FAZ: Millionen-Ziele mit Managerweiterbildung

Von am 24. Januar 2013

Im März 2012 gründete die FAZ die Frankfurter Allgemeine Business School (FABS). So richtig überzeugend war das Konzept nicht und seitdem hat sich wohl auch nicht viel getan. Seit Sommer 2012 suchte man einen neuen Geschäftsführer. Nun gibt es ab März eine Doppelspitze und neue Weiterbildungsangebote. FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan hat dabei ambitionierte Ziele. Künftig soll ein Drittel der Einnahmen der Verlagsgruppe aus der Weiterbildung kommen. Das wären mehr als 90 Millionen Euro.

Nachdem der Start mehr als holprig und das Konzept nicht ausgereift war, soll es jetzt im März endlich richtig losgehen. Bereits seit Sommer 2012 suchte eine Personalberatung nach einem neuen Geschäftsführer. Der derzeitige Geschäftsführer Josef Krieg sollte dann wohl seinen Posten aufgeben und sich anderen Aufgaben widmen.

Dabei halten sich bis heute Gerüchte, dass FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan lange Zeit den geschassten Ex-Präsidenten der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, zum Geschäftsführer der FABS machen wollte. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Jahns wegen des Verdachts gewerbsmäßiger Untreue erhoben. Es geht unter anderem um Rechnungen der Firmengruppe BrainNet, an der Jahns beteiligt war, an die Hochschule,  hinter denen die Staatsanwaltschaft Scheinrechnungen vermutet.

Dabei ist auffalllend, wie sich die FAZ seit Beginn des EBS-Skandals auf die Seite von Jahns stellt und ihn immer wieder als unschuldiges Intrigen- und Justizopfer darstellt – als das er sich selbst auch sieht. Erst am 20.Januar erschien erneut ein peinlich einseitiger Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, den man eigentlich nur als „gezielte Lobbyarbeit für Jahns“ bezeichnen kann, da der FAZ-Redakteur nahezu alle nachteiligen und belastenden Fakten einfach wegließ. Auch wenn die Schuldfrage erst vor Gericht geklärt werden muss und bis dahin die Unschuldsvermutung gilt, Qualitätsjournalismus – den sich die FAZ gern auf die Fahnen schreibt – sieht anders aus.

Aber nun soll die FAZ Business School durchstarten. Die Anforderungen an den neuen Geschäftsführer waren anspruchsvoll. Der künftige Stelleninhaber sollte nicht nur über hervorragende Kenntnisse des Weiterbildungsmarktes verfügen und insbesondere mit der Zielgruppe der Führungskräfte vertraut sein. Er oder sie sollte auch auf ein exzellentes Netzwerk von Trainern, Moderatoren und Referenten sowie sehr gute Kontakte zu Entscheidern im Personalmanagement auf den oberen Führungsebenen zurückgreifen können.

Ausgewählt wurde nun Christi Degen. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität zu Köln, leitete das Zentrum für Internationale Beziehungen an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, war Programmdirektorin des internationalen Netzwerks Community of European Management Schools (CEMS), Beraterin und Dozentin für Interkulturelles Management bei der itim-Gruppe und Geschäftsführerin bei der IHK Köln, verantwortlich für den Geschäftsbereich Industrie, Volkswirtschaft, Innovation und Umwelt. Von herausragenden Kenntnissen und Beziehungen in der hochkarätigen Managerweiterbildung ist nichts bekannt. Christi soll nun gemeinsam mit Josef Krieg ab März die FABS leiten.

Auf die beiden warten große Herausforderungen. Denn die FABS soll die Finanzlöcher stopfen, die der Rückgang im Anzeigenmarkt in die Umsätze der FAZ gerissen hat. FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan muss dabei Anzeigeneinbrüche in erheblichem Umfang auffangen. Die Rede ist – laut einem Bericht im Kontakter – von einem Defizit von zehn bis 20 Millionen Euro. Dabei setzt Trevisan auf den Ausbau der Weiterbildung mit dem Konferenzgeschäft und der FABS.

Künftig soll der Bereich Weiterbildung ein Drittel der Verlagserlöse einspielen – ein recht ambitioniertes Ziel. Legt man den Umsatz der FAZ-Gruppe von 2011 zugrunde wären das mehr als 90 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die EBS Universität für Wirtschaft und Recht, bei der Trevisan bis Ende 2011 im Aufsichtsrat saß, machte – als etablierte Hochschule –  im Bereich Executive Education lediglich rund acht Millionen Euro Umsatz. Und die Duke Corporate Education, eine Ausgliederung aus der renommierten Duke University und einer der renommiertesten globalen Anbieter von Managerweiterbildung (seit Jahren auf Platz 1 im Ranking der Financial Times in der Customized Executive Education) hatte 2011 Einnahmen in Höhe von 48 Millionen Dollar (derzeit 36 Millionen Euro).

Man darf daher gespannt sein, mit welchen Produkten die FABS den hart umkämpften Markt der Managerweiterbildung erobern will und wie lange Trevisan noch Geschäftsführer der FAZ ist.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.