FAZ gründet Business School

Von am 26. März 2012

Die FAZ hat klammheimlich eine Business School gegründet. Geschäftsführer ist Josef Krieg, bisher Leiter Neue Geschäftsfelder. Er berichtet direkt an FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan, der bis Ende 2011 im Aufsichtsrat der EBS Universität für Wirtschaft und Recht saß. Die passenden Domains dazu hatte sich bereits im Mai 2011 der geschasste Ex-Präsident der EBS, Christopher Jahns, gesichert.

Nur wer eine Pressemeldung der FAZ vom 14.März genauer liest, entdeckt, dass die FAZ offenbar heimlich die Frankfurter Allgemeine Business School gegründet hat. Denn dort taucht Josef Krieg plötzlich als Geschäftsführer Frankfurter Allgemeine Business School GmbH auf. Auch auf seinem LinkedIn-Profil hat Krieg seine neue Position bereits eingetragen. Erst im Juni 2011 übernahm Krieg, der bisher auch für den FAZ Hochschulanzeiger zuständig war, die Verantwortung für den Bereich „Neue Geschäftsfelder“.

Brisant ist das Ganze vor allem aufgrund der Aktivitäten von FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan bei der EBS Universität für Wirtschaft und Recht und den immer wieder aufgetauchten Gerüchten, dass der geschasste Ex-Präsident der EBS, Christopher Jahns, bei den geplanten Aktivitäten der FAZ eine wichtige Rolle spielen solle.

Bis Ende 2011 saß Trevisan bei der EBS im Aufsichtsrat. Im Januar erklärte er dann, dass sich die „FAZ GmbH vermehrt im Weiterbildungsmarkt engagieren möchte“. „Wir sehen darin ein Potential, um unter der Marke FAZ zusätzliche Erlösquellen zu erschließen. Zu diesem Zweck haben wir innerhalb der FAZ-Organisation einen Bereich aufgebaut, der sich mit dem Thema Weiterbildung beschäftigt“, schrieb Trevisan. „Um einen Interessenskonflikt oder auch nur den Anschein eines Interessenskonflikts zu vermeiden, habe ich mich entschlossen, per Ende 2011 aus dem Aufsichtsrat der EBS auszutreten.“

Gerüchte, dass Jahns oder seine Lebensgefährtin und Geschäftsführerin der SMI Campus GmbH, Nicole Gaiziunas, eine Rolle bei den neuen FAZ-Aktivitäten spielen sollen, wies Trevisan zurück. „Weder Frau Gaiziunas noch Herr Jahns sind Mitarbeiter der FAZ oder Mitarbeiter einer Tochtergesellschaft der FAZ“, schrieb er. Und Josef Krieg bestätigte: „Herr Jahns ist nicht Mitarbeiter der FAZ oder einer Tochtergesellschaft der FAZ. Es besteht auch keine Absicht, Herrn Jahns in Zukunft als Mitarbeiter zu beschäftigen.“

Wer hinter der Frankfurter Allgemeinen Business School steht, was ihre Ziele sind und wer die Angebote der neuen Business School durchführen soll, ist bisher nicht bekannt. Eine entsprechende Anfrage beantwortete Krieg bisher nicht.

Deutlich wird indes, dass Jahns offenbar eine wichtigere Rolle bei dem Projekt spielte, als die FAZ zugibt. Denn bereits im Mai 2011 ließ er sich die Domains faz-business-school.com, fazschool.com und faz-school.net de sichern. Das deutet zumindest darauf hin, dass eine Kooperation zwischen der FAZ und Jahns, gegen den die Staatsanwaltschaft noch immer wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, schon lange geplant war und Jahns wohl auch berechtigte Hoffnungen hat oder hatte, dort in führender Position tätig zu sein. Merkwürdig ist allerdings, dass ausgerechnet Jahns die Domains kaufte und nicht die FAZ.

Interessant ist auch der Zeitpunkt. Im April 2011 wurde gegen Jahns ein Haftbefehl wegen des Verdachts der Untreue erlassen, der jedoch außer Vollzug gesetzt wurde und inzwischen aufgehoben wurde. Kurz darauf feuerte der Aufsichtsrat der EBS Jahns fristlos. Am 16.Mai berichtete der Wiesbadener Kurier, dass Jahns weiter gegen seine Kündigung kämpft. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt also offenbar noch hoffte, wieder an die EBS zurückkehren zu können, sicherte sich Jahns am 17. und 18.Mai die Domains der FAZ Business School. Ob es demnächst zur Anklage gegen Jahns kommt, ist noch offen. Er selbst beteuert bis heute seine Unschuld.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.