Zurich Elite Business School: Dreiste Luftnummer

Von am 25. März 2007

Die Zurich Elite Business School (ZEBS) wirbt wiederholt auf ihrer Dozentenliste mit Professoren, die nichts von ihrem Glück wissen. Bei ihrem „MBA mit Praktikum“ findet die Schule ohne jegliche akademische Anerkennung aber auch Unterstützer.

„Ich habe nie an der Zebs unterrichtet noch eine andere Tätigkeit für die Zebs ausgeübt“, schreibt Professor Harald Hagemann von der Universität Hohenheim am 14. März 2007. „Von dem Erscheinen meines Namens auf der Homepage wusste ich nichts.“ Er habe dem Geschäftsführer der ZEBS, Adonis-Emmanouil Fragkakis, in der Zwischenzeit mitgeteilt, dass er für eine Tätigkeit an der ZEBS nicht zur Verfügung stehe und ihn aufgefordert seinen Namen von der Homepage zu entfernen.

Fragkakis habe ihn vor etwa zwei Jahren unter Verweis auf Kooperationspartner an der RWTH Aachen, der ESB Reutlingen und anderer seriöser Institutionen gefragt, ob er sich vorstellen könnte ebenfalls an der im Aufbau befindlichen Institution zu unterrichten. „Ich habe nicht grundsätzlich abgesagt, aber auch keine verbindliche Zusage gegeben, da das Ganze noch viel zu vage war“, schreibt Hagemann.

Er ist nicht der einzige, der sich ohne sein Wissen auf der Website der Schule unter „Lecturer“ bei dem „International Management Programm“ oder dem „MBA for Professionals“ wieder fand. Auch Professor Peter Nies, Dekan der European School of Business (ESB) in Reutlingen, war überrascht über seine angebliche Lehrtätigkeit an der Zebs. „Möglicherweise stand ich auch schon seit 2003 auf der Fakultätsliste der Zurich Elite Business School – wie andere honorige Kollegen der ESB und anderer Hochschulen, vermutlich durchweg „Luftnummern“ in Bezug auf ihre Aktivitäten für die ZEBS – wie ich auch“, schrieb er am 23. August 2006. Auch sein ESB-Kollege Rolf Daxhammer wusste nichts von seinem Glück und forderte ebenso wie Nies den Zebs-Geschäftsführer auf, seinen Namen von der Liste zu nehmen.

Wie es zu der großen Affinität des ZEBS-Geschäftsführers zur ESB Reutlingen kam, schrieb ESB-Professor Ditmar Hilpert bereits im März 2005: „Herr Fragkakis ist ein ehemaliger Absolvent des Studienganges MBE der Steinbeis-Hochschule Berlin. Viele ESB Kollegen haben Herrn Fragkakis in diesem Kurs als einen engagierten, hochintelligenten Studenten kennen gelernt.“ Im Frühjahr 2004 sei er auf die ESB zugekommen mit der Idee zur Gründung einer Business School in Athen, die analog dem Steinbeis-System aufgebaut sein sollte. Geldgeber seien Griechen, die bei den Olympischen Spielen viel Geld mit dem Bau von Gebäuden verdient hätten. Nach einigen Monaten habe er den Sitz seiner „Business School“ nach Zürich verlegt, da dort der Erhalt einer Hochschullizenz angeblich bei weitem einfacher sei als in Griechenland.   Bei seinen Gesprächen in Reutlingen habe Fragkakis immer darauf verwiesen, dass er schriftliche Kooperationsverträge mit der Haas School und der RWTH Aachen besitze und darauf gedrungen, auch einen Vertrag mit der ESB Reutlingen abzuschließen. Es sei jedoch nie eine schriftliche Kooperationsvereinbarung zwischen der ESB oder seinen Professoren oder dem – damals geplanten, aber bis heute nicht exisitierenden ESB Executive Institute – und Fragkakis geschlossen worden.

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Wie die Recherche damals ergab, bestritten die Haas School of Business an der University of California at Berkeley und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen eine akademische Partnerschaft mit der ZEBS.

Fragkakis will das bis heute nicht einsehen. „Entweder bin ich verrückt, oder ein unseriöser Geschäftsmann, den man auch als Betrüger bezeichnen könnte, oder Sie haben falschen Leuten getraut, die Ihnen unter dem Druck von „bad publicity“ keine korrekte Informationen gegeben haben“, schreibt er der Autorin im Februar 2007.

Bei seinem „International Management Programm“ setzt Fragkakis offenbar auf das Steinbeis-Modell des „MBA mit Praktikum“. Die Teilnehmer arbeiten in einem Unternehmen, bekommen nur ein geringes Gehalt und dürfen dafür nebenbei an der Zebs „studieren“ und den MBA erwerben. Anfangen können sie mit dem Titel allerdings nicht viel. Die ZEBS ist keine anerkannte Hochschule.

Das erste Programm ist offenbar dennoch gestartet. Auskunft über die beteiligten Unternehmen und die Dozenten, die tatsächlich an der Zebs unterrichten, gibt Fragkakis nicht. So antwortet er auf eine entsprechende Anfrage am 21. Februar 2007: „Für die nächsten 40 Tage werde ich mich mit Artikeln und ähnlichem nicht beschäftigen. Dementsprechend würde ich Ihnen für eine weitere Korrespondenz nach Ostern zur Verfügung stehen.“

Jürgen Schulze, Professor für Wirtschaftsrecht an der ESB Reutlingen, ist nicht nur – wissentlich –  im akademischen Beirat der ZEBS, sondern von Fragkakis auch sehr angetan. So schreibt er am 6. Februar 2007: „Was Sie als fragwürdig bezeichnen, sehe ich als innovativ an. Ich bin froh, dass es (noch) junge Menschen gibt, die Ideen haben, dafür Geldgeber finden und diese Ideen dann mit persönlichem Risiko und sehr viel Einsatz verwirklichen.“ Weiter schreibt der Reutlinger Professor: „Nach meinen Erfahrungen – gerade an der ESB – spielt der akademische Status einer Schule bei der Anstellung von Absolventen für die Unternehmen eine untergeordnete Rolle…. Und vor diesem Hintergrund ein neues MBA-Programm mit Praktikum anzubieten, ist innovativ.“ Dass der MBA jedoch ein akademischer Titel ist, vergisst der ESB-Professor offenbar dabei.

Siehe auch Artikel aus der NZZ

 

 

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.