IE: MBA als Transformations-Labor

Von am 14. Dezember 2021
IE Schwertfeger

Der neue Dean der IE Business School, Lee Newman, will die Entwicklung der Persönlichkeit stärker ins Zentrum des MBA-Studiums stellen.

Das fundamentale Ziel von Bildung sei die Transformation der Persönlichkeit, erklärt Lee Newman, seit Juli neuer Dean der IE Business School in Madrid. Und dafür gebe es kaum eine bessere Zeit als das MBA-Studium. Doch bisher liege der Fokus zu wenig auf der expliziten menschlichen Veränderung. Wenn man die Absolventen frage, dann erklärten sie zwar häufig, sie hätten sich persönlich weiterentwickelt. Aber das geschehe eher implizit.

„Wie können wir ein MBA-Programm besser in ein Transformations-Labor verwandeln?“, fragt Newman. Eine Antwort darauf hat er bisher nicht, setzt aber auf künstliche Intelligenz. So klagten die Recruiter häufig  über fehlenden Verhaltenskompetenzen der Absolventen. Zwar gebe es an den Business Schools häufig Coaching und Rollenspiele. Doch das sei zu wenig. Denn das fundamentale Problem sei das Feedback. „Wenn du besser präsentieren willst, musst du das praktizieren und du brauchst viel Feedback“, so Newman. „Aber keine Business School kann es sich leisten, dir stundenlang ein individuelles Feedback zu deinem Verhalten im Team zu geben.“ Doch neue Technologien könnten das. In ein paar Jahren werde man Sensoren haben, die Sprache, Emotionen und Gesichtsausdrücke messen und analysieren. Das könnte dabei helfen, die Wirtschaftsausbildung besser in ein Transformations-Labor zu verwandeln. Aber dazu müsse man das Programm neu designen und daran arbeite er gerade.

Zudem sollten die MBA-Studenten von Anfang an einen individuellen Karriereplan erarbeiten und wissen, wo sie später hinwollen. Dass das MBA-Studium oftmals eine Entwicklungs- und Entdeckungsreise ist, bei der die Absolventen am Ende ganz woanders landen als sie ursprünglich geplant haben, will er ändern. Diesen eher zufälligen und impliziten Prozess möchte Newman explizit machen und das müsse bereits bei der Zulassung zum Studium beginnen. Schon da sollten die MBA-Studenten verstehen, was sie eigentlich wollen, was ihre Stärken und ihre Lücken sind und was sie tun sollten, um erfolgreich auf ihrem Karriereweg zu sein. So könne man zum Beispiel den MBA mit einem Master in Marketing Research oder Business Analytics kombinieren. Oder den MBA mit einem Zertifikat in Nachhaltigkeit ergänzen. Es gehe darum, viel detailliertere, karrierebasierte Optionen zu entwickeln.

Doch wie soll der Auswahlprozess dann gestaltet werden? Da überlege er noch. Ein Grund, warum er Dean der Business School geworden ist, sei sein Hintergrund in Verhaltenswissenschaften und Künstlicher Intelligenz, betont der ehemalige McKinsey-Berater. „Das sind die wesentlichen Inhalte, um den Zulassungsprozess radikal umzukrempeln.“

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Die MBA-Ausbildung sei vom akademischen Ansatz getrieben. Doch er glaube, dass das nicht der richtige Ansatz ist. Letztlich gingen Studenten an eine Business School, um ihre Karrierechancen zu verbessern. Das sei der primäre Antreiber. Daher müsse eine Business School darauf hören, was die Unternehmen warum brauchen und das anbieten, was sie fordern.

Lediglich bei der Art der Vermittlung der Lerninhalte hätten die Schulen die oberste Verantwortung. Denn die sei den Unternehmen egal. „Die sind froh, wenn wir ihnen Absolventen mit den gewünschten Kompetenzen liefern“, so der IE-Dean (Foto: IE University). Die Standardfächer wie Finance und Marketing seien zwar wichtig und man könne die Lehre auch dort sicher noch verbessern, aber die große Veränderung, die er anstrebe, sei die Transformation der Persönlichkeit und damit solle sich die IE Business School künftig von ihren Mitbewerbern abheben. Konkrete Aussagen macht der neue Dean dazu nicht.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.