Deutscher MBA-Markt: Eine Domäne der Fachhochschulen

Von am 18. April 2016
© Schwertfeger

Mehr als zwei Drittel der insgesamt 256 deutschen MBA-Angebote werden von Fachhochschulen angeboten. Das hat die Website MBA-Studium.de herausgefunden. In dem Report wird auch deutlich, dass sich der MBA in Deutschland zunehmend zu einem Studium mit geringen Zugangshürden entwickelt.

Laut dem Report „MBA Studium 2016“ gibt es in Deutschland 130 MBA-Anbieter, die insgesamt 256 MBA-Studiengänge offerieren. 68 Prozent der Anbieter sind Fachhochschulen, 20 Prozent Universitäten und zwölf Prozent private Akademien. Dazu zählen Institute, die selbst keinen akademischen Abschluss vergeben können, sondern mit Hochschulen zusammenarbeiten.

Die meisten MBA-Studiengänge werden in Bayern (19 Prozent) angeboten, gefolgt von Baden-Württemberg (15 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (13 Prozent). Das einzige Bundesland, in dem es kein MBA Studium gibt, ist Schleswig-Holstein. Dabei wurden allerdings auch die Studienzentren der Fernstudieninstitute mitgezählt, was die Statistik etwas verfälschen dürfte.

Bei den Städten führt Berlin mit 29 Studienmöglichkeiten. Das dürfte auch daran liegen, dass Berlin dafür bekannt ist, bei der Gründung von Hochschulen keine sehr hohen Hürden anzulegen. Es folgen Hamburg und München mit jeweils 17 Studienangeboten und Bremen mit zwölf Angeboten.

85 Prozent der MBA-Studiengänge sind berufsbegleitend, davon setzen 83 Prozent auf den Präsenzphasen. Nur 17 Prozent der berufsbegleitenden MBAs werden als Fernstudium durchgeführt.

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Was die Zulassungsvoraussetzungen angeht, braucht man nur bei 84 Prozent der Studiengänge einen ersten Hochschulabschluss – der bei einem Postgraduate-Studium wie dem MBA eigentlich Voraussetzung ist. Der Durchschnitt der von den Anbietern geforderten Berufserfahrung liegt bei zwei Jahren. Dann heißt es: „Die WHU und die Mannheim Business School haben die höchsten Anforderung, was die bisherige Berufserfahrung angeht: Acht Jahre muss man dort bei der Bewerbung vorweisen.“ Das gilt allerdings nur für den Executive MBA und nicht für den Part-time-MBA oder Vollzeit-MBA.

Weitere Zugangsvoraussetzungen seien oft gute bis sehr gute GMAT- und/ oder TOEFL-Ergebnisse, heißt es weiter. Zahlen dazu gibt es dazu nicht. Allerdings dürfte die Zahl der deutschen Programme, die den Zulassungstest GMAT voraussetzen, auch recht gering sein. Und welche Schule „sehr gute GMAT-Ergebnisse“ voraussetzt, was eigentlich ein Punktwert von rund 700 sein müsste, bleibt rätselhaft. Selbst die Mannheim Business School als eine der führenden deutschen Business Schools fordert nur einen Wert von 600.

Strenge Auswahlkriterien gelten als ein wichtiges Qualitätsmerkmal guter MBA-Programme. Denn im Gegensatz zum klassischen Studium geht es hier nicht nur um die Vermittlung des Lernstoffs, sondern vor allem auch um das Lernen voneinander. Je qualifizierter die Teilnehmer und je fundierter und vielfältiger ihre Berufserfahrung ist, desto mehr profitieren sie daher auch vom Studium.

Die durchschnittlichen Studiengebühren liegen bei 16.881 Euro, wobei die Spanne von unter 5.000 bis 75.000 Euro reicht. Dabei muss jedoch zwischen den generell teureren Executive MBA Programmen für erfahrene Manager und den günstigeren Part-time Programmen unterschieden werden.

Über Xing wurden zudem rund tausend zufällig ausgewählte MBA-Absolventen angeschrieben und um die Teilnahme an einer anonymen Umfrage zu den Gesamtkosten gebeten. 206 haben mitgemacht. Die Auswertung zeigt, dass nur die wenigsten weniger als 10.000 Euro ausgegeben haben, rund ein Fünftel der Teilnehmer hingegen mehr als 30.000 Euro.

64 Prozent der Befragten haben das Studium aus eigener Tasche finanziert. Immerhin 43 Prozent wurden auch von ihrem Arbeitgeber unterstützt. Bei 18 Prozent zahlte die Familie und nur 14 Prozent nahmen einen Kredit auf. Ein (Teil-)Stipendium bekamen nur 14 Prozent.

Die über Xing befragten MBA-Absolventen wurden zudem um einen Erfahrungsbericht gebeten. Die über 150 erhaltenen Berichte zeigen, dass sich für 92 Prozent das Studium gelohnt hat. Die in dem Report zitierten Berichte spiegeln aber auch wieder, dass der MBA offenbar gerade für Teilnehmer ohne Erststudium als Chance gesehen wird, möglichst schnell und einfach zu einem akademischen Abschluss zu kommen.

Bezeichnend dafür ist das Beispiel einer Kinderkrankenschwester, die sich für ein MBA-Studium an der Euro-FH entschieden hat. Sie schreibt: „Ich wollte also einen Abschluss wie den Bachelor mit so wenig Aufwand wie möglich machen. Im Beratungsgespräch stellte sich dann heraus, dass durch die Anerkennung von Berufsjahren, verbunden mit einem speziellen Einstiegsstudium, mit nur wenig mehr Aufwand auch ein Masterstudium machbar war. Meine Hauptmotivation war es also, einen international anerkannten, akademischen Grad zu erlangen. Ich wollte quasi den Titel.“

Eine andere MBA-Absolventin schreibt: „Ich habe mich für ein MBA Studium entschieden, da ich vorher „nur“ einen Abschluss als Diplom Betriebswirtin von der Berufsakademie hatte und immer schon ein Aufbaustudium absolvieren wollte. Das war mir aber in meinen ersten Berufsjahren viel zu teuer (ca. EUR 20.000). Als der MBA-Studiengang für Business Travel Management an der FH Worms eingerichtet wurde, passte er genau in mein Berufsbild und ich habe mich für den ersten Jahrgang beworben.“

Insgesamt zeigt der Report daher, dass sich der MBA in Deutschland offenbar immer mehr zum Studium ohne hohe Zulassungshürden entwickelt. Nach wie vor gibt es in Deutschland allenfalls ein Dutzend Hochschulen, deren MBA-Angebote mit den Standards international führender Business Schools mithalten können.

 

 

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.