EBS, EQUIS und die Wahrheit

Von am 20. Februar 2017
Existentiell gefährdet EBS

Die EBS Business School hat noch Anfang Februar in ihren Master-Broschüren mit dem EQUIS-Gütesiegel geworben, das ihr bereits am 14. Dezember entzogen wurde. Nachdem MBA Journal am 8. Februar darüber berichtete, wurden die Broschüren geändert oder entfernt. Nun behauptet EBS-Eigentümer SRH, die EBS habe überhaupt nicht mit den „veralteten“ Broschüren geworben und droht mit Klage.

Es dauerte gerade mal drei Stunden. Um 11.18 Uhr veröffentlichte MBA Journal die Meldung, dass die EBS noch immer mit dem EQUIS-Gütesiegel wirbt, das ihr bereits am 14. Dezember entzogen wurde. Um 14.37 Uhr wurde die Broschüre eines der Master-Programme geändert und das EQUIS-Gütesiegel entfernt. Auch die anderen Broschüren wurden inzwischen geändert, die über den gemeinsam mit der Durham Business School angebotenen Executive MBA verschwand gleich ganz. Betroffen waren die Master in Business mit der Spezialisierung in Real Estate, Real Estate Investment & Finance und Wealth Management und der „Durham University Business School & EBS Business School Executive MBA“ und damit alles Programme, die im Bereich Executive Education angesiedelt sind.

Noch am 5. Februar konnte sich auch die Durham Business School davon überzeugen, dass die über einen Link auf der EBS-Homepage verfügbare Broschüre mit EQUIS warb. Doch die britische Schule antwortete auch auf eine fünfte Anfrage (die letzte mit klarer Frist) nicht. Erst einen Tag nach der Veröffentlichung schrieb sie: „We do not comment on matters that concern another business school.” Dass es hierbei auch um die eigene Glaubwürdigkeit geht, sah man in Durham offenbar nicht.

Auch bei EQUIS konnte man sich anhand des Links noch Anfang Februar die Broschüre mit EQUIS-Siegel von der EBS-Homepage herunterladen und fragte daher bei der EBS schriftlich nach – was man wohl kaum gemacht hätte, wäre die Broschüre mit der EQUIS-Akkreditierung nicht mehr online verfügbar gewesen. Die EBS habe geantwortet, dass es ein Fehler war und sie dies ihren Partnerschulen mitgeteilt hätte. Sie würde das Werbematerial noch einmal überprüfen und entschuldigte sich für den Fehler, schreibt EQUIS.

Doch nun wird es interessant. Denn laut EBS-Eigentümer SRH gab es überhaupt keinen Fehler. „Die Ihnen möglicherweise vorliegende Broschüre muss jedenfalls gedruckt oder veröffentlicht worden sein, als die EBS das Siegel noch führen durfte“, schreibt die von SRH beauftragte Anwältin. Und weil nicht wahr ist, was nachweislich wahr ist, fordert sie in ihrer Unterlassungserklärung, dass im Ergebnis fast der gesamte Artikel gelöscht werden soll.

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Bereits im Dezember mischte sich bei einer an die EBS gerichteten Nachfrage überraschend SRH mit deutlichen Drohungen ein, wohl um eine kritische Berichterstattung zu verhindern.

Nun möchte die SRH Holding unter anderem die Aussage verbieten: „Die Durham Business School, die selbst immerhin über eine dreifache Akkreditierung von AACSB, AMBA und EQUIS verfügt, schweigt dazu. Mehrfache Anfragen, ob sich der Entzug von EQUIS auf die Kooperation auswirkt und ob man die falschen Angaben der EBS toleriert, blieben unbeantwortet.“

Oder den Satz: „Aber auch für EQUIS ist das Verhalten der EBS rufschädigend. Denn der Fall zeigt, dass sich potentielle Interessenten nicht darauf verlassen können, dass die Werbung einer Business School mit dem Gütesiegel stimmt und dass auch – akkreditierte Partnerschulen – offenbar nichts gegen die Falschdarstellung unternehmen.“

EQUIS steht für „European Quality Improvement System“. Das Gütesiegel dient dazu, Business Schools sowie Wirtschafts-Fakultäten nach international einheitlichen Standards zu bewerten und die Entwicklung der Qualität dieser Schools kontinuierlich zu begleiten und zu fördern. EQUIS gilt neben dem Gütesiegel der amerikanischen AACSB als wichtigster Qualitätsnachweis bei den Business Schools und zudem als strengste Qualitätsprüfung.

EQUIS begutachtet stets die gesamte Business School mit all ihren Aktivitäten inklusive Forschung und Weiterbildungsangeboten. Der Akkreditierungsprozess ist eine sehr aufwändige Sache, die sich über mehrere Jahre hinzieht. Dabei achtet EQUIS auf den Prozess der Qualitätssicherung und fordert eine internationale Ausrichtung. „EQUIS looks for a balance between high academic quality and the professional relevance provided by close interaction with the corporate world“, heißt es auf der Website.

Doch davon hat man bei SRH offenbar noch nichts gehört. So wiegelte SRH-Konzernchef Christof Hettich im Januar in einem Interview mit dem Mannheimer Morgen die Bedeutung von EQUIS für die EBS mit der doch recht verwegenen Aussage ab: „Beim EQUIS-Gütesiegel steht nicht zuerst die Qualität der Ausbildung im Vordergrund, sondern vor allem die Gewährleistung formeller Kriterien.“

Die SRH Holding, deren Hochschulen sich eher im mittleren bis unteren Fachhochschul-Segment bewegen, hatte im Juli 2016 die angeschlagene EBS Universität für Wirtschaft und Recht übernommen und die gewagte Prognose verkündet, dass die EBS Business School in den nächsten fünf Jahren zu den Top 5 in den einschlägigen Rankings gehören werde. SRH-Chef Hettich ist auch nach dem Entzug des EQUIS-Gütesiegels davon überzeugt, dass die EBS „ihre Position als eine der renommiertesten Business Schools Deutschlands weiter ausbauen“ werde.

Nun wäre es der EBS, die seit 2011 nach den Skandalen um ihren ehemaligen Präsidenten ums Überleben kämpfte, wirklich zu wünschen gewesen, mit dem neuen Eigentümer SRH endlich in ein ruhiges Fahrwasser zu kommen. Doch inzwischen scheint es so, als gäbe es – neben den nach wie vor vorhandenen Schwierigkeiten und fragwürdigen Altlasten – noch ein neues Problem und das heißt SRH.

 

 

 

 

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.