Harvard: Klassenausflug für 900 Studenten

Von am 18. März 2012

Anfang Januar wurden die 900 MBA-Studenten der Harvard Business School in 150 Teams in ein Dutzend Länder von Argentinien über China und Indien bis in die Türkei geschickt, um dort eine Woche lang an einem realen Projekt für ein Unternehmen zu arbeiten. Der Klassenausflug ist Teil des neuen Programms FIELD (Field Immersion Experiences for Leadership Development) und so etwas wie eine Revolution an der amerikanischen Elite-Schule.

Bisher hatte man in Harvard vor allem auf die bereits 1924 eingeführte Lehrmethode der Fallstudie gesetzt. Mehr als 500 Fallstudien müssen die MBA-Studenten dabei im Laufe ihres zweijährigen Studiums lösen. Dabei wird ein reales Szenario aus einem Unternehmen beschrieben, anhand dessen die Studenten – meist in Teamarbeit – entscheiden sollen, welche Managemententscheidungen sie getroffen hätten.

Eine Fallstudie biete stets nur Informationen aus zweiter Hand, kritisierte der kanadische Managementprofessor, Henry Mintzberg schon Anfang der 90er Jahre. Zudem fehle die Auseinandersetzung mit realen Menschen und ihren Befürchtungen und Ängsten.

Die erlebten die Harvard-Studenten nun zum ersten Mal selbst. Es sei schon ein riesiger Unterschied, wenn man ein echtes Feedback von den Betroffenen bekomme und nicht nur mit seinen Mitstudenten über seine Lösung diskutiere, erzählte MBA-Studentin Barrie Altshuler der Harvard Gazette.

Die Idee für die Neuerungen kommt von Nitin Nohria, der im Juli 2010 als neuer Dean in Harvard antrat. Ob der neue Ansatz auch dauerhaft umgesetzt wird, will man in Harvard erst nach ein paar Jahren entscheiden.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.