EBS: Waren die angeblichen Intrigen nur ein Bluff?

Von am 2. November 2011

Bereits im Januar hatte der inzwischen geschasste Präsident der European Business School (EBS), Christpher Jahns, behauptet, dass hinter den Untreue-Vorürfen gegen ihn nur eine Intrige von neidischen Mitarbeitern stecke. Auch die Medien sprangen auf die Intrigen-Story auf und die Welt am Sonntag (WamS) präsentierte sogar eine Strafanzeige gegen vier mutmaßliche Intriganten. Nun hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen sie endgültig eingestellt.

„Intrigantenstadel EBS“ titelte die Financial Times Deutschland (FTD) am 28.August und ging ausführlich darauf ein, dass die Vorwürfe der Untreue gegen den Ex-Präsidenten der EBS so nicht haltbar wären. Am 18.September enthüllte dann die WamS, dass hinter den Vorwürfen „womöglich eine dreist eingefädelte Intrige“ stecke. Als Beweis präsentierte sie eine Strafanzeige gegen vier mutmaßliche Intriganten, die vor allem auf Zeitungsartikeln basierte.

Zum Hintergrund: Im April hatte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen Jahns wegen Untreue-Verdacht erlassen, unter anderem wegen vier Rechnungen über rund 180.000 Euro, die von der EBS – angeblich ohne Leistungsnachweise – an die Firmengruppe BrainNet geflossen sind, an der Jahns wiederum beteiligt ist. Kurz darauf feuerte der Aufsichtsrat der EBS Jahns. Der Haftbefehl wurde gegen strenge Auflagen außer Vollzug gesetzt, besteht aber bis heute. Jahns bestreitet dagegen seine Schuld.

Bereits am 31.Januar hatte Jahns in einem Interview mit der FAZ von einer Intrige gesprochen und behauptet, dass hinter den Untreue-Vorwürfen lediglich Neider steckten. „Wir wissen von konkreten Planspielen, mich zu stürzen“, sagte Jahns.

Die Story von der Intrige wurde seitdem immer wieder aufgegriffen, vor allem im Wiesbadener Kurier. Im August zitierte die FTD dann Jahns Anwalt Alfred Dierlamm mit den Worten: „Sein Mandant sei systematisch mit Lügengeschichten diffamiert worden“. Weiter schrieb das Blatt, offenbar von Jahns Anwalt bestens präpariert: „Für das Geld an BrainNet wurden nachweislich Leistungen erbracht.“ Doch ob die von BrainNet inzwischen vorgelegten Leistungsnachweise bei der Staatsanwaltschaft auch als glaubwürdig anerkannt werden, ist noch nicht geklärt.

Am 18.September brachte die WamS eine Strafanzeige gegen die mutmaßlichen Intriganten ins Spiel. So habe ein Kölner Anwalt eine Strafanzeige wegen Verdachts der falschen Verdächtigung, Verleumdung und Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen gegen vier Personen eingereicht, darunter drei (ehemalige) EBS-Mitarbeiter sowie einen externer Berater. Dass ein externer Anwalt gar keine Strafanzeige wegen Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen einreichen kann, von dem ja nur die EBS betroffen ist, fiel dem Redakteur offenbar nicht auf. Zudem basierte die Strafanzeige, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte, ausschließlich auf verschiedenen Zeitungsartikeln.

Sind FTD und Welt am Sonntag also auf die Intrigen-Story hereingefallen? Oder haben sie sich gar wissentlich instrumentalisieren lassen? Der Verdacht lässt sich zumindest bei der WamS nicht ganz von der Hand weisen. Ging es dabei in erster Linie darum, Jahns Bild in der Öffentlichkeit ins rechte Licht zu rücken? Oder war es vor allem das Ziel, damit die Hauptzeugen gegen Jahns zu diskreditieren?

Argumentativ sei das perfide, findet Rolf Cremer, der als neuer EBS-Präsident nun versucht, die Scherben aufzukehren. Denn der Intrigen-Vorwurf nehme die Bewertung der Sachlage vorweg, bevor diese überhaupt durch die Staatsanwaltschaft geklärt ist. Schließlich hänge der Vorwurf der Intrige ja davon ab, ob die Vorwürfe gegen Jahns richtig sind. Cremer: „Sind sie falsch, könnte es eine Intrige sein. Sind sie richtig, wäre es allenfalls Whistleblowing.“

Nun hat die Staatsanwaltschaft die Strafanzeige gegen die angeblichen Intriganten endgültig eingestellt. Offenbar ist an den Vorwürfen gegen Jahns doch etwas dran.

FTD mit der Intrigen-Geschichte
Welt am Sonntag mit der Strafanezige gegen angebliche Intriganten
 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.