ESCP Europe: Abschied von der Triple Crown

Von am 15. Mai 2020
ESCP Europe Schwertfeger

Die ESCP Europe verzichtet auf die AMBA-Akkreditierung und damit auf die Triple Crown. Stattdessen setzt sie auf das neue Siegel „EFMD accredited“.

„Das AMBA-Gütesiegel bringt uns keinen Vorteil mehr und ist daher nicht mehr relevant für uns“, erklärt Professor Léon Laulusa, Executive Vice-President der ESCP Europe in Paris und Dean for Academic Affairs. Daher habe man die AMBA-Akkreditierung nicht verlängert. Damit verzichtet die Schule auch auf die Triple Crown , also die Dreifach-Akkreditierung durch die drei wichtigsten Organisationen AACSB, AMBA und EQUIS. Dabei war die Triple Crown gerade für die ESCP Europe bis vor kurzem noch ein wichtiges Kriterium. „Weltweit zählt die ESCP Europe zu den ein Prozent aller Wirtschaftshochschulen, die die sogenannte Triple Crown innehat“, hieß es noch 2019 in einer Pressemeldung.

Die Triple Crown sei nur ein Marketinginstrument, erklärt ESCP-Professor Laulus heute. „Wir wollen unsere akademische Exzellenz signalisieren und das tun wir über die Akkreditierung durch die AACSB und EQUIS .“ Zudem sei die ESCP Europe die einzige Schule, die acht Akkreditierungen habe: drei internationale und fünf nationale Akkreditierungen. Das liegt allerdings vor allem daran, dass die Schule in sechs Ländern mit einem eigenen Campus vertreten ist und dort meist eine nationale Akkreditierung vorgeschrieben ist. In Deutschland hat sie zum Beispiel eine Akkreditierung von AQUIN, die allerdings nur Mindeststandards überprüft.

Gegen AMBA spreche auch, dass ihre Akkreditierung nicht ausreiche, um an den Rankings der Financial Times teilnehmen zu können, so der Professor. Für die ESCP Europe ist das allerdings kein Argument, da die Schule auch die Gütesiegel von AACSB und EQUIS hat und daher sowieso mitmachen kann.

Statt auf AMBA setzt die ESCP Europe auf die neue Akkreditierung „EFMD accredited“, die die European Foundation for Management Development (EFMD) für Schulen vergibt, die bereits eine EQUIS-Akkreditierung  haben. Die ESCP Europe gehört neben der französischen Skema Business School zu den beiden Pionieren des neuen Gütesiegels.

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Dabei wird ein einzelnes Programm deutlich intensiver überprüft als bei EQUIS , wo stets die gesamte Schule begutachtet wird. „Das ist ein neuer und sehr herausfordernder Prozess, bei der das EFMD-Team drei Tage sehr detailliert die Strategie des Programms, die Inhalte, den Lernprozess, das Feedback der Studenten und das Placement überprüft“, erklärt ESCP-Professor Laulus. „In dem Team ist auch ein Vertreter aus der Industrie, der uns viele Einblicke gibt, was die Unternehmen brauchen. Das ist daher wie eine Beratung.“

Das Problem: Bisher kennt kaum jemand das neue Gütesiegel und die Kriterien sind bisher auch nicht öffentlich – nicht gerade sehr überzeugend für eine Akkreditierung, die als Qualitätsnachweis dienen soll. Dazu kommt, dass es bei der EFMD auch noch die Programm-Akkreditierung EPAS für Schulen ohne EQUIS-Siegel gibt, was zu Verwirrung führt.

ESCP-Professor Laulus ist jedoch davon überzeugt, dass in Zukunft viele Business Schools das neue Gütesiegel EFMD accredited haben werden. Und EPAS werde dann vielleicht verschwinden.

Für Professor Bodo Schlegelmilch zeigt das neue EFMD-Gütesiegel vor allem, dass EPAS als Brand nicht funktioniert hat. Mit dem neuen Siegel mache die EFMD das, was AMBA schon lange macht, nämlich sich die einzelnen Programme genauer anzuschauen und nicht die ganze Schule in zwei Tagen zu prüfen, erklärt der AMBA-Vorsitzende.

AMBA akkreditiert dabei jeweils alle MBA-Programme einer Schule. Wenn eines die Kriterien nicht erfüllt, wird die Schule nicht akkreditiert. Denn es sei nicht vermittelbar, dass ein Programm derselben Schule gut und eines schlecht ist. Der Akkreditierungsprozess umfasse eine Selbstevaluierung und den zweitägigen Besuch eines vierköpfigen Teams aus drei Akademikern und einem Vertreter der AMBA.

„Damit haben wir eine höhere Konsistenz bei den Berichten“, erklärt Professor Schlegelmilch. Die Abkehr der ESCP von der AMBA sehe man relaxed, sagt der AMBA-Vorstand. AMBA habe seit langem eine deutlich höhere Markenbekanntheit als EFMD.

Warum eine Schule eine bestimmte Akkreditierung wählt, sei oft nicht erklärbar, so der AMBA-Vorsitzende. „Da spielen eben auch Freundschaften oder Mitgliedschaften eine Rolle.“ So sitzen die Deans der beiden Pionierschulen des neuen Gütesiegels „EFMD accredited“ auch im Board der EFMD. Dazu kämen kulturelle Spannungen. Während die EFMD deutlich frankphil geprägt ist, hat die AMBA ihren Ursprung und ihre kulturelle Heimat in Großbritannien.

Zwar gilt AMBA als weniger anspruchsvoll als die Akkreditierung von AACSB und EQUIS, aber inzwischen ist man deutlich wählerischer geworden. So will AMBA die Zahl der akkreditierten Schulen auf 300 beschränken. Derzeit gehören 275 Business Schools in 75 Ländern dazu. „Da ist nicht mehr viel Wachstum drin und wenn die Zahl 300 erreicht ist, muss man warten, bis wieder eine Schule ausscheidet“, so Professor Schlegelmilch. Dementsprechend werde es künftig auch immer schwieriger, die Triple Crown zu bekommen. „Die wirkliche Währung ist die Triple Crown“, ist er überzeugt.

Mit dem neuen Gütesiegel „EFMD accredited“ tue sich die EFMD keinen Gefallen. „Das verwirrt den Markt“, so der Vorstand des Instituts für Internationales Marketing Management an der Wirtschaftsuniversität Wien.

In der Tat dürfte die neue Akkreditierung für MBA-Interessenten für noch mehr Verwirrung sorgen. Schließlich ist es schon bisher schwer genug, durch den Akkreditierungs-Dschungel durchzublicken. Und dabei war auch die Triple Crown ein wichtiger Anhaltspunkt.

Die ESCP Europe will dennoch darauf verzichten – zumindest vorerst: „Heute glauben wir, dass die AMBA-Akkreditierung und damit die Triple Crown  nicht mehr wichtig für uns ist“, erklärt ESCP-Professor Laulusa. „Aber es kann sein, dass wir unsere Meinung wieder ändern.“

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.