MBA-Studium: Selbst geschriebene Referenzschreiben?

Von am 17. Juli 2013

Der Bewerbungsprozess um einen MBA-Studienplatz gerät zunehmend ins Zwielicht. Essays werden immer häufiger abgeschrieben und nun zeigt eine Umfrage bei 377 potentiellen MBA-Studenten, dass 38 Prozent von ihren Referenzgebern gebeten wurden, das Empfehlungsschreiben doch bitte selbst zu entwerfen oder sogar zu schreiben.

Referenzen spielen eine wichtige Rolle für die Schulen, um auch die Meinung von Dritten zu erfahren. Gefragt sind aussagekräftige Informationen über die bisherigen Managementleistungen und das Führungspotenzial des Bewerbers und keine Floskeln, wie sie im Arbeitszeugnis stehen. Doch das ist offenbar vielen Referenzgebern zu viel Arbeit. Daher bitten sie die MBA-Bewerber, das Schreiben doch selbst zu entwerfen oder gleich zu verfassen.

Das zeigt eine Studie der Association of International Graduate Admissions Consultant (AIGAC), einer Vereinigung von Beratern, die MBA-Interessenten bei der Bewerbung unterstützen. Danach sollten 38 Prozent der 377 befragten potentiellen MBA-Studenten  ihre Referenz selbst schreiben.

Dabei gibt es interessante Unterschiede. So wurden Männer mit 43 Prozent deutlich öfter gebeten, ihr Empfehlungsschreiben selbst zu entwerfen oder zu verfassen als Frauen mit 27 Prozent. Während dies nur bei 26 Prozent der Amerikaner der Fall war, lag der Anteil bei internationalen Bewerbern bei 49 Prozent. Besonders hoch war der Anteil in Japan mit 61 Prozent. In Indien waren es dagegen lediglich 34 Prozent. Grund dafür dürfte neben den Sprachkenntnissen vor allem die fehlende Erfahrung sein. Amerikaner wissen in der Regel, was eine Business School lesen möchte. Einem japanischen Vorgesetzten dürfte das weniger klar sein. Bemerkenswert sind die hohen Anteile in der Finanzbranche (50 Prozent) und im Consulting (37 Prozent) und damit in den beiden Branchen, die am häufigsten MBA-Absolventen einstellen.

Wichtig ist jedoch, dass die AIGAC lediglich danach fragte, ob die Bewerber gebeten wurden, das Empfehlungsschreiben selbst zu entwerfen oder zu schreiben und nicht, ob sie es auch wirklich getan haben. Da es aber nicht einfach ist, gute Referenzgeber zu finden, dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bewerber dem Vorschlag nachkommt, nicht allzu gering sein.

Einige Schulen wie etwa Stanford verbieten es ihren Bewerbern allerdings ausdrücklich, das Referenzschreiben selbst zu verfassen.

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.