EBS-Reform: Nichts als schöne Worte?

Von am 19. März 2012

Offene und transparente Strukturen in der Weiterbildung hat EBS-Präsident Rolf Cremer versprochen. Wie ernst er das meint, ist indes fraglich. Das zeigt das Beispiel von Professor Ronald Gleich. Die mangelhafte Kontrolle der Weiterbildungsinstitute war auch ein Grund, warum die EBS 2003 bei der EQUIS-Akkreditierung scheiterte. Da darf man gespannt sein, wie EQUIS diesmal urteilt.

Vor kurzem verkündete die EBS Universität für Wirtschaft und Recht Reformen bei der Weiterbildung. Einige der problematischen Ämter-Häufungen sollen beendet werden. Die Rahmenverträge mit den Professoren, deren Institute als exklusive Dienstleistungspartner für die Weiterbildung tätig sind und die daran gut verdienen, sollen überarbeitet werden.

Doch ob es EBS-Präsident Cremer wirklich ernst mit dem großen Aufräumen ist, darf bezweifelt werden. Das zeigen die Aktivitäten von Professor Ronald Gleich. Wie sein Kollege Professor Tilmes ist auch Gleich ist ein vielbeschäftigter Mann. Er ist nicht nur Professor und Lehrstuhl-Inhaber für Industrial Management an der EBS, sondern auch Executive Director des Aviation Management Center (AMC) und Institutsleiter des Strascheg Institute for Innovation and Entrepreneurship (SIIE) der EBS.

Dort heißt es: „Innovation und Unternehmertum sind die treibenden Kräfte einer leistungsfähigen und wachstumsstarken Volkswirtschaft. Mit dem Strascheg Institut für Innovation und Entrepreneurship (SIIE) der EBS Business School werden wir uns auf diese beiden eng verwandten Themenfelder fokussieren und unser Wissen in den drei Säulen Lehre, Forschung und Weiterbildung verbreiten.“

Die Weiterbildungsangebote werden von der CSIE GmbH Controlling Security, Innovation & Entrepreneurship GmbH durchgeführt. Diese fungiert daher als exklusiver Dienstleister der EBS Executive Education GmbH. Gründer, Shareholder und wissenschaftlicher Berater ist ebenfalls Gleich.

Doch dem nicht genug. Der emsige Professor ist nämlich auch „Mitgründer sowie Vorsitzender des Beirates der SGP und berät nationale und internationale Unternehmen insbesondere in den Feldern Controlling, Strategisches Management und Innovationsmanagement“, steht auf der Website der SGP Management Consultants GmbH, einem Unternehmen der STAIGER, GLEICH & PARTNERS-Gruppe“.

Zu dem gehört auch die SGP Academy. Dort heißt es: „Die SGP Academy bietet Ihnen moderne Formate und Top-Referenten zur Weiterbildung Ihrer Führungskräfte und Experten in den Kompentenzfeldern „General Management“, „Strategie“, „Organisation & Change Management“, „Innovationsmanagement“, „Controlling“ und „Projektmanagement“. Dies kann im Verbund mit nationalen und internationalen Hochschulen und deren erfahrenen Lehrkräfte geschehen.“

Damit bietet die SGP Academy ähnliche Leistungen wie das CSIE Institut auf dem Markt an. Sie steht damit also quasi in Konkurrenz zum CSIE, das jedoch ausschließlich für die EBS Executive Education tätig sein darf. Denn soweit bekannt dürfen die EBS-Dienstleister ihre Leistungen nicht unter ihrem eigenen Namen auf dem Markt anbieten. Nur so hat die EBS auch die Kontrolle. Das ist aus zwei Gründen wichtig. Einmal ist nur so gesichert, dass die Dienstleister auch ihre Royalties – das sollen teils nur acht bis zehn Prozent sein – an die EBS abführen. Zum anderen lässt sich nur so die Qualität der Angebote kontrollieren.

Das wiederum ist vor allem für die EQUIS-Akkreditierung wichtig. So ist die EBS bereits 2003 an der zu großen Eigenständigkeit seiner Weiterbildungsakademien gescheitert. In der Folge kam es damals zum Zoff mit der von Karl-Werner Schulte geführten EBS-Immobilienakademie. Schulte ging und sämtliche Immobilien-Lehrstühle der EBS wechselten 2006 an die staatliche Uni Regensburg. Die EBS gründete das Real Estate Management Institute (REMI) und begab sich erneut in den monatelangen EQUIS-Prüfungsprozess. 2008 scheiterte man erneut, angeblich vor allem an der fehlenden Internationalität.

2011 stand die EQUIS-Akkreditierung erneut an. Doch da kam der Skandal um den Ex-Präsidenten Christopher Jahns dazwischen. Nun versucht man es erneut und vor kurzem war das EQUIS-Team wieder einmal an der EBS. Ob man bei EQUIS diesmal über die mangelhafte Transparenz und Kontrolle bei der Weiterbildung hinweg sieht? Ob EBS-Präsident Cremer darauf setzt, dass man aufgrund seiner guten Beziehungen zur EFMD, die das EQUIS-Gütesiegel vergibt, ein Auge zudrückt? Dabei beurteilt EQUIS aber  stets die Vergangenheit und nicht die künftigen Pläne.

Interessant ist vor allem die Reaktion Cremers auf die Aktivitäten von Gleich bei der SGP Academy: „Die SGP-Gruppe ist ein strategischer Zusammenschluss der Beratungsaktivitäten der SGP-Management Consulting mit der CSIE, also dem von Professor Gleich geleiteten Weiterbildungsunternehmen. Die CSIE arbeitet als „SIIE-Executive Education“ mit der EBS Executive Education zusammen. Die SGP-Academy, ein Teilbereich der SGP-Management Consulting, soll künftig helfen, weiteres Wachstum für die EBS-Weiterbildungsaktivitäten zu ermöglichen“, heißt es auf Anfrage. Zudem lege Herr Professor Gleich Wert auf die Feststellung, Minderheitsgesellschafter der SGP-Management Consulting zu sein.

Da fragt man sich, für wie dumm Cremer Journalisten eigentlich verkaufen will. Wenn die SGP-Academy Partner des CSIE und damit wiederum der EBS ist, warum steht die EBS dann nicht als Hochschulpartner auf der Website? Warum wird dort lediglich Bezug auf mögliche nationale und internationale Hochschulkooperationen genommen? Wie will die EBS kontrollieren, ob die SGP Academy ihre Weiterbildungsleistungen nun für CSIE und damit die EBS anbietet oder auf eigene Kappe im Markt aktiv ist? Und warum darf Herr Gleich mit der SMG Academy – wenn auch über Umwege – gegen die Exklusivvereinbarung der EBS verstoßen?

Entweder lässt Cremer sich weiter von den Professoren auf der Nase herumtanzen oder er hat sich inzwischen den EBS-Gepflogenheiten angepasst. Denn Gleich ist nicht der einzige Mitarbeiter, der bei SGP Management Consultants tätig ist. Mitgründer und Managing Director ist auch Fridtjof Langenhan. Über ihn heißt es dort: „Vor seinem Eintritt bei SGP war Fridtjof Langenhan Mitgründer, Partner und Mitglied der Geschäftsleitung der SMG Supply Management Group AG sowie anschließend Partner der BrainNet Gruppe. Zuletzt war er Managing Director des AIM – Automotive Institute for Management an der EBS Universität.“ Laut EBS Website ist er das noch immer. Und BrainNet ist die Unternehmensgruppe, die im Zentrum der Untreuevorwürfe gegen den geschassten EBS-Präsidenten Christopher Jahns stand, gegen den die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch immer andauern.

Nun darf man gespannt sein, welche Rolle der als geschäftstüchtig bekannte Gleich in der neuen „Executive School“ spielen wird, die künftig zur dritten strategischen Säule der Universität – neben der Business School und der Law School – ausgebaut werden soll. Wer die neue „Executive School“ leiten soll, ist noch nicht geklärt. Die EBS Universität beschäftige sich derzeit mit der Frage und bedenke dabei verschiedene Optionen, heißt es.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.