EBS-Präsident Wolff muss gehen

Von am 3. April 2015
Professor Dr Rolf Wolff Präsident EBS Portrait

Rolf Wolff, Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, verlässt die unter finanziellen Problemen leidende Hochschule. Grund sind laut Aufsichtsrat Differenzen über die künftige Aufgabenverteilung in der Geschäftsführung. Brisant ist vor allem der Zeitpunkt der Entscheidung.

Das Tempo verblüfft: Erst seit 11. März ist der neue Aufsichtsrat der EBS Universität für Wirtschaft und Recht gGmbH im Amt. Am 31.März setzte er bereits den derzeitigen Präsidenten vor die Tür. Rolf Wolff hatte sein Amt im Oktober 2013 ursprünglich für fünf Jahre – also bis 2018 –  angetreten. Nun endet sein Vertrag schon am 30.September 2015. Dabei macht der Aufsichtsrat von der Option Gebrauch, den Vertrag mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten zu beenden, falls beide Seiten feststellen, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr funktioniert. Und dabei wollte man sich offenbar möglichst schnell von Wolff trennen und vereinbarte die Kündigung noch am Abend des 31.März.

Zunächst ließ sich die Meldung des Wiesbadener Kuriers über den Abgang des EBS-Präsidenten nicht verifizieren. Die Pressestelle der EBS war schon am Gründonnerstag in die Osterpause abgetaucht, der neue Aufsichtsratsvorsitzende Winfried Zimmermann antwortete nicht.

Dann gab es doch noch eine kurze Stellungnahme der EBS: „Der Aufsichtsrat der EBS Universität für Wirtschaft und Recht gGmbH hat in seiner Aufsichtsratssitzung am 31. März 2015 eine neue Aufgabenverteilung innerhalb der Geschäftsführung der EBS Universität beschlossen. Als Ergebnis der entsprechenden Gespräche ist festzuhalten, dass Herr Professor Dr. Rolf Wolff die EBS vertragsgemäß zum 30.09.2015 verlassen wird.“

Im März hatte Privatuniversität den Umbau ihres Stiftungsvorstands und Aufsichtsrates bekannt gegeben. Dabei wurde Winfried Zimmermann, Konzern-Vorstand Projekte, Controlling, Transformation & IT der Otto Group, zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden ernannt. Herr Zimmermann werde als langjähriger Unternehmensvorstand unter anderem seine Erfahrung im Beteiligungscontrolling einbringen, um die universitären Strukturen und Prozesse weiter zu optimieren, wird EBS-Präsident Wolff in der Pressemeldung vom 12. März zitiert.

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Am späten Nachmittag meldete sich auch Aufsichtsratschef Zimmermann und erklärte, dass man überlege, die Rolle des Präsidenten anders zu definieren und die Strukturen in der Geschäftsführung zu verändern. Das habe eben nicht zu den Vorstellungen von Herrn Wolff gepasst. Ob der EBS-Präsident bis 30.September an der Uni bleibt, sei noch nicht besprochen. Erst einmal sei Herrn Wolff im Urlaub. Man sei ihm aber außergewöhnlich verbunden für seine Arbeit, betont Zimmermann, der bei der Restrukturierung der Schule von Beratungsfirmen pro bono unterstützt wird.

Als Wolff sein Amt 2013 antrat, war die Situation der Privatuni alles andere als rosig und wie zuletzt zu hören war, steckt die Schule weiter in erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Bevor Wolff zur EBS kam, war er Präsident der Stockholm School of Economics. Dort musste er gehen, weil die Business School um ihren guten Ruf fürchtete. Wolff hatte einen wegen Insiderhandel verurteilten Manager zum Leiter der Executive Education rekrutiert und auch sein Lebenslauf warf Fragen auf.

Auch bei der EBS ließ die Transparenz unter seiner Leitung zu wünschen übrig. So weigerte sich die EBS wiederholt, die Zahl ihrer Studenten bekannt zu geben, täuschte bei der Anzahl ihrer Professoren und gab zuletzt nicht einmal bekannt, ob das Automotive Institute of Management inzwischen geschlossen ist – wie es von Insidern behauptet wird. So mancher schließt daher auch nicht aus, dass die Business School bei der Einreichung ihrer Akkreditierungs-Unterlagen bei EQUIS gemauschelt hat.

Die EBS befindet sich derzeit im Prozess der Re-Akkreditierung durch EQUIS. Das internationale Gütesiegel ist für die Business School enorm wichtig, vor allem wenn es darum geht, ausländische Studenten zu gewinnen.

Der Besuch der Akkreditierungs-Kommission hat bereits stattgefunden, das Ergebnis wird auf der nächsten Sitzung des zuständigen Gremiums im Mai/Juni verkündet. Wolff gilt als gut vernetzt innerhalb der EFMD, die das Gütesiegel verleiht.

Die Bekanntgabe eines abrupten Präsidenten-Wechsels kurz vor der Akkreditierungs-Entscheidung gilt als äußerst ungeschickt. Schließlich war es vor allem auch das Vertrauen in den damaligen EBS-Präsidenten Rolf Cremer, das der EBS Business School 2012 zur Akkreditierung verhalf. Und wie soll eine Akkreditierungs-Organisation die Strukturen und die Governance einer Business School bewerten, wenn die inzwischen schon wieder überholt sind und noch nicht einmal feststeht, wie sie künftig aussehen?

Aufsichtsratschef Zimmermann sieht das anders: „Wir sind der Meinung, dass man EQUIS das gut erklären kann und dass das keine negativen Auswirkungen auf die Akkreditierung hat.“ Auch was die Zukunft der Privatuni angeht, verbreitet er Optimismus: „Sie werden bald noch viel Positives über die EBS hören.“

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.