EBS-Finanznöte: Abschied vom optimistischen Wachstumsplan

Von am 2. Dezember 2013

2014 wollte die unter erheblichen Finanznöten leidende EBS Universität für Wirtschaft und Recht wieder Gewinn machen. Nun hat sie die Stadt Wiesbaden gebeten, ihr weitere 188.000 Euro für die Miete im nächsten Jahr zu stunden. Damit erweist sich der Ende 2012 vorgestellte Wachstumsplan als Makulatur.

Die EBS bekommt ihre Finanzprobleme nicht in den Griff und hat die Stadt Wiesbaden um eine weitere Stundung ihrer Mietkosten gebeten. Diesmal geht es um 188.000 Euro. 400 000 Euro hat die Stadt Wiesbaden der EBS bereits seit Mai gestundet, weil die Privatuni die Miete für die von der WVV Holding, der Dachgesellschaft der kommunalen Unternehmen, gemietete Immobilie nicht zahlen konnte. Auch diese Zahlung soll offenbar von 2014 auf 2015 verschoben werden.

Doch nun ist die Geduld der Stadt zu Ende. Führende Politiker der Stadt hätten dies abgelehnt und stattdessen eine Planinsolvenz empfohlen, schrieb der Wiesbadener Kurier. Die EBS bestreitet das vehement. Eine angebliche Empfehlung aus der Politik an die Hochschule, eine „Planinsolvenz“ anzustreben, gebe es nicht, so der erst vor kurzem angetretene, neue EBS-Präsident Rolf Wolff: „Das wäre auch absurd. Dafür gibt es keinerlei Anlass. Sollten einzelne Politiker sich entsprechend geäußert haben, spricht das von ökonomischem Unwissen.“ Zudem sei man verwundert über die Indiskretionen. „Dass die Presse und die Öffentlichkeit über solche Details aus laufenden Gesprächen informiert werden, betrachte ich als Vertrauensbruch“, schreibt Wolff in einer Presseerklärung.

Die EBS habe ihre Finanzplanung auf der Basis eines unabhängigen Gutachtens erstellt, das zu einer positiven Fortführungsprognose komme, die für das kommende Jahr einen ausgeglichenen Cash Flow ausweise, für die Jahre danach Gewinne, so die Presseerklärung. Im Rahmen der Finanzierungsgespräche spreche man mit seinen Partnern und Geldgebern über geringere Restbeiträge, die zur Neuaufstellung der EBS noch notwendig sind. Wie „gering“ die Beträge sind und wie groß das Minus 2013 voraussichtlich wird, verschweigt die EBS.

Laut einem weiteren Bericht des Wiesbadener Kuriers sei die Mietstundung jedoch ein wesentlicher Teil der positiven Prognose. Auch andere Geldgeber müssten weitgehende Zusagen machen. Zudem müsse der Betriebsrat zustimmen, dass die EBS-Mitarbeiter in diesem und im kommenden Jahr auf das 13.Monatsgehalt und Bonuszahlungen verzichten. Bereits 2012 wurden die Bonuszahlungen gestrichen.

Kein Wunder, dass immer mehr Mitarbeiter die EBS verlassen haben oder nach neuen Jobs suchen. Erst vor kurzem wurde bekannt, dass der Kanzler der Universität, Georg Garlichs, zum 1.April an die European School of Management and Technology nach Berlin wechselt. Garlichs kam im Dezember 2010 an die EBS. Kurz darauf wurden die Vorwürfe gegen den damaligen Präsidenten Christopher Jahns bekannt. Im April 2011 erfolgte seine Kündigung. Seit April diesen Jahres steht Jahns wegen des Verdachts gewerbsmäßiger Untreue vor Gericht, beteuert aber bis heute seine Unschuld. Garlichs hatte sich damals gegen Jahns gestellt, wurde daraufhin von diesem verklagt, gewann aber letztlich vor Gericht. Bereits zu Garlichs Antritt war die Finanzlage der EBS alles andere als rosig.

Bemerkenswert ist, dass die EBS auch unter ihrem neuen Präsidenten nicht mit offenen Karten spielt. So wird verschwiegen, dass der Ende 2012 vorgestellte Wachstumsplan bereits für 2014 Gewinne vorsah. Auch dazu, wie die in dem Plan erwarteten Einnahmen überhaupt erreicht werden sollen, schweigt die EBS.

Damals hieß es: „Das Wachstumsprogramm umfasst im Wesentlichen drei strategische Dimensionen zur Steigerung der Einnahmen. Die EBS forciert ihre Drittmittel-Einwerbung deutlich, baut die Weiterbildung erheblich aus und steigert die Einnahmen aus Studiengebühren signifikant.“ Doch davon dürfte die Privatuni weit entfernt sein. Die Studentenzahlen sind geringer als geplant, von einem erheblichen Ausbau der Weiterbildung ist nichts bekannt ebenso wenig wie von einer erheblichen Steigerung der Drittmittel.

Kein Wunder, dass die Kommunalpolitiker in Wiesbaden verärgert sind. Man werde der EBS keine weitere Stundung der Mietzahlungen ermöglichen, erklärte Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD), der nun das auslöffeln muss, was ihm sein Vorgänger Helmut Müller eingebrockt hat. Der CDU-Politiker hatte sich intensiv dafür eingesetzt, dass sich die Privatuni im ehemaligen Gerichtsviertel in Wiesbaden ansiedelt und die Kosten für den Umbau zum großen Teil übernimmt. Bereits im März 2008 hatte die Stadt Wiesbaden der EBS für die Verlegung ihres Hauptsitzes nach Wiesbaden einen Zuschuss von 400.000 Euro für die Jahre 2007 und 2008 bezahlt.

Nach einem Hilferuf von Jahns im November 2008 gewährte die Stadt der EBS für 15 Jahre einen jährlichen Zuschuss von 200.000 Euro (insgesamt 3 Millionen Euro), wovon die Privathochschule bereits im April 2009 einen abgezinsten Teilbetrag in Höhe von 1,4 Millionen Euro bekam.

Dazu kommen die insgesamt rund 23 Millionen Euro, die das Land Hessen der EBS für den Aufbau ihrer neuen Jura-Fakultät bezahlt hat, und die offenbar vor allem dazu dienten, die vorhandenen Finanzlöcher zu stopfen. Umso befremdlicher ist die Äußerung von CDU-Fraktionschef Bernhard Lorenz in der FAZ. Der frühere EBS-Präsident sei eine Zugmaschine gewesen. Mit Jahns hätte man die Ansiedlung der EBS im alten Gerichtsviertel hinbekommen. Als er jedoch gekippt wurde, sei das Projekt tot gewesen.

In die gleiche Kerbe haut FAZ-Redakteur Ewald Hetrodt, stets ein unermüdlicher Verteidiger von Jahns. Auch für ihn sind der Rausschmiss des Ex-Präsidenten und die daraus folgenden negativen Schlagzeilen über die EBS schuld daran, dass es der Privatuni heute so schlecht geht. Dabei stand der EBS schon zu Jahns Amtszeit das Wasser bis zum Hals und ohne die Millionen schwere Förderung durch das Land, wären die Lichter dort wohl schon lange ausgegangen.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.