Ranking von Focus Money: Erneute Irreführung

Von am 4. März 2019
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Focus Money hat es wieder getan und erneut ein völlig abstruses Ranking über die Top Business Schools in Deutschland veröffentlicht. Schließlich will der Burda-Verlag mit dem Verkauf seiner Test-Siegel Geld verdienen.

Focus Money führt seine Leser erneut in die Irre. Die Top Business School in Deutschland ist demnach erneut die FOM Hochschule für Oekonomie & Management. Auf Platz 2 liegt die FHDW – Fachhochschule der Wirtschaft, gefolgt von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM). Immerhin auf Platz 4 kommt die ESMT in Berlin als erste der führenden deutschen Business Schools. Die Mannheim Business School, laut internationalen Rankings eine der besten deutschen Business Schools, schaffte es nur auf Platz 8, zwei Plätze hinter der accadis Hochschule in Bad Homburg.

Das völlig abstruse Ergebnis überrascht nicht, wenn man sich die Methodik anschaut. Durchgeführt hat die Umfrage erneut der Marktforscher ServiceValue im Auftrag von Deutschland Test. „Objektiv, unabhängig, fair – Deutschland Test untersucht Waren und Dienstleistungen nach wissenschaftlichen Methoden“ heißt es auf der Website. „Deutschland Test ist eine Marke von Focus Money, einem der erfolgreichsten und renommiertesten Finanztester in Europa.“

Zu der Umfrage heißt es wie bereits im vergangenen Jahr: „Bei der Untersuchung handelt es sich um eine Online-Befragung. Eingeladen wurden sogenannte Panelisten, die die verschiedenen Anbieter aus Kundensicht beurteilen sollten. Von den Teilnehmern liegen soziodemografische Merkmale vor, sodass bevölkerungsrepräsentativ eingeladen werden konnte.“ Offenkundig merkt niemand, wie unsinnig das ist. Denn damit werden auch Schüler und Rentner, die sich niemals an eine Business School verirren, nach ihren Erfahrungen dort befragt.

Weiter: „Jeder Teilnehmer erhielt zunächst eine für ihn überschaubare Auswahl von Anbietern zur Bewertung bzw. zur Angabe, ob er bei diesem Anbieter überhaupt Kunde war oder ist. Pro Anbieter wurden mindestens 100 Kundenstimmen eingeholt. Die konkrete Fragestellung lautet: „Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit den Produkten/Leistungen des Anbieters […]? Bitte beurteilen Sie aus eigener Kundenerfahrung in den letzten 24 Monaten beziehungsweise 36 Monaten.“

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Wie gut eine Business School ist, spielt also keine Rolle. Entscheidend ist die angebliche Kundenzufriedenheit. Dabei muss allerdings erheblich bezweifelt werden, dass in dem Panel mehr als hundert tatsächliche Kunden jeder Business School waren. Schließlich richten sich ihre Studienangebote an eine ganz bestimmte Zielgruppe. Zudem kommen die meisten Studenten an den führenden Schulen aus dem Ausland und dürften daher kaum im Panel von ServiceValue sein.

Besonders deutlich wird der Schmu, wenn man sich die Studentenzahlen anschaut. Laut den 2018 vom CHE Zentrum für Hochschulentwicklung erhobenen Daten hat zum Beispiel die Quadriga Hochschule in Berlin insgesamt 150 Studierende. Selbst wenn man die dreifache Zahl für drei Jahre annehmen würde, ist es immer noch ziemlich unwahrscheinlich, bei einer Bevölkerung von über 80 Millionen ausgerechnet mehr als hundert Kunden dieser Schule in dem Panel gehabt zu haben und die müssten dann auch noch geantwortet haben.

Aber egal, denn um den Kundennutzen dürfte es sowieso nicht vorrangig gehen. Die fragwürdigen Tests sind vor allem eine Verkaufsaktion für die Nutzung des Focus-Testsiegels. Dafür werden meist mehrere Tausend Euro pro Jahr fällig.

Auch Arbeitgeber werden daher in Zeiten des Fachkräftemangels gern gerankt. „Top-Arbeitgebersiegel-Produzent ist das Nachrichtenmagazin Focus“, schrieb der Personalmarketingexperte Henner Knabenreich 2018 und zerlegte die fragwürdigen Auszeichnungen, deren Nutzung durch Unternehmen er sogar als „echte Bewerbertäuschung“ bezeichnet.

Insofern ist auch das absurde Business-School-Ranking durchaus aufschlussreich. Denn Schulen, die ihre Platzierung stolz herausposaunen oder sogar die Nutzungsrechte des Qualitäts-Siegels kaufen, haben sich entweder nicht näher mit der fragwürdigen Bewertung befasst und reagieren reflexartig auf jedes Ranking, in dem sie gut abschneiden. Hauptsache es dient dem Marketing. Oder sie nehmen die mögliche Irreführung potentieller Studenten sogar bewusst in Kauf.

Diesmal schmückt sich Fachhochschule des Mittelstandes auf ihrer Website groß mit dem Siegel und schreibt: „Auch im Jahr 2019 ist staatlich anerkannte, private Fachhochschule des Mittelstands (FHM) im aktuellen Deutschland Test von Focus wieder auf Platz drei der Business Schools/Wirtschaftshochschulen gerankt worden.“

In der darbenden Medienbranche wird der Burda Verlag, zu dem unter anderem Focus und Focus Money gehören, für seine lukrativen Siegel-Geschäfte gefeiert. Burkhard Graßmann, Geschäftsführer von BurdaNews, schwärme vom Geschäft mit Testsiegeln, das Burda aktuell einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr beschere, schrieb der Branchendienst Turi2 vor kurzem. „Irgendwann, so seine Vision, will er jede Branche in Deutschland testen und besiegeln.“

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.