Für eine Handvoll Dollar

Von am 7. Juli 2009

Das Indian Institute of Planning and Management (IIPM) rühmt sich die beste Business
School Indiens zu sein und gibt seit Jahren an, mit etlichen renommierten Schulen in Europa und den USA zu kooperieren – oftmals fälschlicherweise. Doch obwohl die unseriösen Geschäftspraktiken bekannt sind, kooperiert so manche renommierte Business School mit der umstrittenen indischen Schule.
„IIPM – Best only in Claims“ titelte vor kurzem das indische Karrieremagazin Careers360
und durchleuchtete detailliert die seltsamen Geschäftspraktiken des IIPM, darunter auch die falschen Angaben zu den Partnerschulen.
Die großen indischen Zeitungen halten sich dagegen seit Jahren zurück mit Kritik an der
Business School. Schließlich ist das IIPM mit seinen ganzseitigen Anzeigen einer ihrer
größten Anzeigenkunden. Da lässt sich so manches renommierte Blatt schon mal zu
Lobeshymen hinreißen, wie sie das IIPM stolz auf seiner Website präsentiert. Allerdings ist dabei nicht immer erkennbar, ob es sich bei den präsentierten Artikeln nicht um redaktionell aufgemachte Anzeigentexte handelt.
Geadelt wurde das IIPM auch von Della Bradshaw, der bei der Financial Times(FT)
verantwortlichen Redakteurin für MBA-Themen und das MBA-Ranking. In ihrem 2006
erschienenen Artikel „The Maverick Management Guru“ schreibt Bradshaw bemerkenswert unkritisch über den „Honorary-Dean“ Arindam Chaudhuri und seine – nach eigenen – Angaben größte Business School der Welt.
Dabei hätte es schon damals auf der Hand gelegen, die vermeintliche Erfolgsstory zu
hinterfragen. So bekommen IIPM-Absolventen zum Beispiel ihren MBA-Titel von dem
unbekannten und in Belgien nicht anerkannten International Management Institute (IMI) in Brüssel www.timi.edu
Noch heute nutzt das IIPM seinen Coup geschickt. „IIPM in Financial Times, UK. Feature of the Week. Must read“ blinkt auf der Website. Es folgt der Link zu dem drei Jahre alten FTArtikel.
Auch der Trick mit den Partnerschulen ist schon alt. Bereits 2007 distanzierte sich die
Stanford Graduate School of Business deutlich von den falschen Angaben des IIPM, wonach Stanford gemeinsam mit dem IIPM zertifizierte Executive Education Programme anbieten würde. „Die Angabe ist falsch“, schrieb Gale Bitter, Associate Dean and Director. „Weder die Stanford Graduate School of Business noch die Abteilung Stanford Executive Educationhaben irgendwelche Verbindungen mit dem IIPM.“
Stanford ist bei weitem kein Einzelfall. Vor einiger Zeit tauchte auch die Chicago Booth
School of Business als Partner auf. Danach sollten IIPM-Studenten am Advanced Global
Management Programm von Chicago teilnehmen. „The World´s No.1 Ranked B-School.
What makes the programme perhaps most unique and distinct from any other similar
programme in India is the compulsory International Residency Programme on Advanced
Global Management that the students will undergo at the Graduate School of Business,
University Chicago.“
Auf Nachfrage reagierte Chicago sofort und schrieb dem IIPM am 23.Juni: „We kindly ask
that all mention of Chicago GSB being a part of this Advanced Global Management program be immediately removed from all pages of IIPM’s sites.“ „We are really sorry for this“, antwortete Chanda Mehra, Senior Manager-Global Outreach Program am IIPM.
Das Dokument wurde geändert und nun hängt „The World´s No.1 Ranked B-School“ quasi
im leeren Raum. Übrig blieb nur der Satz: „What makes the programme perhaps most unique and distinct from any other similar programme in India is the compulsory International Residency Programme on Advanced Global Management that the students will undergo.“ Wo die Teilnehmer das Programm nun besuchen, bleibt jedoch ein Rätsel.
Doch längst nicht jede renommierte Business School ist um ihren Ruf besorgt.
Bemerkenswert ist das Verhalten der Haas School of Business an der University of California Berkeley. Im Februar antwortete die kalifornische Schule dem indischen Magazin Career360, dass Berkeley nichts mit dem IIPM zu tun habe und man bereits gehört habe, dass die Schule dafür bekannt sei, fälschlicherweise Verbindungen mit Topschulen anzugeben. Dann korrigierte die Presseabteilung die Antwort und erklärte, dass es eine neue Kundenbeziehung zwischen dem IIPM und dem Center for Executive Education gebe. Das erste Programm finde im Juni statt. Und im Mai antwortete Berkeley, dass sich das IIPM als Kunde als eine „business school „participating“ with the Haas School of Business“ bezeichnen dürfe. Offenbar suchten die Business Schools so verzweifelt nach Kooperationen mit indischen Business Schools, dass sie dafür sogar ihren guten Namen hergeben, kommentierte Careers360 das Verhalten. Um ein paar Dollar mehr zu verdienen, gäben sie ihre ethischen Grundsätze und ihre Professionalität auf.
Dabei erweckt das Dokument sogar den Eindruck, als vergebe Berkeley Credits für das
Programm. Auf Anfrage von MBA Channel erklärt Berkeley am 2.Juli: „The Haas School has asked IIPM to take the Haas/UC Berkeley logo off its web site and marketing materials and to correct its language regarding the certificate of completion and the credits. The Center for Executive Education does not offer credits, only a certificate of completion with respect to the segment of the program that it has taught.“
Als „Partner B-School“ wird auch die Judge School an der University of Cambridge
aufgeführt. Dort hat man offenbar keine Bedenken, samt Logo in Zusammenhang mit der
fragwürdigen Schule gestellt zu werden. Die Schule biete IIPM-Teilnehmern ein fünftägiges Executive Education Programm in Cambridge an, schreibt die Pressestelle. IIPM habe Judge engagiert und die erste Gruppe beginnt im Juli 2009. Die Teilnehmer erhielten eine Teilnahmebestätigung und kein Universitäts-Zertifikat der Cambridge University oder der Judge Business School.
www.iipm.edu

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.