Ex-EBS-Präsident Jahns wieder verhandlungsfähig?

Von am 20. Januar 2016

Im Oktober 2014 wurde das Strafverfahren wegen des Vorwurfs gewerbsmäßiger Untreue gegen den ehemaligen Präsidenten der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, vorläufig eingestellt, weil der Angeklagte verhandlungsunfähig war. Nun veranlasst das Gericht eine neue Begutachtung, ob weiterhin Verhandlungsunfähigkeit besteht. Jahns tritt derweil als Gründer und CEO des Unternehmens Digital Berlin beim Zukunftsforum des Fraunhofer Instituts auf.

„Berlin – Labor der digitalen Transformation für Deutschland, PD Dr. Christopher Jahns, Founder & CEO, Digital Berlin, Berlin“ heißt es im Programm des Zukunftsforum 2016 „Agile Working –Transformation in die digitale Welt“, das das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation iao am 28. und 29. Januar in Stuttgart veranstaltet und bei dem Jahns nach der Eröffnung durch Professor Wilhelm Bauer, Institutsleiter Fraunhofer IAO, Stuttgart, und Sapthagiri Chapalapalli, Head of Central Europe von Tata Consultancy Services Limited, Mumbai (Indien) den dritten Vortrag hält.

In dem inzwischen bei Youtube eingestellten Video ist sein Auftritt bei Minute 2.10 kurz zu sehen.

Dem ehemaligen Präsidenten der EBS Universität für Wirtschaft und Recht wird vorgeworfen, dass er 180.000 Euro veruntreut hat. Das Geld wurde von der Hochschule an die Beratungsfirma BrainNet überwiesen, an der Jahns damals beteiligt war, ohne dass es – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft – dafür entsprechende Leistungen gab. Die Gelder sollen dann von BrainNet an Jahns eigene Firmen in der Schweiz weiter geleitet worden sein. Dafür stand er seit April 2013 vor Gericht. Jahns bestreitet seine Schuld.

Im Oktober 2014 hatte die Wirtschaftsstrafkammer in Wiesbaden die Hauptverhandlung ausgesetzt und das Strafverfahren vorläufig eingestellt bis der Angeklagte wieder verhandlungsfähig ist. Jahns hatte damals ein psychiatrisch-neurologisches Gutachten vorgelegt, das ihn für verhandlungsunfähig erklärte.

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Wie krank Jahns wirklich war, ist umstritten. So wurde der Untreue-Prozess bereits im Juli 2014 unterbrochen, weil sich der Angeklagte wegen schwerer Herzprobleme für nicht verhandlungsfähig hielt. Just zum Zeitpunkt des abgesagten Prozesstermins war Jahns jedoch auf einem Club-Treffen in Berlin und ließ sich dort sogar fotografieren.

Nach der vorläufigen Einstellung des Strafprozesses tat sich über ein Jahr nichts. Nun veranlasst das Gericht eine neue Begutachtung, ob weiterhin Verhandlungsunfähigkeit besteht. „Wann ein Ergebnis vorliegt, kann derzeit noch nicht abgesehen werden“, schreibt die Pressestelle. Sollte Jahns wieder verhandlungsfähig sein, muss der Prozess neu aufgerollt werden.

Unternehmerisch firmierte Jahns bereits seit dem Frühjahr 2014 als Geschäftsführer der Smarter Education Group in Berlin. Gegenstand der Firma ist das „Betreiben einer Denkfabrik, die strategische und operative Beratung von Unternehmen und Non-for-Profit-Organisationen, Auftragsforschung und Studien, Entwicklung und Umsetzung von Bildungsprogrammen sowie Weiterbildung und Training.“

Nun hat er offenbar eine neue Firma gegründet und erneut ambitionierte Pläne. „Digital Berlin – Be inspired by Europe´s Silicon City. An intellectually driven ecosystem for start-up founders & old economy giants“ wirbt die Firma auf ihrer Website. Das Ziel: „To become no1 place to be for co-working and corporate training and events Germany-wide”. Angeboten werden zum Beispiel ein „Singularity University 6-day executive program“ und ein “5-day digital transformation programm“. Wer hinter der Firma steckt, ist nicht zu erkennen. Ein Impressum lässt sich – trotz Impressumpflicht – nicht finden. Doch eingetragen wurde die Domain bereits im Juli 2015 auf Christopher Jahns. Und nun tritt der Ex-EBS-Präsident erstmals auch wieder öffentlich auf dem Fraunhofer Kongress auf.

Die Vorwürfe und die Anklage gegen Jahns, der bis April 2011 CEO und Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht war, hatten die Privatuniversität in eine massive Krise gestürzt. Dabei geht es auch noch immer darum, ob ein Teil der 24,7 Millionen Euro, die das Land Hessen der Privathochschule für den Aufbau ihrer neuen juristischen Fakultät bezahlt hat, missbräuchlich verwendet wurde.

Seit April 2104 ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt daher wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Betruges gegen ehemalige EBS-Mitarbeiter, darunter auch gegen Jahns. Es geht um mindestens 1,6 Millionen Euro Fördergelder, die zweckwidrig verwendet worden sein sollen.

Die Ermittlungen dauern noch immer an, wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Anfrage mitteilt. „Es stehen weitere umfangeiche und komplexe Auswertungen und rechtliche Prüfungen an. Wann das Ergebnis dieser Auswertungen vorliegen wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht prognostiziert werden.“

Erst vor kurzem hatte die EBS bekannt gegeben, dass sie erstmals seit fünf Jahren wieder ein positives Eigenkapital ausweisen kann.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.