EBS-Skandal: Diffamierung mit Hilfe des SZ-Artikels

Von am 28. November 2014
Fotolia ©iQoncept

In mehreren Briefen wurden ehemalige EBS-Mitarbeiter bei ihren Vorgesetzen mit Verweis auf einen Artikel von SZ-Redakteur Hans Leyendecker angeschwärzt. Der Artikel über den Untreue-Prozess gegen Christopher Jahns stellt den Ex-EBS-Präsidenten als Opfer von Intriganten und der Staatsanwaltschaft dar und enthält einige falsche Tatsachen. Es gibt deutliche Hinweise, dass die Schreiben aus dem Umfeld von Jahns stammen.

„Sehr geehrter Herr Prof.“ beginnen die Schreiben „Anbei finden Sie die Berichterstattung aus der Süddeutschen Zeitung vom Samstag den 11.Oktober 2014. Die wesentliche Rolle in diesem Artikel spielt der bei Ihnen beschäftigte Prof XY“, heißt es weiter. „Mit freundlichen Grüßen Mitarbeiter, Kollegen, Förderer und Ehemalige der EBS Universität für Wirtschaft und Recht.“ Eine handschriftliche Unterschrift fehlt.

Briefe, die Mitarbeiter beim Vorgesetzten anschwärzen

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Weitere Briefe gingen an eine ausländische Adresse. „Article from the Editor of Süddeutsche Zeitung (The leading Newspaper in Germany) about your Employee”, heißt es in der Betreffzeile. Und weiter: “The central role in this story plays your `Colleague` XY.” Beigelegt ist eine komplette Übersetzung des Artikels.

Zum Hintergrund: Seit April 2013 steht Christopher Jahns wegen des Vorwurfs der mehrfachen gewerblichen Untreue vor Gericht. Der ehemalige Präsident der EBS Business School soll Rechnungen in Höhe von 180.000 Euro von der EBS an die Beratungsfirma BrainNet bezahlt haben, ohne dass dafür entsprechende Leistungen erbracht wurden. Jahns war damals selbst an BrainNet beteiligt. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass es sich um Scheinrechnungen handelt, für deren Zahlung es keine rechtliche Grundlage gab.

Jahns beteuert dagegen bis heute seine Unschuld. Er sieht sich als Opfer einer Intrige von zwei ehemaligen EBS-Mitarbeitern, die auch Hauptzeugen in dem Prozess sind. Das Strafverfahren wurde im Oktober vorläufig eingestellt, da Jahns verhandlungsunfähig ist. Ein Gutachter hatte bei dem 45-Jährigen „schwerste Depressionen“ diagnostiziert, die einen Fortgang des Verfahrens nicht zuließen. Sobald Jahns wieder verhandlungsfähig ist, wird das Verfahren wieder neu aufgenommen. Dann müssen alle Zeugen noch einmal neu vernommen werden.

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Untätig war der von „schwersten Depressionen“ geplagte Angeklagte aber offenbar nicht. So gelang es ihm und seinen Beratern, den SZ-Redakteur Hans Leyendecker von seinem Schicksal als vermeintliches Opfer von angeblichen Intrigen und einer angeblich übereifrigen Staatsanwaltschaft zu überzeugen. Der veröffentlichte am 11.Oktober in der Süddeutsche Zeitung – Leyendecker ist Leiter des Ressorts Investigative Recherche – den Artikel „Szenen einer Tragödie“, der noch heute online auf der Website steht.

Tenor: Jahns ist ein Opfer von Intrigen und der Staatsanwaltschaft, die sich total verrannt hat. Belegt wird das mit teils falschen Tatsachenbehauptungen. Weder bei der Staatsanwaltschaft noch bei den angeblichen Intriganten hat Leyendecker nachgefragt – sonst wäre die Geschichte zumindest in dieser Form wohl geplatzt. Auf die „Intriganten“ geht Leyendecker in dem Artikel allerdings eher am Rande ein und nennt sie nicht namentlich.

Kaum war der Artikel erscheinen, verschickte Jahns ihn an einen großen Verteiler mit der Bemerkung: „ 1 Seite des Herausgebers Leyendecker über meinen “Fall”. Ich würde mich übers Lesen freuen.“

Mit dem Datum vom 22. Oktober wurden dann mehrere Schreiben an die Vorgesetzten/Arbeitgeber von ehemaligen EBS-Mitarbeitern verschickt. Da die Betroffenen jedoch in dem Artikel nicht namentlich auftauchen, stießen die Schreiben bei den Empfängern eher auf Verwunderung.

Verfasst sind die Schreiben auf dem Briefpapier der EBS Universität und das wurde offenbar auch noch manipuliert. So steht in der Fußzeile Hellmut Albrecht als Vorsitzender des Aufsichtsrats, obwohl er dies bereits seit 2013 nicht mehr ist. Gleichzeitig steht dort jedoch Markus Ogorek, Dekan der EBS Law School, der sein Amt erst seit Juli 2014 innehat. Albrecht und Ogorek waren also niemals zur selben Zeit bei der EBS tätig. Merkwürdig ist auch, dass die beiden ersten Zeilen doppelt untereinander stehen.  Wer auch immer das Briefpapier manipuliert hat, er hat es nicht sehr professionell gemacht.

Die EBS bestreitet auf Anfrage, damit etwas zu tun zu haben und schreibt: „Die EBS Universität hat weder in der Vergangenheit Briefpapier mit einem solchen Brieffuß verwendet noch tut sie dies aktuell.“ Man habe in diesem Zusammenhang rechtliche Schritte eingeleitet.

Weitere Recherchen ergaben, dass die den Schreiben beigelegte Übersetzung des SZ-Artikels von einer EBS-Mitarbeiterin angefertigt wurde – die allerdings nicht wusste, zu welchem Zweck die Übersetzung genutzt werden sollte. Die Rechnung für die Übersetzung soll von der Smarter Education Group, also der Firma von Herrn Jahns, bezahlt worden sein.

Eine Anfrage bei Jahns` Sprecher Dirk Metz, ob Jahns die Schreiben verfasst und verschickt hat, blieb unbeantwortet.

Bereits 2011 als die ersten Vorwürfe gegen den damaligen EBS-Präsidenten auftauchten, soll Jahns den angeblichen Intriganten recht deutlich gedroht haben. Dabei soll auch der Satz gefallen sein: „Ich werde die Schweine bis ans Ende ihres Lebens verfolgen.“ Jahns bestreitet das.

Inzwischen haben die Betroffenen Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden erstattet.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.

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