RWTH Aachen eröffnet neue Business School

Von am 18. Mai 2017
gebäude RWTH Aachen Campus Campus GmbH Maren Richter

Die RWTH Aachen hat offiziell ihre neue RWTH Business School eröffnet. Angeboten werden neben dem modifizierten Executive MBA mehrere Studiengänge zum Master of Management and Engineering sowie verschiedene Zertifikate.

Anlass für die Gründung der Business School sei der neue RWTH Aachen Campus. In einer der größten technologieorientierten Forschungslandschaften Europas mit 16 Forschungsclustern sollen hier Industrieunternehmen und Hochschulinstitute intensiv zusammenarbeiten und sich zu interdisziplinär definierten Forschungsschwerpunkten austauschen. „Durch das Campus-Projekt bekommen wir in der Wirtschaft viel Aufmerksamkeit“, erklärt Professor Frank Piller, Gründungsdekan der RWTH Business School und Inhaber des Lehrstuhls für Technologie- und Innovationsmanagement an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen). „Dabei wurde auch an uns herangetragen, dass wir unsere Managementangebote ausbauen sollten, um die Transformation in der Industrie erfolgreich zu gestalten.“

Die neue RWTH Business School wolle nicht andere Schulen kopieren, sondern ihre Focus stets auch auf Technologie setzen. „Einige Business Schools haben ein ‚T‘ für ‚Technology‘ im Namen. Wir haben sie im Haus“, betont Professor Malte Brettel, Prorektor für Wirtschaft und Industrie an der RWTH Aachen. Die Business School ist eine Tochter der bereits Ende 2016 gegründete RWTH International Academy gGmbH und soll künftig alle Angebote bündeln, wo „Management drin ist“.

Ziel der neuen Bildungseinrichtung ist es, Führungskräfte optimal auf die beruflichen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Denn durch die immer schneller voranschreitenden technologiegetriebenen Innovationen verändern sich die etablierten Industrien und deren Prozesslandschaften radikal. „Manager von morgen müssen diese Entwicklungen verstehen, um ihre Unternehmen sicher durch den technologischen Wandel navigieren zu können“, sagt Professor Piller.

Zu den Angeboten der neuen Business School gehören neben dem Executive MBA vor allem Studiengänge zum Master of Science in Management and Engineering (MME) mit verschiedenen Vertiefungen, ein Doctor of Business Abminstration (DBA) in Kooperation mit der Maastricht School of Management sowie mehrere Zertifikatsprogramme.

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Eine wirtschaftswissenschaftliche Fakultät – die heutige School of Business and Economics – gibt es an der RWTH zwar schon seit 30 Jahren, doch bisher war sie vor allem in der Grundausbildung tätig. So wurde der bereits 2001 gestartete Executive MBA gemeinsam mit der Universität St.Gallen damals von der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät initiiert. 2009 erhielt die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät dann die AACSB-Akkreditierung und seitdem bekommen die Absolventen einen MBA-Abschluss der RWTH. Heute sind an der Fakultät 35 Professoren tätig.

Waren die Teilnehmer im Executive MBA anfangs ausschließlich Ingenieure, sind es heute nur noch 60 bis 70 Prozent und das Programm solle sich künftig weiter öffnen, so Professor Piller. Allerdings müsse bei den Teilnehmern stets ein Technologie-Bezug vorhanden sein.

Ab September 2017 bekommt der Executive MBA eine neue Struktur. Nach dem Grundstudium können die Teilnehmer zwei aus insgesamt sechs Tracks auswählen. Dazu gehören Bereiche wie Technology & Innovation Management, Digital Transformation, Industrie 4.0 oder – in Aachen einmalig – Predictive Enterprise (Data Science). „Wir bilden Technologie-Manager aus, die je nach Tätigkeitsbereich sehr unterschiedlichen Herausforderungen gegenüberstehen. Unser EMBA mit seinem Track-System ist der erste Master, der sich variabel konfigurieren und personalisieren lässt“, behauptet Helmut Dinger, Geschäftsführer der RWTH Business School.

Um bei der kleinen Klassengröße genügend Teilnehmer für die sechs Tracks zu bekommen, werden auch die Teilnehmer von entsprechenden Zertifikatskursen in die Kurse integriert. Ab acht Teilnehmern gebe es eine Durchführungsgarantie für einen Track. „Das ist natürlich eine Herausforderung“, gesteht Professor Piller. Aber ab 2018 hoffe man, mehr als 30 MBA-Teilnehmer zu haben. Ziel sei es, jeweils mit zwei Sektionen pro Jahr im MBA-Programm zu beginnen.

Neu ist auch der aus zwei Wahlpflicht-Modulen bestehende Block „Personal Development“. Angeboten wird dort zum Beispiel das Modul „Negotiations and Conflict Management“, das von einem Professor der Warwick Business School gelehrt wird. Weitere Bestandteile sind ein Studientrip aktuell nach Buenos Aires, eine „Enterprise Simulation“ sowie die Masterthesis.

Zudem soll das Programm internationaler werden. Bisher fand das Studium auf Deutsch statt. Ab September 2018 soll es nur noch auf Englisch angeboten werden. Bereits ab September 2017 wolle man mit der Umstellung beginnen. Damit soll auch die Zahl der bisher 20 bis 25 Teilnehmer erhöht werden. Grund dafür ist vor allem das Ziel, in fünf Jahren im internationalen Ranking der Financial Times (FT) platziert zu sein. Dazu müssen drei Jahrgänge mit mindestens 30 Teilnehmern das Programm abgeschlossen haben.

Vermarktet wurde der Executive MBA bisher von der Fraunhofer Gesellschaft. Die interne Vermarktung des Programms an Mitarbeiter aus den Fraunhofer Instituten laufe zwar weiter, doch künftig werde die Vermarktung von der RWTH Business School selbst übernommen, so Professor Piller. Dafür habe man bereits eine neue Mitarbeiterin eingestellt.

Alleinstellungsmerkmal MME

Hauptprodukt der neuen Business School sind die derzeit vier MME-Studiengänge. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, so Professor Piller. Den MME gebe es schon länger, als eine Art Wirtschaftsingenieur auf Englisch. Doch bisher wurde er von den ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten getragen. Nun wird er in die Business School integriert.

Die Studiengänge vermittelten den Studenten die neuesten Entwicklungen in Laser-Technologie, digitaler Produktion, Robotertechnik, Big Data oder nachhaltigen Energien und befähigten sie, dieses Wissen in brauchbare Lösungen zu transformieren. Das Blended-Learning-Konzept sei in Zusammenarbeit mit der Universität Cambridge entstanden. „Bei uns können die Studierenden modernste Produktionstechniken ausprobieren und sich so besser auf die neuen, digital geprägten Arbeitswelten vorbereiten, als in einer klassischen Management-Ausbildung“, sagt Professor Piller.

Im September startet neu – als erstes großes eigenständige Programm der Business School – ein MME in Technologie, Innovation, Marketing und Entrepreneurship (TIME), bei dem die Studenten auch drei Wochen an der Universität Cambridge verbringen. Man habe mit 20 Teilnehmern gerechnet, nun werde man wohl mit 70 bis 80 Teilnehmern starten, so Professor Piller. Der Studiengang (Studiengebühren 30.000 Euro) richte sich an Young Professionals mit einigen Jahren Berufserfahrung. Die Bewerber kämen zu 95 Prozent aus dem Ausland. „Viele erhoffen sich damit natürlich auch den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt“, so der Gründungsdekan.

Ziel sei es, jedes Jahr ein neues MME-Programm zu lancieren. Im September 2018 soll ein MME in Data Science starten, auch ein MME in Automotive ist in Planung. Und der MME TIME soll auf 100 Teilnehmer anwachsen.

In den nächsten drei Jahren will die RWTH Business School mehr als 20 Weiterbildungsprogramme anbieten, bei denen sowohl Managementfähigkeiten als auch aktuelle Technologien im Lehrplan stehen. Ob man später auch einen Vollzeit- und oder Parttime-MBA anbiete, sei derzeit nachrangig und wenn dann vielleicht einen TechMBA oder einen Joint-Degree mit einer anderen Business School, so der Gründungsdekan.

Auch der Bereich Executive Education soll ausgebaut werden. „Bisher haben wir das nur auf Anfrage angeboten“, so der Professor. Viele RWTH-Professoren hätten ihre eigenen An-Institute, wo sie Weiterbildung anbieten. Das versuche man jetzt stärker in der Business School zu bündeln

In fünf Jahren solle die RWTH Business School die Triple Crown haben (also die drei wichtigsten internationalen Akkreditierungen von AACSB, AMBA und EQUIS) und eine gute Positionierung im FT-Ranking. Gründungsdekan Piller ist dabei vom künftigen Potenzial der neuen Managerschule überzeugt: „Als Fakultät an einer Forschungsuniversität können wir anders mit den Unternehmen zusammenarbeiten und vieles besser verstehen als eine klassische Business School.“

 

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.