EBS: Pleite abgewendet

Von am 17. April 2015

Die hoch verschuldete EBS Universität für Wirtschaft und Recht hat ein neues Finanzkonzept vorgelegt. Die Dietmar Hopp Stiftung, die EBS Alumni e.V. sowie die Banken verzichten auf die Rückzahlung von Darlehen in Höhe von insgesamt 5,4 Millionen Euro. Der kurz vor Ostern gefeuerte Geschäftsführer und Präsident der Uni, Rolf Wolff, legt sein Amt als Präsident mit sofortiger Wirkung nieder.

Es war offenbar fünf vor zwölf als der neue Aufsichtsrat am 11. März sein Amt antrat. In der am selben Tag veröffentlichten Bilanz wurde zum 31. Dezember 2013 ein nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag von 9,08 Millionen Euro ausgewiesen. Im Vorjahr lag der Fehlbetrag bei 7,2 Millionen Euro. 5,8 Millionen Euro davon waren nicht durch Eigenkapital gedeckt. Die Verschuldung ist also trotz Sparmaßnahmen und gestundeter Miete noch weiter angestiegen. Und die Zahlen von 2014 dürften wohl aufgrund der gesunkenen Studentenzahlen kaum besser ausfallen.

Laut einem Sanierungsgutachten sei die Fortführung des Unternehmens überwiegend wahrscheinlich – unter der Prämisse, dass die konkret benannten Finanzierungszusagen beibehalten und die definierten Kostensenkungs- sowie Erlössteigerungsmaßnahmen wie geplant umgesetzt werden, heißt es in der Bilanz von 2013.

Dort werden Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten in Höhe von insgesamt 8,27 Millionen Euro (im Vorjahr 6,66 Millionen Euro) angegeben, die hauptsächlich Immobiliendarlehen für die EBS eigenen Objekte Schloss Reichartshausen und Alte Burg in Oestrich-Winkel betreffen und durch Grundschulden abgesichert sind. Zudem gebe es vor allem zwei Darlehensverbindlichkeiten gegenüber der Dietmar-Hopp-Stiftung in Höhe von 900.000 Euro (Vorjahr 1,2 Millionen Euro) und dem EBS Alumni e.V. in Höhe von 800.000 Euro (Vorjahr 50.000 Euro).

Verzicht auf 5,4 Millionen Euro

Nun verzichten die Dietmar Hopp Stiftung und die EBS Alumni e.V. auf die Rückzahlung gewährter Darlehen von 2,6 Millionen Euro, die Banken auf 2,8 Millionen Euro. Damit könne das Eigenkapital der EBS in einem ersten Schritt um insgesamt 5,4 Millionen Euro verbessert werden, heißt es in der Pressemeldung.

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Dem Stiftungsvorstand und der Geschäftsführung der EBS sei es gelungen, die finanziellen Parameter der EBS Universität so zu verbessern, dass im laufenden Geschäftsjahr 2015 ein „Break Even“ erreicht werden wird. Ob das gelingt, ist allerdings noch offen – auch wenn dpa fälschlicherweise behauptet, die EBS habe im laufenden Geschäftsjahr eine „schwarze Null“ geschafft.

Darüber hinaus sei die Finanzierung für die nächsten Jahre solide geplant. Es sei der Geschäftsführung gelungen, die Dietmar Hopp Stiftung für eine weitere finanzielle Unterstützung der EBS zugewinnen. Zusammen mit dem Alumni e.V. und dem Stiftungsvorstand der EBS, die ebenfalls Finanzmittel zuführen wollen, werde es eine konzertierte Aktion zur nachhaltigen finanziellen Sanierung der EBS geben. Zusätzlich werde der Alumni e.V. an der EBS beteiligt werden.

Der letzte Satz lässt aufhorchen. Denn bereits im Oktober 2011 verkündete die EBS, dass sie Ehemalige zu Eigentümern machen wolle und der Stiftungsvorstand diskutierte über eine mögliche Kapitalbeteiligung von einigen Alumni unter Federführung von Peter E. Rasenberger (EBS-Abschlussjahrgang ´93). Doch daraus wurde offenbar nichts.

Auch die Finanzierung durch die Dietmar Hopp Stiftung ist nicht ganz unproblematisch wie die Frankfurter Rundschau schon unter der Überschrift „Geschmäckle in Hoffenheim“ im Oktober 2014 feststellte. Damals hatte die EBS in einer Studie den von Dietmar Hopp finanzierten Bundesligisten TSG Hoffenheim ins beste Licht rückt, ohne allerdings drauf hinzuweisen, dass der EBS-Lehrstuhl mit 1,5 Millionen Euro von der Stiftung des TSG-Mäzens Hopp finanziert wurde.

Inzwischen hat der Professor die EBS verlassen, das Institut gibt es nicht mehr. Dass die Dietmar Hopp Stiftung die EBS weiter finanziert und sogar auf Millionen verzichtet, dürfte auch an Holger Follmann liegen. Seit Juli 2014 ist der gelernte Bankkaufmann bei der EBS als Geschäftsführer für Drittmittelbeschaffung (Auftragsforschung, Zuwendungen und Fundraising), Capital Raising sowie das Change-Office zuständig. Follmann ist auch Gründer und Vorsitzender der Stiftung Initiative Werte Stipendium, die sich unter anderem um die Förderung des Sports, insbesondere Förderung von Nachwuchssportlern kümmert und Projekte rund um Werte in Sport, Wirtschaft und Gesellschaft fördert.

Vorsicht angebracht

So positiv die neue Finanzplanung der EBS klingt, ist dennoch Vorsicht angebracht. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass die EBS die Rückkehr in die schwarzen Zahlen verspricht.

Bereits im Dezember 2012 stellte der damalige EBS-Präsident Rolf Cremer vollmundig das Wachstumsprogramm „EBS 2018“ vor. „Damit haben wir ein tragfähiges Konzept entwickelt, das die Universität in die Lage versetzt, sich dauerhaft selbst zu finanzieren“, behauptete Cremer damals. Bereits ab 2014 sollte die EBS dabei Überschüsse erwirtschaften. Im Februar 2013 verließ Cremer EBS dann plötzlich aus gesundheitlichen Gründen. Heute unterstützt er als Academic Advisor MBA Programms die Frankfurt School bei der Werbung um neue Studenten.

Schon kurz darauf, im Mai 2013, konnte die EBS dann die Miete für das Atrium-Haus in Wiesbaden nicht mehr zahlen und bekam daher bis Dezember 2013 Mietkosten in Höhe von 400.000 Euro gestundet. Im Dezember 2013 bat die Uni die Stadt Wiesbaden, ihr weitere 188.000 Euro für die Miete im nächsten Jahr zu stunden.

Ende 2013 wurde erneut verkündet, dass die Finanzierung der EBS nun gesichert sei. Dabei sollten die fünf beteiligten Banken die Finanzierung bis Mitte 2017 garantieren. Zudem sollen EBS-Alumni mehrere 100.000 Euro zur Rettung ihrer Uni beitragen.

Nun heißt es: Die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat habe ein Change-Konzept erarbeitet und bereits in Teilen erfolgreich umgesetzt. Dazu gehöre auch die Zusage renommierter Unternehmen, sich als Partner der EBS zu engagieren.

„Auf der Basis dieses zukunftsgerichteten Finanzierungskonzeptes werden wir die hervorragende, praxisorientierte Forschung und Lehre der EBS weiter ausbauen und stärken“, wird EBS-Geschäftsführer Holger Follmann zitiert.

Zudem gibt die EBS bekannt, dass Uni-Präsident Rolf Wolff sein Amt als Präsident mit sofortiger Wirkung niederlegt. Kurz vor Ostern hatte der Aufsichtsrat Wolff, der zudem Geschäftsführer der Uni war, überraschend gefeuert. Über die Gründe ist bisher nichts Näheres bekannt. Die Gremien der Hochschule planen, die Aufgaben in der Geschäftsführung neu zu verteilen, heißt es weiter.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

Auch wenn die Finanzlage nun erst mal stabil sein sollte, bleibt noch viel zu tun. Dazu gehört nicht nur die Suche nach einem neuen Präsidenten, sondern vor allem auch die Neugestaltung der Executive Education und damit des Segments, der bei der EBS wie bei den meisten Business Schools als lukrativster Bereich gilt.

Und dann sind da auch noch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt, die bisher noch nicht abgeschlossen sind. Und vor Herbst ist auch nicht mit einem Abschluss zu rechnen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilt. Ermittelt wird wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Betruges gegen – teils ehemalige – EBS-Mitarbeiter. Es geht um mindestens 1,6 Millionen Euro Fördergelder, die zweckwidrig verwendet worden sein sollen.

Die EBS hatte in den Jahren 2009 bis 2012 rund 24 Millionen Euro Fördergelder vom Land Hessen für den Aufbau ihrer juristischen Fakultät bekommen. Ein Teil davon soll in die bereits seit 2010 unter Finanzproblemen leidende EBS Business School geflossen sein. Das Geld ist weg und trotzdem schaffte es  EBS bisher nicht, wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.