Ex-EBS-Präsident Jahns im TV: Betrüger oder Opfer?

Von am 5. November 2012

In einem Beitrag des Hessischen Fernsehens mit dem Titel „Betrüger oder Opfer“ beteuert der wegen gewerbsmäßiger Untreue angeklagte Ex-Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, erneut seine Unschuld und präsentiert sich als Justizopfer. Und er verblüfft mit der Aussage, dass er nur dank seiner eigenen Firma Millionen für die EBS akquirieren.

http://www.youtube.com/watch?v=2-eOg8MOvv4&hd=1

„Es gab einen Morgen, da hat mich meine Partnerin auf dem Balkon gefunden. Ich kann mich nicht mehr so richtig erinnern“, sagt Jahns zu Beginn des Beitrags. „Da wollte ich wohl vom Balkon springen, aus der 6.Etage.“ Selbstmordgedanken, von denen er selbst nichts mehr weiß? So richtig glaubwürdig klingt das nicht. „Ich bin von meiner Unschuld hundertprozentig überzeugt“, beteuert Jahns weiter. Nur warum sagt er nicht „Ich bin unschuldig“?

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 180.000 Euro über Scheinrechnungen aus der Hochschule für seine eigene Firmen aus der BrainNet-Gruppe abgezweigt zu haben. Immerhin hatte Jahns damals 17 Firmen mit teils verwirrend ähnlichen Namen.

Jahns bestreitet das, dreht das Ganze um und erklärt in dem TV-Interview: „Wenn ich meine Firma nicht gehabt hätte, hätte ich die EBS nicht so erfolgreich machen können. So konnte ich Millionen akquirieren.“ Da reibt man sich doch etwas verwundert die Augen.

So erfolgreich? Laut Bilanz hat die EBS 2010 über zwei Millionen Euro Minus gemacht und ihr Eigenkapital zum großen Teil aufgebracht – und das alles trotz staatlicher Fördermittel für den Aufbau der neuen Law School in Höhe von rund elf Millionen Euro. Verantwortlich dafür war Jahns als damaliger Präsident und CEO der EBS.

Weiter erklärt Jahns in dem TV-Bericht, er hätte sich nach der Umwandlung der EBS in eine Universität und damit der Zusage von über 24 Millionen Euro öffentlichen Geldern vielleicht als Präsident zurückziehen und sich ganz auf sein Unternehmen konzentrieren sollen. Nur dort sah es offenbar auch nicht gerade rosig aus, wie eine Mail von Jahns im Oktober 2010  zeigt.

„Ich weiß nicht, wo ich das Geld hernehmen soll, um diese Kosten zu decken, wenn nicht aus dem SMI. Ich denke, hierfür sollten wir dann meinen SVI (gemeint ist der SVI-Lehrstuhl an der EBS) nehmen; dann tut es niemanden weh und wir haben das Potential der Rückzahlung, ohne andere damit zu belasten“, schrieb Jahns darin und gibt sich zerknirscht: „Leider ist dieses Chaos in den vielen Gesellschaften so gewesen….Es ist sehr, sehr bitter, aber ich kann außer Konsequenzen in der Führung auch nichts mehr machen.“

Im Klartext: Es stand offenbar nicht gut um Jahns private Firmen. Daher plante er Gelder aus seinem EBS-Institut SMI für seinen Schulden zu verwenden. Gesamtsumme: über eine halbe Million Euro. In einer Mail gibt der damalige Controller von BrainNet dann detaillierte Anweisungen, wie das Geld von der Hochschule an die Firmengruppe von BrainNet bezahlt werden sollte: „Die Positionen müssen ebenso als Beratungsleistungen Ausland, Angebotserstellung etc. deklariert werden“, schreibt der Controller. Zur Ausführung des Zahlungsplans kam es jedoch nicht, da Jahns merkwürdiges Geschäftsgebaren davor aufflog.

Nach einem erfolgreichen Unternehmer klingt das eher nicht. Aber vielleicht kann er sich daran ja genauso wenig erinnern wie an seine angeblichen Selbstmordgedanken.

 

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.