Ex-EBS-Chef Jahns vor Gericht: Der Bluff mit Post und Co

Von am 3. Mai 2013

Gab es für die vier Rechnungen aus den Jahren 2009 und 2010 in Höhe von insgesamt 180.000 Euro, die Christopher Jahns als Präsident der European Business School (EBS) an die Beratungsfirma Brainnet bezahlt hat, auch entsprechende Leistungen? Die Staatsanwaltschaft hält sie für Scheinrechnungen. Dagegen behauptete Jahns vor Gericht die Brainnet-Berater hätten ihm die Tür zu Unternehmen wie der Deutschen Post und zu den Logistikunternehmen Hegele, Fiege und Arvato geöffnet. Dabei hatte Jahns davor schon selbst beste Kontakte, vor allem zur Post.

Vor Gericht listete Jahns für eine erste Teilsumme von 9000 Euro Pauschalhonorar auf, was Brainnet dafür geleistet habe. Die Berater hätten ihm als Hochschulpräsident die Tür zu Unternehmen wie der Deutschen Post, der Schweizer und der österreichischen Post, zu den Logistikunternehmen Hegele, Fiege und Arvato geöffnet. Brainnet habe ihn auf diese Sponsorengespräche vorbereitet und mit Dokumenten versorgt. Jahns war damals nicht nur selbst an Brainnet beteiligt, sondern nach eigener Aussage – so dpa – auch bei der EBS zuständig für Kundenkontakte.

Laut seinen Erklärungen vor Gericht soll die Beraterleistung sogar 80.000 bis 100.000 Euro wert gewesen. Er habe den niedrigen Pauschalwert festgesetzt, weil dies dem Budget der EBS entsprochen habe. Aus den aufgelisteten Gesprächen habe er für die EBS mehr als 1,2 Millionen Euro Geschäft generiert.

Doch brauchte Jahns 2009 und 2010 überhaupt noch die Unterstützung von Brainnet-Beratern, um Kontakte zu den Unternehmen aufzubauen? Glaubt man Insider-Berichten, hat er bereits vor 2004 für die Deutsche Post eine Studie erstellt. Dabei soll er auch Post-Vorstand Jürgen Gerdes kennengelernt und ihn überredet haben, einen Stiftungslehrstuhl an der EBS zu finanzieren. Dessen Lehrstuhlinhaber war er dann seit 2004 selbst. Und auch als EBS-Professor war er weiter als Berater tätig, wie er selbst vor Gericht betonte.

„Logistik hat in vielen Unternehmen großes Verbesserungspotenzial“ titelte die Post am 20.Oktober 2005 in einer Pressemeldung: „DHL und European Business School präsentieren größte deutsche Logistik-Studie mit differenzierten Ergebnissen für neun Branchen.“ Die „unter der Leitung von Prof. Dr. Christopher Jahns, Lehrstuhlinhaber am Supply Management Institute (SMI) der ebs, durchgeführte Erhebung bietet ein einmaliges Logistik-Benchmarking für neun unterschiedliche Branchen“. Weiter heißt es: „Wir werden die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der ebs noch weiter ausbauen „, so Dr. Peter E. Kruse, Mitglied im Vorstand der Deutschen Post World Net und verantwortlich für DHL Express Deutschland und Europa. „DHL Express und die European Business School haben Ende 2004 eine gemeinsame Stiftung gegründet, die das „DHL Innovations Center“ unterhält. In dem Center arbeiten Wissenschaftler und Praktiker unter der Leitung von Prof. Dr. Christopher Jahns gemeinsam an der Entwicklung von Innovationen in der Logistik.“

2008 war Jahns Co-Autor einer Studie der Bundesvereinigung für Logistik (BVL) zur „Zukunft der Logistik-Dienstleistungsbranche in Deutschland 2025“. Das Copyright der Studie liegt beim Supply Management Institute (SMI) und der FutureManagementGroup AG. Dabei wurden auch 30 hochkarätige Experten aus der Logistikbranche befragt wie etwa Michael Kluger, Head of Business Development bei der Fiege Holding Stiftung & Co.KG oder Christoph Schonwandt, Associate Director Corporate Development, Deutsche Post World Net.

Zudem saß Jahns mindestens seit 2007 im Vorstand der BVL und moderierte dort beim 24.Logistik-Kongress ein Panel „Logistik & Einkauf – Ergebnisse des BVL-Arbeitskreises“. Auf dem Kongress traf sich das Who`s Who der Logistikbranche vom damaligen CEO Klaus Zumwinkel bis zum Telekom-CEO René Obermann. Vorsitzender des BVL-Beirats war Hugo Fiege, Geschäftsführender Gesellschafter der Fiege Gruppe. Auch bei der Fiege Stiftung saß Jahns im Beirat. Laut aktuellem Dokument sitzt er dort sogar noch immer als Rektor der EBS Business School.

Das dürfte bei weitem nicht alles sein. Schließlich hat Jahns selbst vor Gericht erzählt, dass seine Schweizer Firma Supply Management Group (SMG) von 2001 bis 2008 – also vor dem Zusammenschluss seiner Firmen mit Brainnet – mit vielen Dax-Unternehmen zusammengearbeitet und dabei einen Jahresumsatz von 10 Millionen Schweizer Franken erwirtschaftet habe.

Jahns war also bestens in der Logistikbranche vernetzt. Dennoch behauptet er, dass er Brainnet-Berater brauchte, damit diese ihm die „Tür zu den Unternehmen“ öffnen. Und selbst als BVL-Vorstand, der beste Kontakte mit der Vorstandebene hatte, benötigte er angeblich noch die Unterstützung der Brainnet-Berater, um sich auf Sponsorengespräche vorzubereiten? Das klingt alles nicht sehr glaubwürdig. Aber vielleicht gibt es dafür ja noch eine besondere Erklärung?

Doch eine Anfrage an Jahns Kommunikationsberater Dirk Metz bleibt – zum wiederholten Male – unbeantwortet. Der Kommunikationsberater kommuniziert offenbar nicht gern. Dabei erklärte der ehemalige Staatssekretär und Sprecher der Hessischen Landesregierung erst vor kurzem auf einem Kongress, dass allzu viele Manager „die Krise durch ungeschickten Umgang mit den Medien“ noch verschlimmerten. „Es gibt keine Alternative zur Wahrheit. Nicht alles muss gesagt werden, aber was gesagt wird, muss der Wahrheit entsprechen“, erzählte Metz weiter. Im Fall Jahns scheint das auch für Metz selbst nicht zu gelten. Da wird geschwiegen und auch schon mal gelogen.

Am Montag will Jahns seine Erklärungen vor Gericht fortsetzen.

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.