EBS: Neues Skandal-Video aufgetaucht

Von am 10. November 2015

„So feiern Protz-Studenten von der Elite-Uni“ titelt die BILD-Zeitung in ihrer heutigen Regionalausgabe und schreibt über ein von Studenten der EBS neu gedrehtes Skandal-Video. Die als Satire gedachte Darstellung wirft erneut ein schlechtes Bild auf die seit Jahren von Skandalen erschütterte Privatuni.

„Sex in der Sauna, baden mit Cheerleadern und ganz viel Koks…“ so reißt die BILD-Zeitung ihren Artikel über ein von Studenten der EBS gedrehtes Video in der heutigen Regionalausgabe Frankfurt an.

„Sie koksen, lümmeln sich mit Cheerleadern im Pool, protzen mit der Rolex und träumen vom Sex in der Sauna der Kaiser-Friedrich-Therme in Wiesbaden“, schreibt die Zeitung und bezieht sich dabei auf ein Musikvideo, mit dem sich die EBS für die WHU Euromasters, einem Sportevent für Business Schools, beworben hat.

Eine kleine Gruppe EBS-Studierender habe dieses Video zum Anlass genommen, bestehende Vorurteile gegenüber unserer Universität auf satirische Weise darzustellen und allen voran sich selbst und bestehende Klischees zu persiflieren, schreibt EBS-Geschäftsführer Holger Follmann an die Professoren, Kollegen und Studierende. „Die Idee: Ein satirisches Video, das EBS-Studierende als verwöhnte Kinder aus reichem Hause zeigt, die ausschweifende Partys dem Universitätsalltag vorziehen. Die gezeigten Personen und Handlungen sind fiktiv und entsprechen damit keinen realen Begebenheiten.“

Kurz nach der Veröffentlichung des Videos und nach Rückmeldungen aus den eigenen Reihen der Studierendenschaft und der Universität seien die Verantwortlichen jedoch zu der Erkenntnis gelangt, dass das Video missverständlich aufgefasst werden könnte und hätten den Videoclip von der betreffenden Online-Plattform genommen, so Follmann weiter.

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„Nur Insider der WHU Euromasters, die Kenntnisse zum Wettbewerb und dem gegenseitigen „Aufziehen“ unter den Studierenden haben, seien in der Lage, die im Video gezeigten satirischen und selbstironischen Szenen vollumfänglich zu verstehen“, schreibt Follmann. „Die Option, dass die dargestellten Aktionen ggf. nicht als Satire erkennbar seien, ließ den Entschluss reifen, das Video aus dem Netz zu nehmen.“

Die betroffenen Studierenden hätten dann selbst den Vorschlag eingebracht, Sozialstunden für die Region Rheingau zu leisten. „Nach erneuter Prüfung des Videos seien sie zu der Selbsterkenntnis gelangt, dass sie es bei der Inszenierung „mit der Satire ein bisschen übertrieben“ hätten. Im Zuge dieser Angelegenheit erfolgten keine Exmatrikulationen. Weitere Universitätsinterna diesen Sachverhalt betreffend werden wir nicht kommentieren.“

Das Video wurde zunächst auf Youtube gelöscht*, ist aber inzwischen wieder in leicht veränderter Form zu sehen.

Der Clip mit dem Titel „EBS Spirit Movie 2015“ spielt in der Therme und zum Refrain „Blau wie mein Blut, schön, reich und nett. Asozial und zugeschneit mit einem Bein im Jet“ hopsen und tanzen rund 15, teils halbnackte oder nackte Studenten und blonde Studentinnen herum. „Gesponsert von dem Dietmar (Dietmar Hopp hat der Schule mehrere Millionen Euro bezahlt und sie so vor der Pleite bewahrt) sind wir in voller Tracht, ….(nicht verständlich) besoffen und das die ganze Nacht. Am Arm die Rolex tickt. Statt Arbeit wird gefickt“, singen die beiden in dem Clip namentlich genannten Studenten.

Nun kann man sich zwar über Geschmack streiten, so mancher dürfte das Video jedoch weder als witzig oder kreativ, sondern einfach nur als peinlich empfinden. Vor allem aber zeugt es von mangelnder Sensibilität und fehlendem Verantwortungsbewusstsein der Studenten. Ihnen fehlt offenbar jegliche Kompetenz dafür, ihr eigenes Handeln und dessen Folgen abzuwägen. Und es handelt sich hier nicht um einen spontanen Blödsinn, sondern um ein mit erheblichem Aufwand gedrehtes Video.

Für die EBS, die seit 2011 von Skandalen und Finanzproblemen erschüttert wird, und erst vor kurzem stolz verkündete, endlich mal wieder schwarze Zahlen schreiben zu wollen, ist der Vorfall ein Desaster. Schließlich schreibt sich die Privatuni stets groß auf die Fahnen, Führungskräfte auszubilden, die ihre Verantwortung „in allem, was sie tun“ wahrnehmen.

Laut BILD versuchte EBS-Pressesprecherin Jana Stelz das Ganze herunterzuspielen. Das Video zeuge „von einer gehörigen Selbstironie bei den verantwortlichen Studierenden, die sich nicht dafür zu schade sind, das auf Satire ausgelegte Drehbuch kreativ umzusetzen.“

Bereits 2010 geriet die EBS mit einem Saufgelage ihrer Studenten zu Beginn des Semesters in die Schlagzeilen. Das kommt zwar an anderen Hochschulen auch vor, aber das Ausmaß war offenbar besonders groß. Damals sollen Polizei und Retter laut BILD zehn kollabierte Studenten in den Weinbergen aufgelesen haben. Sogar ein Rettungshubschrauber war im Einsatz.

Und im September diesen Jahres wurde auf Facebook geworben: „We don´t wanna study, we wanna party.“ Auch andere Einträge zeigen, dass exzessives Feiern an der EBS offenbar schwer angesagt war und ist.

„Die European Business School im Rheingau sollte einmal ein hessischer Leuchtturm werden. Derzeit macht sie nur noch durch Skandale Schlagzeilen“, schrieb die Frankfurter Neue Presse im August letzten Jahres. Und da reiht sich nun wohl auch das missglückte Satire-Video ein.

Neu ist die satirische Darstellung der EBS als Schule für die verwöhnten Töchter und Söhne reicher Eltern nicht. Bereits 2007 drehten Studenten der WHU ein Video über die EBS. „Im Kindergarten wärst Du fast sitzen geblieben. Aber dann hat dein Papi einen neuen Spielplatz bezahlt“, lästerten darin die Studenten der WHU. Teil 2 des Videos wurde inzwischen gelöscht, nur der harmlosere Teil 1 ist noch online. „Wissenschaft“ lesen darin zwei „EBS-Schnösel“ auf dem Schild der Hochschule und lästern: „Das ist ja total old School. Die haben das immer noch nicht kapiert. Papi macht´s.“

*Das Video war auf mehreren Plattformen, war aber dann verschwunden. Es befand sich auf BILDplus (kostenpflichtig) und auf einem offenbar illegalen Klon von BILDplus, der alle Inhalte kostenlos ins Netz stellt und über den erstmals am 22.Oktober berichtet wurde.  Bei BILD Frankfurt wusste man am 21. November noch nichts von dem Klon und hielt auch einen Link für unproblematisch. Ungeklärt ist, ob BILDplus überhaupt die Nutzungsrechte an dem kostenpflichtig angebotenen Video der EBS-Studenten hat. Inzwischen ist das Video wieder bei Youtube zu sehen.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.