FT-Ranking: Der große Schmu

Von am 29. April 2013

Die Platzierung in einem der Rankings der Financial Times (FT) ist für viele Schulen so etwas wie ein Ritterschlag. Das gilt vor allem für deutsche Business Schools, die international bekannter werden wollen. Doch um an den Rankings teilnehmen zu dürfen, braucht die Schule eine AACSB- oder EQUIS-Akkreditierung. Allerdings nicht unbedingt – wie der Fall der Frankfurt School of Finance and Management zeigt.

Voraussetzung für die Teilnahme an dem Ranking ist die internationale Akkreditierung, heißt es auf FT-Website. Gemeint ist die AACSB- oder EQUIS-Akkreditierung. Die Frankfurt School of Finance und Management hat diese nicht. Dennoch landete sie im letzten Ranking „Master in Finance“ auf Platz 32 weltweit!

Man sei sehr stolz, dass man in das Ranking aufgenommen wurde, sagt Angelika Werner, Pressesprecherin der Frankfurt School of Finance and Management. Die FT habe die Schule zu der Teilnahme an dem Ranking eingeladen. Aber natürlich habe sie im Rahmen ihrer Arbeit die Frankfurt School bei der FT und der für die Rankings zuständigen Redakteurin Della Bradshaw auch gut platziert – Lobbyarbeit, gegen die natürlich grundsätzlich nichts einzuwenden ist.

Doch lässt sich die FT dadurch so beeinflussen, dass sie gegen ihre eigenen Regeln verstößt? Auf Anfrage bei Della Bradshaw kommt zuerst eine Mail mit dem Satz: „Irgendwelche Vorschläge, was wir ihr sagen können?“ Ein Irrläufer, der vermutlich an ihre Kollegen gehen sollte. Man suchte also eine Ausrede für die Schummelei und die kam dann auch kurz darauf:

„Bei allen unseren Ranking setzen wir voraus, dass die Business School bei EQUIS oder AACSB akkreditiert ist. Doch beim Master in Finance habe man gesehen, dass einige Institutionen, die diese Abschlüsse anbieten, keine Business Schools sind. Wir haben das mit allen traditionellen Business Schools diskutiert, als wir die Rankings gestartet haben, und sie haben es alle unterstützt, dass diese Institutionen – Queen Mary’s in London ist ein anderes Beispiel – mit einbezogen werden sollten. Das Ziel des Rankings ist es, die besten Masters-in-Finance-Abschlüsse aufzulisten und wir denken, das uns dieses Vorgehen am besten ermöglicht, dies zu tun.“

Die Frankfurt School ist also keine Business School? Nur warum befindet sie sich dann derzeit im Akkreditierungsprozess bei der AACSB? Denn die akkreditiert bekannterweise nur Business Schools? Auch die Behauptung, dass alle Business Schools zugestimmt haben, auch nicht-akkreditierte Schulen ins Ranking aufzunehmen, erscheint ziemlich abenteuerlich. Warum soll sich eine Schule dann überhaupt noch die Mühe machen, den langen und teuren Akkreditierungsprozess auf sich zu nehmen? Denn fürs Marketing ist die Platzierung im Ranking schließlich wesentlich wichtiger.

Zudem würde das nichts anderes bedeuten, als dass die Schulen selbst bestimmen, wer beim Ranking mitmachen darf. Besonders hanebüchen: Die von Bradshaw erwähnte Queen Mary`s in London taucht in dem Ranking überhaupt nicht auf! Und die Frankfurt School ist dort die einzige Schule, die über keine der beiden eigentlich erforderlichen Akkreditierungen verfügt.

Nun mag es ja durchaus sinnvoll sein, die Akkreditierung beim Master of Finance nicht zur Pflicht zu machen. Nur warum ändert man dann nicht einfach die Teilnahmekriterien? Und warum blamiert sich Della Bradshaw mit derart absurden Ausreden? Ist es die Arroganz der Macht? Denn befürchten muss die FT-Redakteurin schließlich nichts. Auch wenn sich vielleicht einige Business Schools über den Schmu erzürnen, wird keine sie offen kritisieren. Dazu haben die Schulen viel zu viel Angst vor der Herrscherin über die Rankings.

Dabei ist es keineswegs das erste Mal, dass die FT gegen ihre eigenen Vorgaben verstoßen hat. Im Januar 2008 war die Indian School of Business (ISB) in Hyderabad erstmals im MBA-Ranking vertreten und landete auch gleich auf Platz 20 weltweit. „Um in die Rangliste aufgenommen zu werden, muss eine Business-Schule von einer Organisation wie AACSB, Amba oder EQUIS akkreditiert sein“, schrieb die FT damals. Die ISB verfügte zu diesem Zeitpunkt über keine der genannten Akkreditierungen. Man habe Della Bradshaw für drei Tage nach Hyderabad eingeladen, damit sie sich selbst ein Bild von der Schule machen konnte, erzählte der Assistant Director Admissions & Financial Aid. War das der Grund, warum die FT ihre eigenen Regeln ignorierte? Auch damals war Della Bradshaw nicht um eine Ausrede verlegen: „Die Akkreditierung durch eine amerikanische oder europäische Organisation gilt für amerikanische und europäische Schulen. Wir betreiben schließlich keinen Kulturimperialismus.“

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Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.