Fake-Test-Website bewertet MBA-Studiengänge

Von am 22. März 2017
Suzanne Grieger-Langer Fotolia ©fabioberti.it

Das Portal www.vergleich.org gilt als eine Fake-Test-Website. Es bewertet Handmixer, Matratzen und Autobatterien und nun auch MBA-Programme. Minuspunkte bekommen Programme, bei denen es einen Eingangstest gibt.

„MBA-Fernstudium Test 2017 – Die 7 besten MBA-Fernstudiengänge im Vergleich“ titelt das Vergleichsportal. Warum gerade diese sieben und warum das die besten Studiengänge sind, steht nirgends. „In unserem Vergleich stellen wir die Angebote der verschiedenen Hochschulen übersichtlich dar und sprechen eine Empfehlung aus“ schreibt Sophia Böhme, zuständig für Pressearbeit bei vergleich.org. Zudem erhalte der Ratgebertext, für den der MBA-Experte Detlev Kran Rede und Antwort stand, hilfreiche Informationen für Interessenten bereit. „Wir können uns vorstellen, dass unser Vergleich auch für Ihre Leser interessant sein könnte und würden uns deshalb sehr freuen, wenn Sie auf unser Angebot verweisen könnten“, schreibt Böhme weiter.

Beim Blick auf die Tabelle reibt man sich verwundert die Augen. Warum steht nur bei der IUHBstaatlich anerkannt“, aber nicht bei den anderen fünf privaten Hochschulen? Denn die sind natürlich auch staatlich anerkannt. Noch verwirrender ist die Erklärung bei der privaten IUHB: „Das Stu­dium erfüllt die Qua­li­täts­vor­gaben staat­li­cher Hoch­schulen. Das Stu­di­en­an­gebot pri­vater Hoch­schulen wird sei­ner­seits nach ein­heit­li­chen Stan­dards zer­ti­fi­ziert, kann aber von den Inhalten staat­li­cher Stu­di­en­gänge abwei­chen. Stu­di­en­gänge pri­vater Hoch­schulen mit einer staat­li­chen Aner­ken­nung genügen beiden Vor­gaben.“ Da hat wohl jemand nicht so recht verstanden, was er schreibt.

Doch was macht für vergleich.org überhaupt ein gutes MBA-Programm aus? Für die Autorin, Online-Redakteurin im Ressort Haushalt, sind es unter anderem möglichst geringe Zulassungshürden. „Ich habe dabei immer die Rolle eines potenziellen Studienbewerbers eingenommen und in dieser sind hohe Zulassungshürden in der Regel ein Nachteil“, erklärt sie in ihrer Antwort auf die an Pressemitarbeiterin Böhme gerichtete Email und schreibt dabei auch von einem „eigenständigen Test“, den sie durchgeführt habe. Dabei gilt gerade beim MBA: Je strenger die Zulassungshürden und desto besser die Studenten, desto mehr bringt auch das Studium.

So richtig ärgerlich wird es aber bei den Empfehlungen von MBA-Experte Detlev Kran. Denn der schreibt: „Wer sich für ein MBA-Studium interessiert, kann sich zwischen einem kompakten Präsenzstudium und einem etwas langfristigeren Fernstudium entscheiden.“ Für Berufstätigen sei „das Fernstudium oft der einzige praktikable Weg zum Erreichen ihrer Qualifizierungsziele“. Dabei weiß Kran, der selbst einen MBA-Guide betreut und MBA-Experte bei der Zeitschrift „Personalwirtschaft“ ist, sehr genau, dass es zahlreiche Part-time-Programme gibt, bei denen man am Abend oder Wochenende oder in Studienmodulen studiert. Nur warum verbreitet er dann solche irreführenden Informationen?

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Auch bei weiteren Aussagen muss man an der Kompetenz des MBA-Experten zweifeln: „Für private Hochschulen gilt, dass sie gewinnorientiert arbeiten und daher zum Teil mit erheblichen Studiengebühren verbunden sind. Das Studienangebot an diesen Hochschulen muss nicht den einheitlichen Qualitätsstandards staatlicher Universitäten entsprechen. Allerdings bemühen sich viele private Einrichtungen um eine staatliche Anerkennung oder anderweitige Akkreditierung von unabhängiger Stelle, um ihre Qualität nachzuweisen.“

Dass es an staatlichen Hochschulen einheitliche Qualitätsstandards gibt, ist schlichtweg Unsinn. Auch dass sich private Einrichtung um eine „anderweitige Akkreditierung“ bemühen, ist falsch. Jeder neue Studiengang – auch an staatlichen Hochschulen – muss in Deutschland akkreditiert werden und die deutschen Akkreditierungsagenturen überprüfen dabei nur, ob die Mindeststandards erfüllt sind. Als ehemaliger Mitarbeiter der FIBAA-Akkreditierungsagentur sollte Herr Kran das eigentlich wissen.

Vergleich.org gilt als sogenannte Fake-Test-Website. Das sind Seiten, die durch ihren Namen, ihre Aufmachung und ihren Inhalt den Eindruck erwecken, dass sie Produkttests durchgeführt haben. In Fußnoten oder teilweise gar nicht wird darauf hingewiesen, dass nicht in allen Fällen Produkte tatsächlich getestet wurden. Tatsächlich werden die „Tests“ in den meisten Fällen aus Nutzer-Bewertungen und Test anderer Medien intransparent zusammengestellt.

Auch beim MBA-Vergleich findet man versteckt die Information: „Wir führen unsere Vergleiche neutral, objektiv und sachkundig durch. Anders als andere Testmagazine hatten wir die Produkte jedoch zum Teil nicht selbst in der Hand, sondern beziehen uns bei unserem Vergleichsergebnis auf technische Daten, andere Testberichte, Kundenmeinungen und Experteninterviews. Dies halten wir im Vergleich zur Prüfung vor Ort für besonders effektiv, weil wir so u.A. auch Langzeiterfahrungen mit einbringen und unsere Vergleiche fortlaufend aktuell halten können.“

Die Autorin gibt an, ihr „eigenständiger Test“ basiere auf Informationsquellen wie den Studienordnungen und Broschüren der Hochschulen sowie den Aussagen der beiden zitierten Experten (neben Detlev Kran wurde noch ein Steuerexperte befragt). Das ist natürlich kein Test.

Wie irreführend der vermeintliche Test ist, zeigt auch die Pressemeldung der Hochschule Koblenz. Dort heißt es: „Das Testergebnis attestiert dem MBA-Fernstudienangebot der Hochschule Koblenz am RheinAhrCampus ein stimmiges Konzept und gutes Preisleistungsverhältnis.“

Erst vor kurzem hat die Website testbericht.de eine ausführliche Untersuchung zu Fake-Tests im Web durchgeführt – mit erschreckendem Ergebnis. Dafür wurden 100 Google-Suchanfragen und rund 1.000 Suchergebnisse ausgewertet. Dabei wurde in 94 Prozent der Fälle auf der ersten Suchtrefferseite von Google ein Link zu mindestens einer Fake-Testseite gefunden. Die Websites sind, oft „technisch gut gemacht“, im Sinne von SEO-optimiertem Content und werden so bei Google sehr hoch gerankt. Meist werden die „Testsieger“ mit Affiliate-Links zu Amazon versehen, wo die „getesteten“ Produkte gekauft werden können und der Betreiber des Vergleichsportals eine Vergütung von Amazon erhält.

Gegen die Fake-Test-Websites gab es bereits einige Abmahnungen der Verbraucherzentrale. Auch die Seite vergleich.org/matratzen wurde abgemahnt und vergleich.org gab eine Unterlassungserklärung gegenüber der Stiftung Warentest ab, die in diesem Fall auch tätig geworden war.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.