Fake-Uni: US-Behörden locken Ausländer in die Falle

Von am 4. Februar 2019
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Die Website der University of Farmington sah täuschend echt aus. Sogar eine Akkreditierung hatte Hochschule, die auch mehrere MBA-Programme anbot. Doch das alles war nur ein Fake, initiiert von Ermittlern der Homeland Security, um illegale Einwanderer zu erwischen.

Um Ausländer zu identifizieren, die mit einem Studentenvisum in die USA gereist sind und dort bleiben wollten, griffen die US-Behörden zu einem perfiden Trick. Sie erfanden die University of Farmington in Michigan. Sie bot Bachelor- und Master-Programme, darunter auch einige MBA-Programme an. Die Website findet man noch im Webarchiv

Sogar eine Akkreditierungsorganisation, die Accrediting Commission of Career Schools and Colleges (ACCSC), spielte mit. So hieß es auf der Website, die „Uni“ sei von der ACCSC akkreditiert. Die private Agentur habe die „Uni“ akkreditiert, nachdem ihr die Ermittler der Homeland Security den Umfang der Investigation erläutert hatten, erklärte Executive Director Dr. Michale McComis laut einem Artikel in den Detroit News. „Wir waren nicht an der Operation beteiligt, wir haben ihr nur ein Stück Legitimität gegeben und sie auf unserer Website als akkreditierte Institution gelistet“, so McComis.

Nun flog die verdeckte Aktion auf und die Fake-Uni wurde geschlossen. Acht Rekruiter in den USA – alle mit indisch klingendem Namen – wurden wegen „Conspiracy to commit visa fraud and harbouring aliens for profit“ angeklagt. Sie sollen – so die New York Times – Geld von der „Uni“ Geld für die Vermittlung von mindestens 600 Studenten kassiert haben und damit mehr als 250.000 Dollar Gewinn gemacht haben.

Zudem wurden 130 Studenten verhaftet, 129 davon sind Inder. Während die US-Behörden behaupten, alle Studenten hätten gewusst, dass es sich um eine Fake-Uni handelt, hat die indische Regierung eine Protestnote an der US-Botschaft in Delhi eingereicht. Schließlich könnten die Studenten auch betrogen worden sein. So berichtet die BBC von zwei indischen Studenten, die offensichtlich getäuscht wurden.

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Es ist nicht das erste Mal, dass US-Behörden eine „Uni“erfunden haben. Vor zwei Jahren wurde mit der University of Northern New Jersey eine ähnliche Falle gestellt. Damals, so berichtet die New York Times wurden 20 Vermittler verhaftet. 25 Studenten wurden als anonyme Ko-Vorschwörer gelistet. Innerhalb von ein paar Tagen wurden mehr als 1.000 Studenten vor Gericht gestellt. Ihnen drohte Deportation und sogar ein lebenslanges Einreiseverbote in die USA. Die meisten Studenten waren aus China und Indien. Auch hier behaupteten die Behörden, dass alle Studenten wussten, dass sie an einer Fake-Uni eingeschrieben waren. Und auch damals bestanden einige darauf, von den Vermittlern und der Regierung betrogen worden zu sein.

Das erneute perfide Vorgehen der US-Behörden kommt zu einer Zeit, in der immer mehr ausländische Studenten den USA aufgrund der rigiden Einreise- und Visa-Politik und der ausländerfeindlichen Rhetorik von US-Präsident Trump den Rücken kehren.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.