Businessweek entdeckt Deutschland

Von am 19. März 2013

Das US-Wirtschaftsmagazin Businessweek hat deutsche Business Schools zum neuen attraktiven Ziel für MBA-Interessenten gekürt. Dabei wird Mannheim als Vorort von Frankfurt bezeichnet und auch die These, dass sich die Deutschen aufgrund der gestiegenen Zahlen der GMAT-Teilnehmer nun in Scharen für deutsche MBA-Programme interessieren, ist schlichtweg falsch.

Es ist natürlich schön, wenn inzwischen auch die Amerikaner entdecken, dass sich die führenden deutschen Business Schools längst nicht mehr verstecken müssen und Deutschland auch für ausländische MBA-Interessenten immer attraktiver wird. Schließlich wird die deutsche Wirtschaft weltweit bewundert. Also warum nicht ein MBA-Studium in Deutschland absolvieren mit der Chance, danach hier auch einen Job zu bekommen?

Immerhin schaffte es die Mannheim Business School im Januar als erste deutsche Schule überhaupt ins Ranking der Financial Times und landete damit unter den hundert besten Schulen weltweit. Seit 2009 seien die MBA-Bewerbungen um 30 Prozent gestiegen, zitiert Businessweek die Mannheimer. Mehr als 70 Prozent der Absolventen hätten in letzter Zeit einen Job in Deutschland gefunden, obwohl nur 30 Prozent der MBA-Studenten Deutsche waren.

Dass Businessweek Mannheim allerdings hartnäckig als Vorort von Frankfurt bezeichnet (und den Fehler trotz einiger entsprechender Kommentare auch nicht behebt), zeigt eben mal wieder die Weltgewandtheit der Amerikaner in geographischen Fragen.

Natürlich fehlt in dem Artikel auch nicht die von 25 deutschen Konzernen gegründete ESMT (European School of Management and Technology) in Berlin, die aufgrund ihrer namhaften Gründerfirmen vor allem im Ausland gefeiert wird – wenn auch nicht immer unbedingt berechtigt. So schwärmt MBA-Direktor Nick Barniville von den gestiegenen Bewerbungen aus dem krisengeschüttelten Südeuropa.

Laut Placement Report von 2011 bekamen 60 Prozent der Absolventen einen Job in Deutschland. Die Hälfte der Absolventen landete in der Beratung oder im Finanzbereich, 16 Prozent bekamen einen Job in der Versicherungsbranche, zehn Prozent im Automobilsektor und sechs Prozent in der Produktion. Das spricht nicht unbedingt dafür, dass die 25 Gründer-Konzerne der ESMT, darunter Bosch, BMW, Siemens und ThyssenKrupp, zu den eifrigsten MBA-Rekrutierern gehören.

Auch die These, dass die gestiegene Zahl der deutschen Teilnehmer am Zulassungstest GMAT (Graduate Management Admission Test) ein Beleg dafür sei, dass mehr Deutsche nun ihren MBA in Deutschland machen – statt wie bisher in die USA oder nach Großbritannien zu gehen – ist falsch. Denn die Zahl der GMAT-Teilnehmer ist vor allem deshalb gestiegen, weil auch immer mehr konsekutive Master-Programme für Bachelor-Absolventen ohne Berufserfahrung den Zulassungstest verlangen.

So zeigt der Report des Testverwalters GMAC (Graduate Management Admission Council), dass die Zahl der deutschen Test-Teilnehmer unter 25 Jahren inzwischen bei 63 Prozent liegt und damit seit 2008 um 21 Prozent gestiegen ist. Das Durchschnittsalter beim Vollzeit-MBA in Mannheim liegt dagegen bei 29 Jahren, die durchschnittliche Berufserfahrung bei fünf Jahren.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.