem Psychoanalytiker während des Studiums. Die Psychoanalytiker – meist aus der Schweiz – werden vom IMD bereitgestellt.

„Wir verlangen es nicht und es wird auch nicht benotet“, erklärt Professor Toulan. Die Sitzungen seien privat und die Schule bekomme auch keine Informationen über die Inhalte. „Das ist wirklich dafür da, um die großen und sehr persönlichen Fragen im Leben zu bearbeiten.“

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Ein MBA sei immer ein entscheidender Punkt in der Karriere, an dem man sich fragen sollte, was man wirklich will. Wer die Gelegenheit zur Selbstreflexion verpasse, tue sich später im Berufsleben schwer.

Obwohl die Teilnahme am Programm freiwillig ist, nehmen 95 Prozent der Studierenden daran teil. „Es spricht sich rum, dass das ein wichtiger Teil des Studiums ist“, erklärt der Professor. Manchmal gebe es mentale Barrieren. Denn die Studierenden kommen aus rund 40 Ländern und nicht in allen ist es üblich, mit Psychoanalytikern über sein Leben zu sprechen.

Interessant sei, dass viele Studierende auch nach dem MBA-Abschluss noch mit dem Psychoanalytiker weiterarbeiten – natürlich auf eigene Kosten. „Das hat eine so bedeutsame Wirkung auf sie“, so Professor Toulan. In Social Media-Posts nach dem Abschluss des Studiums bedanken sich die MBAs oft nicht nur bei ihren Professoren, sondern auch bei den Coaches und Psychoanalytikern.

Das IMD setzt auf eine vergleichsweise kleine MBA-Klasse. Derzeit sind es 80 Studierende. Da das Programm komplett neu überarbeitet wurde, habe man stärker auf die Qualität der Studierenden gesetzt und sei etwas geschrumpft. „Wir werden sowieso nie eine Schule mit mehr als 150 Studierenden sein“, sagt Professor Toulan.

Zwölf Prozent der MBA-Studenten kommen derzeit aus den USA. Überdurchschnittlich viel für das IMD. Ob sich künftig mehr Amerikaner oder Interessenten aus anderen Ländern, die eigentlich in den USA studieren wollten, am IMD bewerben, lässt sich noch nicht sagen. Die Bewerber planen meist ein Jahr im Voraus.

Im MBA-Studium gibt angesichts der Entwicklungen in den USA keine Veränderungen. „Wir hatten letztes Jahr einen Discovery Trip ins Silicon Valley, jetzt fahren wir für einen Monat nach Singapur zum Future Lab“, sagt Professor Toulan. Das habe man jedoch schon vor der Trump-Regierung geplant.

Das IMD in Lausanne ist eine der führenden Business Schools weltweit. Schwerpunkt ist die Managementweiterbildung (Executive Education). Die Business School bietet einen Vollzeit-MBA und einen Executive MBA an. Seit kurzem gibt es auch zwei aufstockbare Executive Master für Führungskräfte: den Executive Master in AI & Digital Business Transformation und den Executive Master in Sustainable Business Transformation. Das IMD gilt als eine der internationalsten Business Schools. Die Schule hat die Triple Crown, also die dreifache Akkreditierung von AACSB, AMBA und EQUIS.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.