Ex-EBS-Präsident Jahns: XU Berlin scheitert mit Anerkennung

Von am 9. März 2017
Technologiebranche Fotolia ©Weissblick

Der Ex-Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, ist mit der Anerkennung der von ihm gegründeten Digital-Uni XU Berlin als Hochschule gescheitert. Das Land Berlin hat den Antrag abgelehnt.

„Durch die Digitalisierung wird sich die ganze Arbeitswelt grundlegend verändern. Ganze Berufsfelder müssen sich neu erfinden, andere entstehen komplett neu“, heißt es auf der Website der XU Berlin. „Um auf diese Veränderungen bestens vorbereitet zu sein, ist das Studium an der XU Exponential University of Applied Sciences i.Gr. mit Bachelor- und Master-Studiengängen in den Fachrichtungen Digital Business und Digital Engineering konsequent auf die wirtschaftlichen und technologischen Anforderungen der Digitalisierung der Arbeitswelt ausgerichtet.“ Und weiter: „Ab dem Wintersemester 2017/18 wird die XU den Studienbetrieb aufnehmen.“ Angeboten werden fünf Studiengänge, davon drei Bachelor und zwei Master.

Ob es dazu kommt, ist fraglich. „Der Antrag der XU Exponential University of Applied Sciences i.Gr. auf Anerkennung als Hochschule durch das Land Berlin wurde durch die zuständige Senatsverwaltung negativ beschieden. Gegen die Entscheidung ist unseres Wissens seitens der XU kein Widerspruch beim zuständigen Verwaltungsgericht eingelegt worden, insofern dürfte die Entscheidung rechtskräftig sein. Dies ist der XU auch mitgeteilt worden“, schreibt der Sprecher der Senatskanzlei.

Auch beim Land Brandenburg liegt ein Antrag der XU Berlin auf Anerkennung als Hochschule vor. Eine Entscheidung gibt es bislang nicht. Man gehe davon aus, dass die Prüfung noch einige Monate dauern könnte, heißt es.

Bereits im Dezember 2015 hatte der ehemalige Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, die XU Exponential Education GmbH gegründet. Laut seinem Xing-Profil folgte im Mai 2016 die Gründung XU Exponential University of Applied Science in Gründung, wo er Gesellschafter und/oder Partner ist. Vertreten wird die Hochschule laut Impressum von seiner Frau Nicole Gaiziunas-Jahns. Jahns selbst bezeichnet sich auf der Website als „XU-Gründer, selber schon digital transformiert, Spiritus Rector, Chef-Innovationstreiber und derjenige, der sich das Ganze ausgedacht hat“.

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Laut einem Bericht auf der Website von n-tv will Jahns in diesem Jahr 4000 Manager an seiner XU University weiterbilden. Die Otto Group hat bereits ihre Topmitarbeiter bei seiner Firma schulen lassen. „Wir sind kein klassisches Beratungs- oder Trainingsunternehmen und auch keine klassische Hochschule. Wir sind beides. Das macht uns so einzigartig, das ist unser USP. Wir leben die Digitalisierung und überzeugen nicht mit leeren Worthülsen, sondern durch Kompetenz und Expertenwissen in allen Bereichen der Digitalisierung“, heißt es auf der Website.

Jahns Hochschul-Aktivitäten sind vor allem deshalb bemerkenswert, weil er bei Gericht seit 2014 als verhandlungsunfähig gilt. Das hatte damals ein psychiatrisch-neurologisches Gutachten eines Sachverständigen der Charité festgestellt. Seit Oktober 2014 ruht daher das Strafverfahren wegen des Verdachts gewerbsmäßiger Untreue gegen ihn.

Jahns stand seit April 2013 vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, dass er 180.000 Euro veruntreut hat. Das Geld wurde von der EBS an die Beratungsfirma BrainNet überwiesen, an der Jahns damals beteiligt war, ohne dass es – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft – dafür entsprechende Leistungen gab. Die Gelder sollen dann von BrainNet an seine eigene Firmen in der Schweiz weitergeleitet worden sein. Jahns bestreitet seine Schuld.

Im Dezember 2016 teilte das Gericht mit, dass ein Gutachter beauftragt wurde, ein forensisches Gutachten zu erstellen, um die Verhandlungsfähigkeit erneut zu überprüfen. Sollte er wieder verhandlungsfähig sein, dränge die Staatanwaltschaft auf die Wiederaufnahme des Hauptverfahrens, hieß es von der dortigen Pressestelle. Eine vorzeitige Verhandlungsbeendigung, wie sie von Jahns Strafverteidiger Alfred Dierlamm gefordert wurde, habe man abgelehnt.

Die EBS Universität für Wirtschaft und Recht, zu der eine Business und eine Law School gehört, war 2011 durch die Vorwürfe und die spätere Anklage gegen ihren damaligen Präsidenten in eine massive Krise gestürzt und kämpfte mit erheblichen Finanzproblemen. Im Juli 2016 wurde die Privatuni von der SRH Holding übernommen. Im Dezember verlor die Business School die vor allem im internationalen MBA-Markt wichtige EQUIS-Akkreditierung.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.