Deutsche CEOs: „Der MBA ist unbedeutend“

Von am 11. August 2015
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Nur jeder 20. Vorstandsvorsitzende in Deutschland hat einen MBA-Abschluss. Daran hat sich laut einer Studie des Eliteforschers Michael Hartmann seit zehn Jahren nichts geändert. Allerdings zählt für den Soziologie-Professor nur ein Vollzeit-Studium.

Welchen Studienabschluss haben CEOs in Deutschland? Das hat Eliteforscher Professor Michael Hartmann erneut untersucht und die Ausbildung der Vorstandsvorsitzenden der hundert größten Unternehmen unter die Lupe genommen.

47 Prozent der CEOs haben Betriebswirtschaft studiert, 2005 waren es erst 37 Prozent. Deutlich gesunken ist dagegen der Anteil der Ingenieure und Naturwissenschaftler (20 Prozent) und vor allem der Juristen. Nur noch zehn Prozent der Topmanager haben Jura-Abschluss. 1995 waren es noch mehr als 30 Prozent. Knapp jeder zweite Vorstandschef führt einen Doktortitel.

„Der MBA bleibt wie in den Jahrzehnten davor unbedeutend“, schreibt Professor Hartmann im HR-Magazin Personalführung. Nur jeder 20. CEO habe einen MBA, das seien etwa gleich viele wie vor zehn Jahren. Dazu heißt es allerdings: „Es werden hier nur MBA-Abschlüsse berücksichtigt, mit denen ein normales Studium abgeschlossen worden ist. Die gerade bei Topmanagern auch anzutreffende „Veredelung“ eines normalen Abschlusses wie Diplom oder Promotion durch einen parallel zur Berufstätigkeit in speziellen Kursen erworbenen MBA bleibt also außen vor.“

Das zeugt von einer erschreckenden Ahnungslosigkeit des bekannten Eliteforschers. Offenbar kann man seiner Meinung nach einen „echten MBA“ nur in einem Vollzeit-Studium erwerben. Dass ein guter Part-time-MBA inhaltlich weitgehend einem Vollzeit-Studium entspricht und auch ein Executive MBA, der sich an erfahrene Manager richtet –Topmanager findet man dort eher selten – ein akademisches Studium ist, scheint dem Professor nicht bekannt zu sein. Mal ganz abgesehen davon, dass damit die meisten MBA-Absolventen in Deutschland – und auch wohl weltweit – keinen „echten MBA“ hätten, weil sie den Titel berufsbegleitend erworben haben.

Doch dem nicht genug. Ein MBA-Studium – egal in welcher Form – ist ein Weiterbildungsstudium, das sich vornehmlich an Teilnehmer richtet, die eben keinen Wirtschaftsabschluss haben. Inwiefern es daher die „Veredelung“ eines Diploms sein soll, erschließt sich nicht.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.