Fusion mit Hult: Ashridge stellt MBA-Programme ein

Von am 6. Oktober 2015
Schwertfeger

Die britische Ashridge Business School hat mit der amerikanischen Hult Business School fusioniert. Ihre MBA-Programme werden eingestellt und gehen in den MBA-Programmen von Hult auf. Auch der Name Ashridge verschwindet und bleibt nur noch als Unterabteilung für Executive Education erhalten. Die neue Schule firmiert unter dem Namen Hult International Business School.

„Unsere Vision ist es, die bedeutendste Business School weltweit zu sein“, verkündet Stephen Hodges, Präsident der Hult International Business School. Im September hat die US-Schule, die vor allem für ihr aggressives Marketing und weniger für ihre akademische Qualität bekannt ist, die kleine, renommierte britische Schule geschluckt, deren Stärke bisher vor allem im Bereich Executive Education lag.

Die US-Schule gehört zu EF Education First, einem der Anbieter von Sprachkursen weltweit. Sie hat sieben Standorte in Boston, New York, San Francisco, London, Dubai und Shanghai. Dazu kommt nun das neugotische Schloss von Ashridge in Berkhamsted, Hertfordshire, in der Nähe von London. Durfte Hult bisher nur US-Abschlüsse vergeben, bekommen ab September 2016 alle Absolventen neben dem US-Abschluss auch einen britischen Abschluss.

Er sei schon traurig, dass der Name Ashridge verschwindet, sagt Kai Peters, CEO der Ashridge Business School. Aber Hult habe schließlich 15 Millionen Dollar in den Aufbau der Marke Hult gesteckt, da sei es logisch, dass man auf den Namen setze. Ashridge sei einfach zu klein gewesen, um auf dem weltweiten Markt konkurrenzfähig zu bleiben, begründet Peters die Entscheidung, die Eigenständigkeit Ashridges aufzugeben. Dazu kamen wohl auch finanzielle Engpässe.

Dass beide Schulen formal eigenständige Organisationen bleiben, hat mit der komplizierten Rechtsform zu tun. Die Hult International Business School Inc ist eine in Massachusetts registrierte Not-for-Profit Organisation und Ashridge (Bonar Law Memorial) Trust ist eine in Großbritannien registrierte Stiftung (Charity).

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Zwar lief der Vollzeit-MBA in Ashridge nicht gut, aber gerade der Executive MBA war auch bei deutschen Unternehmen aufgrund seiner Praxisnähe und dem Fokus auf Leadership beliebt. Etliche Jahre gab es sogar ein Konsortialprogramm, bei dem die Deutsche Bank, Lufthansa und Merck ihre Mitarbeiter zum MBA-Studium nach Ashridge schickten. Nun gibt es nur noch den Executive MBA von Hult.

Der ist – zumindest was die Voraussetzungen von lediglich drei Jahren Berufserfahrung angeht – aber kein echter Executive MBA und baut nicht auf den Stärken des bisherigen Ashridge-Programms auf. Die Teilnehmer hätten im Durchschnitt elf Jahre Berufserfahrung und seien 36 Jahre alt, kontert Kai Peters, der nun als Chief Academic Officer Hult and Ashridge für die akademischen Programme zuständig ist. Auf die Unterschiede im Programm geht er nicht ein. Hult hat derzeit 250 bis 275 Teilnehmer beim Executive MBA pro Jahr, beim Vollzeit MBA sind es rund 800.

Während Ashridge seine MBA-Programme aufgibt, werden die Teilzeit-Master in den Bereichen Nachhaltigkeit, Leadership, Coaching, Change und das Promotionsprogramm weiter geführt. Zudem wolle man einen neuen berufsbegleitenden MBA mit mehr Online-Phasen entwickeln, so Kai Peters.

Ashridge ist künftig vor allem zuständig für den Bereich Executive Education, den es bei Hult bisher nicht gab. Auch da lief es zuletzt nicht schlecht. 2015 kann die Schule sogar ein Plus von zehn Prozent verzeichnen. Künftig soll es nun mehrere „Baby Ashridges” geben, die entweder an den Standorten von Hult oder in anderen Ländern angesiedelt sind, wo man attraktive Märkte vermutet. Im Moment setze man dabei auf den Mittleren Osten. Aber auch Südostasien und China, wo Ashridge bereits Kunden habe, wolle man ausbauen. In den USA wolle man dagegen aufgrund der großen Konkurrenz nicht aktiv werden. Für das Marketing bei deutschen Unternehmen seien auch weiterhin Ashridge-Mitarbeiter zuständig. „Da geht es um die Pflege von Kundenbeziehungen und da kann man nicht einen Verkäufer hinschicken, der vorher Obst verkauft“, erklärt Peters.

Die neue Schule hat die drei Bereiche „Undergraduate”, „Graduate” und „Ashridge Executive Education”. Ausbauen wolle man vor allem den Bereich Undergraduate und Executive Education, so Peters. Beim MBA sei erst einmal keine weitere Expansion angestrebt. Zudem solle es einige neue auf Fachgebiete spezialisierte Studienangebote geben.

Mit Ashridge und Hult prallen zwei Kulturen und Qualitätsansprüche zusammen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. So setzte Hult bisher vor allem auf Expansion, Wissenschaft und Forschung und Qualität spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle. Dagegen war die 1959 gegründete Ashridge Business School bekannt für ihre Erforschung der Managementpraxis und ihre hochwertigen Programme. Das zeigt sich schon allein an der Anzahl der Professoren. So hat Ashridge 80 Vollzeit-Professoren und 50 Teilzeit-Lehrkräfte, die um ein Vielfaches größere Hult Business School dagegen lediglich 60 Vollzeit-Professoren und 120 Teilzeit-Dozenten.

Dass es Hult vor allem darum geht, Geld zu machen, bestreitet Peters. Die Eigentümer von Hult seien schon Milliardäre, die wollten kein Geld aus der Schule nehmen. Die Gewinne würden alle wieder in die Schule investiert. Dass man bisher stärker auf Marketing als auf Qualität gesetzt habe, liege auch an den  geringen Margen im Hochschulbereich. Daher müsse das Geschäft erst einmal gut laufen, bevor man sich um Qualität kümmern könne. „Wir müssen jetzt sehen, wie wir die Reputation der Schule voranbringen“, sagt der Ashridge-Chef. Das funktioniere nicht allein mit Marketing. Dass Hult bei der Auswahl seiner Studenten nicht sehr wählerisch sei, stimme nicht. Die Statistik sei ok, der durchschnittliche GMAT-Wert liege bei 560. „Wir stehen nicht im Wettbewerb mit Topschulen wie Wharton“, gesteht Peters.

Auch dass Hult-Mitarbeiter Kopfgeld für neue Studenten bekommen, wie es das MBA-Portal Poets&Quants bereits 2014 beschrieb, bestreitet Peters. Aber wenn man ein Büro in Mumbai habe, müsse man natürlich auch messen, ob es sich lohnt und die Mitarbeiter bekämen einen Bonus. Poets&Quants bezeichnete Hult bereits 2014 als die aggressivsten Recruiting-Maschine in der Welt der Business Schools.

Während Ashridge über alle drei internationalen Akkreditierungen von AACSB, AMBA und EQUIS verfügt, hat Hult lediglich die AMBA-Akkreditierung. Unklar sei, ob Ashridge seine Akkreditierungen von EQUIS und AACSB behalten kann. „Meiner Meinung nach bleiben die Akkreditierungen für unsere bisherigen Programme bestehen“, sagt Kai Peters. Langfristig wolle man natürlich die gesamte Schule akkreditieren. Allerdings erwarte er eine entsprechende Entscheidung nicht vor 2017.

Die Akkreditierung ist für die Marketing orientierte Hult International Business School enorm wichtig. Denn ohne AACSB- oder EQUIS-Gütesiegel kann die neue Schule nicht am Ranking der Financial Times (FT) teilnehmen. Und die Platzierung von Ashridge auf Platz 21 weltweit im FT-Ranking zu Executive Education ist mit der Fusion erst einmal weg.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.