Hochschule Ludwigshafen: Meister der MBA-Stilblüten

Von am 30. März 2014

Seit einigen Jahren haben die Anbieter von Fernstudiengängen den MBA-Markt entdeckt und lassen sich dabei Studiengänge mit immer abstruseren Titeln einfallen – getreu der Devise: Hauptsache es steht MBA drauf. Besonders sticht dabei die Hochschule Ludwigshafen hervor, deren MBA-Fernstudiengänge gemeinsam mit der Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) durchführt werden.

Eigentlich sollte man meinen, dass eine Hochschule, die ein MBA-Studium anbietet, auch weiß, was ein MBA ist. Doch weit gefehlt. Weder bei der Hochschule Ludwigshafen noch bei der Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) scheint man davon eine Ahnung zu haben. Denn dort bietet man allen Ernstes einen „MBA Unternehmensführung“ und einen „MBA BWL“ an.

MBA steht für Master in Business Administration, also einen Master-Abschluss in Unternehmensführung, der betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt. Die Bezeichnung „MBA Unternehmensführung“ ist also so etwas wie ein weißer Schimmel und ebenso unsinnig wie ein „MBA BWL“.

Doch es wird noch schlimmer. Das Fernstudium „MBA Betriebswirtschaftslehre“ richtet sich nämlich an Absolventen eines wirtschaftswissenschaftlichen Erststudiums mit Bachelor- oder Diplomabschluss. Damit widerspricht es dem Konzept des MBA-Studiums. Denn das richtet sich in erster Linie an Akademiker, die über kein wirtschaftswissenschaftliches Erststudium verfügen, nun aber Managementaufgaben haben oder übernehmen möchten. Der „MBA Betriebswirtschaftslehre“ ist also offenbar nichts weiter als ein fachlich konsekutiver Master-Studiengang in BWL.

Der „MBA Unternehmensführung“ richtet sich immerhin an Nicht-Wirtschaftswissenschaftler. Besonders hübsch ist allerdings das Vorzeigebeispiel, das die Hochschule anführt: Ein Beschäftigter im öffentlichen Dienst brauchte „rein formal“ einen Masterabschluss, um seine Wunschposition im höheren Dienst zu erreichen. „Rein formal“ scheint hier das Entscheidende zu sein. Schließlich ist fraglich, wie sinnvoll ein auf die freie Wirtschaft ausgerichteter Studiengang für einen Staatsdiener ist. Aber dafür ist man bei den Zulassungsvoraussetzungen auch recht großzügig. Nicht einmal ein Erststudium ist unbedingt notwendig. Dass diese Stilblüten-MBAs auch noch von der Akkreditierungsagentur AQAS akkreditiert wurden, zeigt erneut, dass Deutschland vor allem ein Land der Micky-Mouse-MBAs ist – also von MBA-Studiengängen, die mit dem MBA-Konzept nur wenig zu tun haben.

Doch in Ludwigshafen ist man besonders kreativ und hat auch noch eine weitere MBA-Stilblüte kreiert: den „MBA Logistics – International Management & Consulting“. Gegen ein MBA-Programm, das sich auf eine Branche konzentriert, ist zunächst einmal nicht einzuwenden. Man lernt allgemeine Unternehmensführung, aber mit Schwerpunkt zum Beispiel auf Logistik. Nur was soll ein Logistik-MBA „International Management & Consulting“ sein?

Von den vier Semestern befasst sich nur eins mit General Management, der Rest besteht aus reinen Logistikthemen und der Masterthesis im vierten Semester. Und weil MBA und Logistik offenbar noch nicht ausreichen, muss auch noch das Thema Beratung rein. So werden im dritten Semester die Themen Logistics Consulting und Logistics Management Consulting behandelt. Doch nicht jeder, der einen MBA mit Schwerpunkt Logistik macht, will in die Beratung. Und zudem sollten die Absolventen eines guten MBA-Programms mit Schwerpunkt Logistik eigentlich auch gute Berater in diesem Bereich sein.

Auch diese MBA-Stilblüte ist daher eher ein Master-Studiengang in Logistik. MBA steht auch hier wohl vor allem drauf, weil er sich damit besser vermarkten lässt. Überflüssig zu erwähnen, dass auch dieser MBA akkreditiert wurde, diesmal von der Akkreditierungsagentur FIBAA (Foundation for International Business Administration Accreditation). Das beflügelt die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen gleich zu der Aussage, dass der MBA-Abschluss damit „weltweit anerkannt“ ist. Weltweite Anerkennung durch eine deutsche Akkreditierungsagentur, die weltweit weitgehend unbekannt ist und lediglich die Einhaltung von Mindeststandards überprüft? Auf so viel Unsinn muss man erst einmal kommen.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.