Economist: MBA-Ranking mit Ausfällen

Von am 11. Oktober 2014
U.S. News

Das britische Wirtschaftsmagazin Economist hat sein neues Ranking zu Vollzeit-MBAs veröffentlicht. Sehr aussagekräftig und glaubwürdig ist es nicht. Nicht zuletzt aufgrund der fragwürdigen Methodologie verweigerten mindestens 17 – teils renommierte – Schulen ihre Teilnahme.

Sieger im neuesten Ranking des Economist sind erneut die US-Schulen. Unter den Top 10 kommen acht aus den USA. Platz 1 belegt erneut die Chicago Booth School of Business, gefolgt von der Tuck School of Business und der Darden School of Business. Harvard erreichte lediglich Platz 6, Stanford nur Platz 9.

Die HEC Paris schaffte es als beste europäische Schule in die Top 10 auf Platz 4 (im Vorjahr Platz 8), vor allem wegen der exorbitant hohen Gehaltssteigerung ihrer Absolventen von 157 Prozent. Dasselbe gilt für die IESE Business School auf Platz 5. Hier bekamen die Absolventen angeblich 124 Prozent mehr Gehalt. Zum Vergleich: In Harvard waren es nur 61 Prozent, in Stanford 54 Prozent.

Europäische Topschulen wie INSEAD (Platz 18) und IMD (Platz 21) schnitten dagegen unverhältnismäßig schlecht ab. Beste deutsche Schule ist die ESMT auf Platz 20. Auch hier dürften vor allem die Gehaltssteigerungen von 130 Prozent verantwortlich sein. An zweiter Stelle steht die Mannheim Business School auf Platz 38 mit nur 68 Prozent Gehaltssteigerung – das ist immerhin noch mehr als bei Harvard und INSEAD. Die WHU landete auf Platz 100.

Ein wesentlicher Grund für die US-Dominanz dürften erneut die Bewertungskriterien sein. Denn 35 Prozent der Bewertung macht die Öffnung neuer Karrieremöglichkeiten aus. Derselbe Anteil entfällt auf die persönliche Entwicklung und die Bildungserfahrung (Qualität der Professoren, GMAT-Wert und Diversität der Klasse), 20 Prozent macht der Gehaltsanstieg aus und 10 Prozent entfallen auf das Netzwerk-Potential.

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In den USA dauern die MBA-Programme zwei Jahre und das mehrmonatige Praktikum nach dem ersten Jahr verbessert die Chancen für neue Karrieremöglichkeiten deutlich mehr als dies bei einjährigen Programmen – wie sie in Europa dominieren – der Fall ist, wo für längere Praktika schlichtweg keine Zeit ist. Das gilt vor allem für Karrierewechsler, die in eine völlig andere Funktion oder Branche umsteigen wollen.

Eine Erklärung für die exorbitanten Gehaltsteigerungen liegt in der Herkunft der Studenten. Bei Schulen mit vielen Studenten aus Entwicklungsländern mit einem sehr niedrigen Gehalt vor dem MBA-Studium sind die Steigerungen naturgemäß höher. Das gilt nicht nur für IESE, sondern auch für die ESMT.

Erneut gibt es abstruse Abstürze und Aufstiege. Fast ein Viertel der Schulen haben zweistellige Veränderungen, hat Poets & Quants analysiert. Die University of Bath School of Management fiel in zwölf Monaten von Platz 20 auf 43, die kanadische Schulich School of Business schnitt 19 Plätze schlechter ab (von 22 auf 41) und selbst die Business Schools von Cambridge und Oxford mussten jeweils 15 Plätze einbüßen. Mit Veränderungen an den Schulen dürfte das weniger zu haben als mit der fragwürdigen Methodologie, bei der aufgrund der geringen Abständen selbst geringfügige Änderungen enorme Abstürze oder Aufstiege bewirken.

Teilnehmen durften 144 Schulen, die vom Economist eingeladen wurden. Nach welchen Kriterien die Einladung erfolgt, ist unklar. Mindestens 17 Schulen haben sich laut Poets&Quants in diesem Jahr geweigert, an dem Ranking teilzunehmen, darunter etliche, die in anderen Ranglisten regelmäßig gut bewertet werden. Der MBA-Direktor einer hoch gerankten Schule bezeichnete das Economist-Ranking dabei als „chaotisch“.

Zu den Verweigerern unter den US-Schulen gehören das Babson College, die Carlson School an der University of Minnesota, die Krannert School an der Purdue University und die University of Illinois in Urbana-Champaign. Auch einige kanadische Topschulen machten nicht mit: die Rotman School of Management, die Desautels Faculty of Management an der McGill University und die Sauder School of Business an der University of British Columbia. Bei den europäischen Schulen sind es die Ashridge Business School, die Imperial College Business School und die University of Manchester.

Das ist eine beeindruckende Liste von Verweigerern. Und ein Ranking, an dem zahlreiche – in der Regel hoch gerankte – Schulen nicht teilnehmen, ist – ganz abgesehen von der umstrittenen Methodologie – wenig aussagekräftig und glaubwürdig.

Im vergangenen Jahr hatte der Economist erstmals auch Executive MBA Programme gerankt. Auch da fehlten etliche Topschulen und das Ranking ging derart in die Hose, dass man es wohl inzwischen bleiben lässt. Dass ein renommiertes Wirtschaftsmagazin wie der Economist sich regelmäßig mit seinen MBA-Rankings blamiert, ist erstaunlich, aber vielleicht nur eine Folge der allgemeinen Medienkrise. Schließlich kostet ein vernünftiges Ranking auch Geld.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.