CEIBS und Lorange Institute: Die Verkaufs-Ente

Von am 21. April 2015
CEIBS

In ihrem MBA-Sonderheft schreibt die Zeitschrift Personalwirtschaft, dass die China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai das Lorange Institute of Business zum 1. Januar übernommen habe. Dazu gibt es ein Interview mit dem Geschäftsführer Philipp Boksberger. Doch der wundert sich. Denn ein Verkauf steht derzeit nicht zur Diskussion.

„Am 1.Januar hat die China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai das Lorange Institute of Business in Horgen bei Zürich übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart“, heißt es in dem MBA-Sonderheft der Personalwirtschaft vom April. Auch in dem zweiseitigen Interview mit dem Geschäftsführer des Lorange Institutes, Philipp Boksberger, geht es explizit um den angeblich bereits vollzogenen Verkauf.

„Wir wussten, dass die CEIBS in Europa Fuß fassen wollte, entweder durch Gründung oder den Erwerb einer Business School“, wird Boksberger zitiert. Sogar von einem geplanten Triple-Abschluss (England, Schweiz und China) für den Executive MBA ist dabei die Rede. Geführt hat das Interview die Journalistin Christine Demmer, die auch regelmäßig über MBA-Themen in der Süddeutschen Zeitung schreibt.

Er sei erstaunt, denn seine Aussagen seien „sehr frei interpretiert und ergänzt“ worden, erklärt Boksberger auf Anfrage. „Die von mir geprüften Textstellen waren deutlich kürzer als der Abdruck in der Personalwirtschaft.“

Zwar gebe es eine strategische Allianz mit der CEIBS und man sei in intensiven Gesprächen bezüglich neuer Programme. Allerdings dauerten die Diskussionen deutlich länger als geplant und aktiv kommuniziert wurde. Auch in Bezug auf eine finanzielle Beteiligung gebe es Gespräche, aber ein Verkauf stehe seines Wissens momentan nicht zur Diskussion.

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Die Personalwirtschaft ist auch Herausgeber des jährlich neu erscheinenden MBA-Guides, dessen Aktualität allerdings zu wünschen übrig lässt.

Auch MBA Journal berichtete über die neue Allianz und das neue gemeinsame Institut, das laut Aussage von Peter Lorange der CEIBS gehört. Ziel des neuen Instituts ist es, nicht-chinesische Führungskräfte fit für den Markt in China zu machen und chinesischen Führungskräften durch die Angebote des Lorange Institutes strategisches Managementwissen zu vermitteln, um erfolgreicher in Europa tätig sein zu können.

Aber die ganze Sache bleibt merkwürdig. Denn die CEIBS gibt sich bisher auffallend wortkarg. Hellmut Schütte, Dean der CEIBS, antwortet auf die Frage, ob die CEIBS eine strategische Allianz mit dem Lorange Institute eingegangen ist: „Das kommentiere ich nicht. Die CEIBS hat das auch bisher nicht offiziell bestätigt. Wir haben Gespräche geführt. Wenn wir in Europa aktiv werden wollen, können wir das an vielen Orten tun.“ Ein zweiter Campus komme aber „nicht infrage”.

Das Lorange Institute of Business Zurich ist aus der umstrittenen GSBA in Zürich hervorgegangen. 2009 hatte Peter Lorange, langjähriger Präsident des IMD in Lausanne, die Schule mit seiner attraktiven Immobilie gekauft und sie komplett umgestaltet. Angeboten wird unter anderem ein Executive MBA. Weil das Lorange Institute selbst ist keine anerkannte Hochschule ist und daher auch keine anerkannten MBA-Abschlüsse vergeben kann, validiert die renommierte britische Ashridge Business School seit 2012 das MBA-Programm. Dabei erkennt Ashridge die Abschlüsse des Lorange Institutes als gleichwertig zu seinen eigenen Abschlüssen an und vergibt dafür seinen MBA-Titel.

Die CEIBS wurde 1994 in Shanghai als Nonprofit-Joint-Venture vom damaligen Ministry of Foreign Trade and Economic Co-operation und der European Commission/EFMD (European Foundation for Management Development) gegründet. Die Schule gehört zu den führenden Business Schools weltweit und hat heute zudem Standorte in Peking, Shenzhen und im afrikanischen Ghana.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.