ESB Reutlingen und Euro-FH: Partnerschaft oder nicht?

Von am 21. April 2014

Die Business School der ESB Reutlingen arbeitet im Rahmen einer Public-Private-Partnerschaft eng mit der Euro-FH zusammen, behauptet die Euro-FH Hamburg. Das gelte vor allem beim MBA-Programm. Eine „enge Verbindung“ mit der Euro-FH besteht schon seit längerem nicht mehr, schreibt dagegen ESB-Professor Tobias Schütz. Die Kooperation wurde in beidseitigem Einverständnis beendet. Wer von beiden sagt die Wahrheit?

„Wir sind sehr stolz auf die Kooperation mit der ESB Reutlingen“, sagt Martin Hendrik Kurz, Vizepräsident der Europäischen Fernhochschule (Euro-FH) in Hamburg. „Wir haben einen Vertrag über eine institutionelle Partnerschaft mit der Hochschule.“ Zudem gebe es Verträge mit rund zehn ESB-Professoren, die als Studienleiter, Dozenten, Autoren oder Tutoren bei der Euro-FH tätig sind. „Reutlingen liefert uns speziell für den MBA-Studiengang die Studienbriefe“, so Kurz. Eigentlich habe die staatliche Fachhochschule selbst ein MBA-Fernstudium anbieten wollen. Doch als das nicht klappte, habe man sich für eine Kooperation mit der privaten Euro-FH entschieden.

Dabei behauptet die Euro-FH, die bei ihren Marketingaussagen öfter mal zur Übertreibung neigt, dass die ESB Reutlingen „die renommierteste Business School Deutschlands“ ist und die „am stärksten international ausgerichtete Hochschule in Deutschland“. Keine andere Hochschule habe prozentual so viele ausländische Studenten und so viel Erfahrung in intensiver Zusammenarbeit mit ausländischen Hochschulen, schreibt die Euro-FH. Zudem belege sie „seit Jahren Spitzenplätze in einschlägigen Hochschulrankings“.

Im MBA-Bereich ist die ESB Reutlingen allerdings bisher noch nicht aufgefallen. So ist die Hochschule in keinem der seriösen und relevanten MBA-Rankings vertreten. Das kann sie auch gar nicht, weil der Business School die dafür notwendige internationale Akkreditierung von AACSB, AMBA oder EQUIS fehlt. Mit dem Renommee im MBA-Bereich können die Lobeshymen der Euro-FH über die ESB also nichts zu tun haben.

Doch wie international ist die ESB Reutlingen wirklich und in welchen Rankings belegt sie Spitzenplätze? Auf die Anfrage an die Pressestelle – mit Bezug auf die Euro-FH – antwortet ESB-Professor Tobias Schütz. Der Anteil ausländischer Studierenden liege im gewogenen Mittel aktuell bei 38 Prozent, schreibt er.

Bei den Ranking achte man maßgeblich auf das Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) und das von der Wirtschaftwoche veröffentlichte Ranking der Beratungsfirma Universum, wobei letzteres nicht die Qualität der Studiengänge, sondern die subjektive Einschätzung von Personalmanagern abfragt. Beim CHE-Ranking war Reutlingen allerdings – laut eigener Website im April – das letzte Mal 2012 gelistet.  Zudem werden auf der Website noch die fragwürdigen Rankings von Eduniversal aufgeführt, bei denen schon mal Studiengänge als besonders gut gerankt werden, die gar nicht existieren.

So weit so gut. Doch dann schreibt ESB-Professor Tobias Schütz auch noch, dass „die Kooperation mit der Euro-FH in Hamburg (Inhalt: Austausch von Studienmaterialen) in beidseitigem Einverständnis beendet wurde“ und eine enge Verbindung zwischen der ESB Business School und der Euro-FH in Hamburg „sicherlich schon seit längerem nicht mehr“ bestehe.

Hoppla, das würde ja bedeuten, dass die Euro-FH mit einer Kooperation wirbt, die es längst nicht mehr gibt. Oder hat sich ESB-Professor Schütz vielleicht getäuscht? Allerdings müsste er als Head of ESB Marketing and PR, Ressortleiter für Marketing, Unternehmensbeziehungen und Alumni sowie Mitglied des erweiterten Präsidiums der Hochschule Reutlingen eigentlich wissen, ob es nun noch eine Kooperation gibt oder nicht.

Doch nun wird es merkwürdig. Denn beim Versuch einer Klärung wird der ESB-Professor plötzlich seltsam wortkarg. Er entnehme der Art der Fragestellungen, dass kein Interesse an einer „neutralen, faktischen Berichterstattung“ über den MBA der Euro-FH bestehe. Daher verweise er für weitere Fragen an die Euro-FH.

Der ESB-Professor erwartet also eine „neutrale, faktische Berichterstattung“, will aber keine Aussagen zu den Fakten machen? Das legt zumindest den Verdacht nahe, dass seine Aussagen stimmen und es längst keine Kooperation mehr mit der Euro-FH gibt. Andernfalls könnte er schließlich einfach mitteilen, dass er sich getäuscht hat. Zudem scheint ihn die Nachfrage gehörig unter Druck zu setzen. So schreibt unter seine Mail: „Da ich aus gesundheitlichen Gründen für die nächsten Wochen ausfalle, wenden Sie sich bei weiteren Fragen zur ESB bitte an unseren Dekan Prof. Dr. Schneck.“ Getreu dem Motto: Das wird mir jetzt zu heiß. Da tauche ich ab sofort ab.

Professor Schneck wiederum ist nicht nur Dekan der ESB Reutlingen, sondern – quasi im Nebenjob – auch noch Professor an der Euro-FH und vertritt dort die Lehrgebiete Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen und Finanzierung. Schneck, so erzählen es Insider, habe sogar einmal daran gedacht, zusammen mit anderen ESB-Professoren Anteile an der Euro-FH zu kaufen – was dann aber nicht klappte.

Kurzum, das Ganze ist irgendwie seltsam. Und es ist nicht das erste Mal, dass ESB-Professoren in undurchsichtige Kooperationen verwickelt sind. So standen 2005 einige ESB-Professoren auf der Faculty-Liste der mehr als fragwürdigen Zurich Elite Business School (ZEBS) – die natürlich keineswegs mit der Euro-FH zu vergleichen ist. Angeblich wussten die meisten davon nichts und angeblich soll eine Kooperation mit einem allerdings nie existierenden Executive Center der ESB Reutlingen geplant gewesen sein.

Die von dem Griechen Adonis-Emmanouil Fragkakis gegründete ZEBS ist eine in keinster Weise auch nur irgendwie anerkannte Hochschule. Ihre MBA-Titel dürfen daher auch nicht in Deutschland geführt werden. Auch das Modell, bei dem Unternehmen mit der ZEBS einen Vertrag abschlossen, der Student dann zwar Vollzeit im Unternehmen arbeitete, aber von diesem dafür keinen Lohn erhielt, war mehr als fragwürdig. Ganz zu schweigen von den abstrusen Drohungen, mit der die Schule auf Kritik reagierte. Das alles stört ESB-Professor Jürgen Schulze offenbar nicht. Laut Website sitzt der Professor an der Reutlinger Hochschule noch immer im akademischen Beirat der ZEBS.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.

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