Beste Business School: FOCUS mit fragwürdigem Testsiegel

Von am 1. Februar 2016

Die beste Business School in Deutschland ist die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, gefolgt von der ESMT und der ESB Reutlingen. Das verbreitet das FOCUS Magazin. Doch der mehr als fragwürdige Test ist wohl eher eine Verkaufsaktion für die Nutzung des FOCUS-Testsiegels.

Ein Ranking der neuen Art präsentierte vor kurzem das FOCUS Magazin. Danach ist die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin die beste Business School Deutschlands, gefolgt von der ESMT und der ESB Reutlingen. Das will „Deutschland Test“ herausgefunden haben. „Deutschland Test ist eine Marke der FOCUS-MONEY Redaktions-GmbH“, heißt es auf der Website.

Veröffentlicht wurde das „Ranking“ als Verlagssonderveröffentlichung im FOCUS Magazin. Dabei wurden unter dem Thema „Lernen fürs Leben“ neben Sprachschulen, Fernhochschulen, Instituten für berufliche Bildung und Unternehmensakademien auch Business Schools bewertet.

In einer breit angelegten Untersuchung seien Kundenerfahrungen systematisch erfasst und ausgewertet worden, heißt es. „Wie zufrieden sind die Lernwilligen mit den unterschiedlichen Anbietern auf diesem stark und stetig wachsenden Markt? Wie bewerten Teilnehmer und Absolventen die von ihnen wahrgenommenen Bildungsangebote?“ Insgesamt seien 8.216 Kundenstimmen zu 79 Anbietern eingeholt worden.

Die Kunden seien „bevölkerungsrepräsentativ“ zu der Befragung eingeladen worden. Im Klartext: Auch Jugendliche, Hausfrauen und Rentner wurden zu ihrer Erfahrung mit den Angeboten von Business Schools befragt, was sicher zu einer hohen Trefferquote führte. Das gilt natürlich auch für die „getesteten“ Unternehmensakademien von Linde oder Dräger.

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Aber darum geht es schließlich nicht. Ziel ist es offenbar vor allem, gegen eine Lizenzgebühr von 8.500 Euro pro Jahr das „Testsiegel TOP Business School“ zu verkaufen. Mit dem Einsatz des Testsiegels könnten die Business Schools „Glaubwürdigkeit schaffen“ und „wirksam und wirtschaftlich werben“, heißt es in einem Schreiben. Da darf man gespannt sein, welche Business School so viel Geld für ein fragwürdiges „Gütesiegel“ ausgibt.

Offenbar entdeckt das krisengeschüttelte FOCUS-Magazin nun verstärkt die Business Schools. Bereits im Oktober veröffentlichte FOCUS einen Artikel über MBA-Programme. Darin wurde neben einem IESE-Absolventen, der seinen MBA bereits 2005 gemacht hat, ausführlich ein Student im letzten Semester des MBA-Programms in International Healthcare Management an der SRH Hochschule Berlin zitiert.

Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, auch wenn man sich fragt, wie die Autorinnen ausgerechnet auf dieses relativ unbekannte Programm kamen. Seltsam ist allerdings, dass es auf der Website der SRH Hochschule bei dem „MBA in International Health Care Management“ heißt: „Neu ab Wintersemester 2015/16.“ Offenbar war der in FOCUS zitierte Student, der ja bereits im Oktober im letzten Semester war, daher seiner Zeit voraus.

Noch pikanter: Beide Autorinnen sind als Projektleiterin/Corporate Publishing bei der Medienagentur Siccma Media tätig und zu deren Kunden gehört laut Website zufällig auch die SRH Holding, die wiederum die SRH Hochschulen betreibt.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.